Liebe Freunde,
man wird ja noch träumen dürfen...
Vom guten Präsidenten
(fast ein Gedicht)
„Selbstinszenierung“ spotten manche Medien gern,
nichts als billige PR in eigener Sache,
wenn sie über Jose Mujika,
den Präsidenten Uruguays schreiben,
den ehemaligen Guerilla-Kämpfer,
weil er 9o Prozent seines Präsidentengehalts an
wohltätige Organisationen spendet,
anstatt einer Luxus Limousine einen klapprigen
VW Käfer fährt
und seine, zum Amt des Präsidenten gehörende,
Sommer-Residenz für
100 syrische Waisenkinder geöffnet hat.
Dass er Marihuana legalisiert hat,
mag einigen Moralisten und Pharmakonzernen
auch ein kräftiger Dorn im Auge sein,
ebenso wenn er,
zusammen mit seinem dreibeinigen Hund,
Staatschefs in Sandalen empfängt.
PR? Warum nicht, sag ich mir.
Wie bewegend wäre es doch, wenn sich
unser Bundespräsident
so inszenieren würde.
Man stelle sich vor,
das Schloss Bellevue in der Mitte Berlins
voll mit Kindern syrischer Flüchtlinge,
was für ein großartiges Zeichen,
was für ein Aufsehen würde das in der Welt erregen,
wäre das nicht eines Präsidenten würdiger
als für Nato und Waffenindustrie wohlfeile Reden zu halten,
was für ein schöner Anblick wäre das
und Frau Merkel käme nachmittags zum Tee
und intoniert aus voller Brust:
„We shall overcome, some day“,
umringt von lachenden Flüchtlingskindern
und Herr Gauck stimmt fröhlich ein,
mit Sandalen und im Strickpullover
wie ihn Evo Morales trägt -
so eine „Selbstinszenierung“ würde sicher nicht nur mir
das Herz erwärmen.
Jose Muijka, der Blumenzüchter,
Widerstandskämpfer,
13 Jahre inhaftiert,
davon viele Jahre in Einzelhaft und strenger Isolation -
so ein Schicksal kann manchen anscheinend
einen milderen Blick auf die
Nöte der Mitmenschen bescheren.
Und einen liebevolleren.