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Teil 1:
Hallo Zollagent,
das hier aktuelle Thema, über das wir diskutierten, die Volksbefragung können wir wohl abschließen, denn wir haben hier eine getrennte Meinung, zumindest was die Bundespolitik anbelangt.
Hallo Zollagent,
das hier aktuelle Thema, über das wir diskutierten, die Volksbefragung können wir wohl abschließen, denn wir haben hier eine getrennte Meinung, zumindest was die Bundespolitik anbelangt.
Zollagent: Du sagst es. Du siehst in Volksabstimmungen die absolute Demokratie, das ultimative Heil und ich eben nicht. Jeder hat Gründe für seine Sichtweise. Ich denke, dabei können wir es belassen.
Das mit dem Nettogewinner BRD und wo und bei wem diese Gewinne anlaufen, solltest du mir noch mal erklären und am besten auch gleich, warum die BRD der größte Nettozahler in der EU ist.
Zollagent: Manchmal frage ich mich wirklich, ob dieses Unwissen nun wirklich da ist oder ob du es nur spielst, um nicht Dinge einräumen zu müssen, die du auch weißt, die aber nicht in deine Argumentation passen. Aber mal ganz kurz: Die Gewinne fallen in der Wirtschaft an und damit über die Lohnzahlungen auch bei der Bevölkerung. Denn Aufträge bedeuten Beschäftigung und Arbeitsplätze. Wir haben eine Exportquote von knapp 40 % des Bruttoinlandsprodukts. (BIP 2008: 2.407 Mrd. €. Export 959 Mrd. €). Neuere Gesamtzahlen habe ich leider nicht auf die Schnelle, jedoch zeigt dieser Artikel, daß der Anteil des Exports sich sogar noch steigert. Nun gehen von diesen Exporten knapp über 60 % (vorletztes Jahr 508 Mrd. €) allein in die Länder der EU. Importiert haben wir im gleichen Zeitraum aus der EU Waren im Wert von 392 Mrd. €. Nach Adam Riese ein Handelsüberschuß in Höhe von 116 Mrd. €. Und damit ein Bruttoverdienst allein an der EU in gleicher Höhe. Es gibt kein anderes EU-Land, das vergleichbar an der EU profitiert wie Deutschland. Nettozahler sind Länder, die weniger EU-Förderung bekommen, als sie Beiträge an die EU leisten. Das hat mit dem Verdienst an der EU recht wenig zu tun, die Beiträge orientieren sich aber an den Erlösen innerhalb der Gemeinschaft. Im Verhältnis zu den Einnahmen aus dem Wirtschaftsverkehr innerhalb der Gemeinschaft sind die berühmten "Nettozahlungen" schlicht Portokasse.
Ja, und am Besten auch gleich – wie viel Milliarden, inkl. der Bürgschaften für die EU und Hermes diese Nettogewinne am Tag der Abrechnung, nur für 2010 und das angebrochene Jahr kosten werden.
Zollagent: Exakte Zahlen dafür habe ich nicht, lediglich ein kleiner Blick in die Meldungen des statistischen Bundesamtes ist möglich. Und ein Überblick über die Form und Ausgestaltung von Bürgschaften zugunsten eines anderen EU-Landes. Hier scheint mir ein profundes Unwissen zu wuchern wie Unkraut. Und überall da, wo Unwissen wuchert, haben Demagogen aus allen politischen Lagern einschließlich der Boulevardpresse leichtes Spiel. Angesichts der Einnahmen aus der EU sind die Ausgaben auch der Dinge, die du so fürchtest, nur ein Bruchteil. Hinzu kommt, daß Bürgschaften nicht immer abgerufen werden, d.h. nicht immer Geld kosten. Hier wird meines Erachtens nach Panik produziert. Einen Grund hierfür gibt es nicht.
Zollagent, du musst das nicht tun, denn schließlich ist das ein riesiger Aufwand, aber es könnte dir gelingen und ich traue es dir auch zu, denn du erscheinst mir weit über das Normale hinaus qualifiziert und informiert zu sein. Ich habe den mir das mal so durch den Kopf gehen lassen und festgestellt, dass der deutsche Steuerzahler weit über die Nettogewinne belastet ist ohne diese Gewinne überhaupt zu Gesicht zu bekommen.
Zollagent: Ich hoffe, dir durch die obenstehende Überschlagsrechnung, die keineswegs den Anspruch auf absolute Genauigkeit erhebt, aber in ihren Grundzügen stimmt, diese Angst genommen zu haben. Nach wie vor ist die EU für Deutschland ein Goldesel.
Zur Telekommunikation – ja, da hast du recht die Zeiten haben sich schon doch extrem verändert, trotz der weiter bestehenden Monopole. Ein Beispiel aus einer anderen Brache sind die Windeln, die man früher für teures Geld als Stoff kaufen musste und nach Gebrauch gewaschen werden mussten. Das Windelstoffmonopol hat es da wohl erwischt, aber heute gibt es dafür ein neues, eben Pampers.
Zollagent: Ein Monopol zeichnet sich dadurch aus, daß es nur einen Anbieter gibt. Ich habe zwei Kinder, die die "Pampers-Phase" noch nicht allzulange hinter sich haben und ich kann dir versichern, es gibt mehr als einen Anbieter. Im Übrigen halte ich Stoffwindeln schon aus gesundheitlichen Gründen für besser. In den Einwegwindeln weiß man nicht immer, welche Zusatze da eingearbeitet sind, jede Mutter kann dir da sicher ihre Erfahrungen berichten, daß das Kind bei verwendung dieser oder jener Einwegwindel Ausschläge bekommt, wund wird und was der Symptome mehr sind. Stoffwindeln bestehen in der Regel aus Mull und sind deshalb wesentlich unbedenklicher. Man muß sie eben waschen, was nicht unbedingt billig ist, weil man sie ja als Kochwäsche behandeln muß. Demgegenüber stehen die Kosten für die Müllentsorgung der Einwegwindeln.
Auch hier muss ich dir recht geben ein Wahlprogramm ist nun mal wirklich keine Bibel und bewegt sich auch außerhalb der zehn Gebote. Das mit den Kompromissen bei den Hoteliers und der Atomlobby usw. na ja, das ist eben die Kunst des Machbaren. „Mag sein, dass viele der dabei mit eingeflossenen Interessen dir nicht gefallen“, das sind deine Worte und auch hier hast du einfach recht.
Zollagent: Mir hat auch nicht alles gefallen. Sind dir übrigens die Gründe für "das Geschenk an die Hotellobby" bekannt? Geh nach Bayern, ins Allgäu genau. Nämlich der Gegend, die in unmittelbarer Konkurrenz zu österreichischen Feriengebieten steht. Dort frage die Inhaber von Kleinpensionen. Denn die kämpfen seit Jahrzehnten damit, daß viele Urlauber nach Österreich abwandern, weil die dortigen Hotelbetriebe schon immer die 7 %-prozentige Umsatzsteuer haben. Geh ins deutsch-tschechische Grenzgebiet, dort wirst du die gleichen Antworten bekommen. Und dann geh nach Friesland. Ein Feriengebiet, das in Konkurrenz zu niederländischen Feriengegenden steht. Die Antwort wird nicht anders ausfallen. Mir selbst ist das ziemlich Latte, weil ich, wenn ich unterwegs bin, ohnehin auf Betriebskosten übernachte und die Umsatzsteuer, egal in welcher Höhe, komplett geltend machen kann. Das uninformierte Neidgeplärre in den diversen Foren steht mir aber Oberkante Unterlippe. Wenn man schon was kritisiert, dann sollte man wenigstens wissen, was man kritisiert und nicht die dümmlichen Schlagworte irgendwelcher Demagogen übernehmen oder die Parolen irgendwelcher Politiker, die sich in Populismus gefallen.
{Deine Worte: „Das permanente Geheule "das Volk" werde ausgeschlossen, halte ich für schlichten Unfug“. Hier widerspreche ich dir.} <<Ich nehme an, das war nicht Teil deiner Aussage!>>
Das mit den Banken musst du mir auch erklären, denn ich ging immer davon aus, dass die Bankenkrise von Privatbanken ausgelöst wurde und die Landes- und Staatsbanken weltweit einfach nur beschissen wurden. Übrigens auch Abertausende Anleger unter den sich Akademiker und hochintelligente Menschen, ja sogar Ökonomen befanden.
Zollagent: Du liegst mit deiner Ansicht schlichtweg falsch. Es sind und waren Staatsbanken oder ihre Töchter, die ihnen anvertraute Gelder von öffentlichen Unternehmen, Pensionsrückstellungen, Altersvorsorgen "zum besten Zins" anlegen wollten und dabei die damit verbundenen Risiken nicht beachteten. Vielleicht weißt du, daß in den USA die Bürger fast alle Zahlungen per Kreditkarte erledigen. Das ist bequem, birgt aber eine Gefahr: Man verliert den Überblick darüber, ob die Einnahmen und Ausgaben noch im Lot sind, denn die Belastungen für Käufe kommen oft erst zwei Monate nach dem Kauf. Als Sicherheit hat man Hypotheken auf deren Immobilien eingetragen. Und weils so schön war, hat man jede Preissteigerung (also quasi Werterhöhung der Immobilie) zur Erhöhung der Hypotheken genutzt. Das widerspricht einer kaufmännischen Grundregel, nämlich der Bewertung zum Niederstwertprinzip. Wurden nun die Menschen arbeitslos, dann konnten sie plötzlich die Raten ihrer Immobilienhypotheken nicht mehr bedienen und die Verwertung der Immobilie selber ergab nicht genug, um die Hypothek zu tilgen. Um dieses Risiko nicht selber tragen zu müssen, bündelten die US-Banken Hypotheken mit gutem Risiko mit solchen mit schlechtem Risiko und verkauften diese Pakete in alle Welt. Da der Zinssatz gut war, die Risikoabschätzung so gut wie nicht stattfand, gingen diese Pakete weltweit bei den "Bankgeschäftsamateuren" weg wie geschnitten Brot. Das alte Spiel, wie es schon mal stattfand mit argentinischen Staatsanleihen, die hoch verzinst wurden, aber mit dem argentinischen Staatsbankrott verloren gingen, wiederholte sich. Denn Sicherheiten, die man nicht verwerten kann, bedeuten im Risikofall den Verlust des angelegten Kapitals. Exakt das fand statt. Und bis auf die zwei von mir genannten Ausnahmen haben sich die deutschen Privatbanken aus solchen Geschäften rausgehalten, während die Banker der Staatsbanken diese vermeintlichen Schnäppchen kauften, als gäbs kein Morgen mehr. Das ist die Folge, wenn Posten bei solchen Institutionen nach Parteibuch statt nach Qualifikation vergeben werden. Die Anleger selber wissen oft gar nicht, wo und wie ihre Gelder angelegt werden. Da spielt ihre eigene Qualifikation gleich gar keine Rolle.
Aber im Nachhinein diesen Leuten die Schuld an diesem Desaster zu geben, nur weil man sie beschissen hat und Ackermann loben und als Profi bezeichnen, wie du es getan hast, da er den Beschiss kannte und diese Leute nicht gewarnt hatte, das halte ich für ungerecht Zollagent.
Zollagent: Oh doch, wer im Haifischbecken mitschwimmen will, sollte die Gebisse der Haie kennen. Und wer den Anspruch erhebt, im Bankengeschäft was tun zu wollen, der sollte auch tatsächlich was können. Ackermann hatte keinen Grund, seine Konkurrenz zu "warnen". Warum auch? Sollte er deren Geschäfte überwachen? Einem aufmerksamen Marktbeobachter kann es nicht entgangen sein, daß ein Profi wie Ackermann diese vermeintlichen Schnäppchen links liegen ließ. Daß man sich nicht selber die Frage gestellt hat, warum das so ist, zeigt, daß hier Amateure am Werk waren.