Teil 2:
Ich kann mir z.B. nicht vorstellen, dass es in einer direkten Demokratie noch Westerwelles, Brüderles, Merkels, Gabriels usw. - ich meine diese ganze Farbpalette von Ideologen und korrupten Seilschaften noch gibt. Es wird sich alles mehr auf die Sache selber konzentrieren und damit werden Menschen zum Zuge kommen, die etwas von der Sache verstehen und sich somit auch ernsthaft annehmen können.
Zollagent: Hier muß ich dich als höchst naiv bezeichnen. Es wird solche Menschen, die andere Interessen vertreten als die deinen (sie deswegen als korrupt zu bezeichnen, ohne wirklich Korruption nachweisen zu können, halte ich für unangemessen) immer geben. Und weißt du, wer die "direkte Demokratie", die dir so wichtig ist, ausnutzen könnte? Man denke an mitreißende Redner, erster und gleich Negativbeispiel ist Adolf. Der hat ganze Menschenmassen regelrecht hypnotisiert. Man denke an Haider in Österreich. Hast du den mal reden hören? Oder geh mal auf eine Veranstaltung von Scientology oder auch nur eine Anwerbeveranstaltung für so einen Direktmarketing-Vertrieb. Dort traut sich nach der Präsentation des Programms auch so gut wie Keiner, Nein zu sagen oder Bedenken zu äußern. Das ist eine der Gefahren der direkten Demokratie, nämlich ein Freibrief für Demogen und den Boulevard. Du könntest dich von solcher Beeinflussung vielleicht freisprechen. Otto Normalverbraucher aber in aller Regel nicht. Das hat nichts mit Dummheit zu tun, es gibt nun mal Argumentationstechniken, gegen die jemand, der nicht rethorisch geschult ist, gar nicht ankann.
Wenn man den Menschen das gegeben politische Werkstück, das es zu bearbeiten und zu verwirklichen gilt – so sauber vorträgt und erklärt, wie du es gerade mit diesem Beitrag für mich getan hast – sehe ich dein Problem, das du mit Volksbeteiligung hast nicht mehr so krass, wie du es siehst, denn du selber hast mir den Beweis geliefert, dass man erklären und belehren kann. Wir sollten unsere Mitmenschen nicht für dümmer halten, wie sie es sind und nicht unbedingt uns und unsere Meinung für die klügere und gescheitere.
Zollagent: Leider lassen sich nicht alle Themen so sauber zerlegen und in kurze Sätze fassen. Vor allem dann nicht, wenn sie sehr komplex sind (z.B. EU-Mitgliedschaft) und das Drehen an einer Stellschraube nicht nur eine Auswirkung hat, sondern deren viele, wobei dann die Summe der resultierenden Änderungen möglicherweise das übertrifft, was du eigentlich wolltest. Die Geschichte mit den Banken, die ist so was. Das Klischee, das man allenthalben wiedertrifft, ist, daß sich hier Bankmanager in ihren Anlagestrategien verrannten und ihre Anlagen verloren. Genau dieses Klischee stimmt aber so gar nicht. Denn "Die Banker", die man in Forenkreisen gerne in Visier hat, man denke an den vielgescholtenen Herrn Ackermann von der deutschen Bank, die haben sich aus diesen Geschäften herausgehalten. Die Banker, die diese Geschäfte machten, das waren Manager von staatlichen oder staatseigenen Banken, mit ein oder zwei Ausnahmen. Das waren Landesbanken oder die Töchter von Landesbanken. Hier haben sich Amateure auf ein Glatteis begeben, das eigentlich Profis vorbehalten sein sollte und sind prompt eingebrochen. In diesem Licht betrachtet, ist die Bankenrettung - mal ganz unabhängig davon, welche Folgen man sonst noch abwenden wollte - auch nur ein konsequentes Umsetzen des Verursacherprinzips. Staatliche Banken wurde bzw. werden durch staatliches Handeln gerettet. Daß es auch - so weit ich weiß - zwei Privatbanken gibt, die den "Rettungsschirm" auch in Anspruch nahmen, bestätigt eher die Regel. Und nun, wer ist kompetent genug, zu übersehen, welche Folgen man in Kauf nehmen müßte, würden diese Landesbanken nicht gerettet? Traust du dir das zu? Und Lieschen Müller aus der Nachbarschaft, die gerade mal so hinbekommt, ihre Stromrechnung zu überweisen, soll da ein Votum abgeben? Schickst du auch jemanden, der gerade mal fahrradfahren gelernt hat, auf die Tour de France? Das wäre nämlich der Anspruch, der zu erfüllen wäre.
Alles ist nur eine Sache der Bildung, die zwar nicht jeden erreichen kann, jedoch die meisten, wenn man Bildung so gestaltet, dass sie überall – in der letzten Ecke der Welt ankommt und niemand mit seinem Unvermögen, wie es heute ist, allein gelassen wird.
Zollagent: Sorry, hier widerspreche ich dir heftigst. Wie soll jemand aufgrund irgendwelcher zwangsläufig höchst vereinfachter Erklärungen einen Kompetenzstand erreichen, der normalerweise ein 12-semestriges Studium voraussetzt? Übrigens ist absolut niemandem der Zugung zu Bildung verwehrt. Wir haben ein Volksbildungssystem, das in der Welt seinesgleichen sucht. Es gibt öffentliche Bibliotheken mit reichhaltigem Material, die Unibibliotheken sind auch für jedermann offen, man kann Bildungskurse bei der VHS belegen, man kann das Telekolleg nutzen, man kann inzwischen ganze Vorlesungsserien übers Internet runterladen. Unsere Erwachsenenbildung nutze ich z.B. sehr intensiv. Alle zwei bis drei Jahre mache ich in meinem erlernten Beruf, Betriebswirt Fachrichtung Personal, einen Auffrischungslehrgang. Das erfordert nur, sich in Bewegung zu setzen.
Bildung ist das A und das O, die es leider so nicht gibt, wie sie sein sollte. Ein großer Bildungsplan, der alles umfast - wird diese Welt total verändern und Utopia wird Wirklichkeit. Extremisten und Demagogen, die du hier benennst sind nur zugegen, da es an bei ihnen an Bildung fehlt.
Zollagent: Wenn du aber Otto Normalverbraucher derart überforderst, dann schlägt die Stunde der Demagogen. Die müssen nicht wirklich was wissen. Es reicht, wenn sie vermitteln, sie wüßten was und vor allem, sie hätten
einfache Lösungen parat. Weshalb sollte man sich der Anstrengung unterziehen, tief in die Materie einzusteigen, wenn es doch was Einfaches gibt? Die Menschen gehen nun mal gern den Weg des geringsten Widerstands. Und glauben gern, daß es ihn auch gibt. Ich selbst habe schon die Reaktionen des enttäuschten Publikums, die Buhrufe, die mir galten, erlebt, wenn ich mal solche Werbeveranstaltungen gesprengt habe, indem ich einfache und kurze Fragen gestellt habe, die eben kein Ausweichen zuließen. Solches wollen die Menschen auch nicht hören. Sie solidarisieren sich dann sogar mit denjenigen, die sie belügen. Einfach nur, weil sie sich von diesen den "einfachen Weg" versprechen. Ich hatte mein Lebtag mit Menschen zu tun. Sowohl mit Einzelpersonen als auch mit Menschengruppen. Bei beiden brauchst du eine unterschiedliche Psychologie. Und gerade die Letzteren sind die Manövriermasse der Demagogen. Das Einzelne Mitglied einer solchen Menschenmasse mag intellektuell in der Lage sein, zu erfassen, ob das, was er/sie hört, vernünftig ist. Ist man Teil einer Menge, dann ist das zu Ende.
Zollagent, wenn es diese Bildung gäbe, glaube mir, dann würde die Welt sich über unsere Beiträge auf diesem Strang nur amüsieren. Sie würden sagen, was haben diese beiden Idioten aus dem Mittelalter doch für Probleme gehabt.
Zollagent: Du hast einen Hang zum Idealisieren. Hatte ich auch, als ich frisch von der Uni kam. Nun, nach knapp 25 Jahren sehe ich die Sache anders. Da hat mich die Erfahrung geprägt.
Na ja, wenn wir ehrlich zu uns sind – leben wir auch noch auf einer Scheiben und das Universum dreht sich um uns. Zumindest in der Politik, werde ich diesen Verdacht nicht los.
Zollagent: Das erschließt sich mir nicht. Ich sehe mich selbst so gar nicht. Ich habe nur gelernt, Patentrezepten zu mißtrauen wie der Karpfen dem Leckerbissen. Denn irgendwo haben die alle ihre Haken. Patentrezepte haben dort, wo's um Menschen und ihre Reaktionen geht, noch niemals funktioniert und sie werden niemals funktionieren.
Zollagent hier wird es ganz klar und deutlich, dass wir uns tatsächlich noch im Mittelalter - zur Zeit der Raubritter und derer befinden, die ihrem Nächsten nicht die Butter auf dem Brot gönnen, da sie Angst haben man wird ihnen ihre Wasser und Brotration deckeln.
Zollagent: Schwarz-Weiß-Denken ist unangebracht. Du unterstellst jetzt, daß ich jegliches soziale Aktivität als falsch ansehe. Läßt sich ja auch einfach dagegen argumentieren. So ist es aber nicht. Ich wende mich gegen die Auswüchse dieses sozialen Handelns, die die Unterschiede zwischen denen, die tätig sind und denen, die alimentiert werden, einebnen. Diese Auswüchse sind es nämlich, die denen, die die Alimentation erbringen, langsam die Luft abschnüren.
Den Armen trifft nicht die Schuld, wenn der Reiche zuviel hat, das ist ein Paradoxum. Nur weil ich in Hartz geboren und in Hartz leben muss – bin ich auch nur ein Mensch der Hunger hat Träume und das Recht auf Leben. Wer das nicht begreift und verstehen kann ist für mich nur ein Unmensch, der nicht verstanden hat, dass es so nicht naturbedingt sein muss. Man kann diese Situation ein und für allemal beenden.
Zollagent: Schuld oder Unschuld ist hier nicht die Frage, denn dann müßtest du auch die Frage beantworten, welche Schuld jemand, der Geld hat, daran trägt, daß ein Anderer nichts hat. Was habe z.B. ich meinem Nachbarn, der seit 20 Jahren von Sozialhilfe und heute Hartz IV lebt, weggenommen? Ich will es dir sagen: Gar nichts! Und deshalb hat die Schuldfrage auch nichts hier zu suchen. Was getan werden muß, ist, Möglichkeiten zu schaffen, um aus der Armutsfalle herauszukommen. Leider ist derzeit die Alimentation so bemessen, daß jemand sogar spürbar an Lebensstandard verlieren kann, wenn er eine bezahlte Tätigkeit annimmt. Und das ist der Knackpunkt. Warum sollte er dann seine Alimentation verlassen? Beenden kannst du so was auch nicht, weil es immer Menschen geben wird, die sich selbst mehr erwirtschaften als andere. Im übrigen sei dir gesagt, daß da, wo Menschen leben, immer Dynamik herrscht, "Ein für allemal" gibt es in menschlichen Gesellschaften nicht.
Das Zauberwort heißt “Erneuerbare Zahlungsmittel” - Weltweite Grundversorgung für Menschen und Nationen - der Weg hin zu einer anderen Gesellschaft. Und das, ohne dass auch nur einer einen Cent dafür aufbringen muss.
Zollagent: Mit solchen Theorien habe ich schon oft zu tun gehabt. Sie haben allesamt eines gemeinsam: Sie klingen schön und sie funktionieren nicht. Es sind die Modellbilderer derer, die in unserer Marktwirtschaft nicht zurechtkommen und deshalb glauben, mit Regeländerungen "mehr vom Kuchen abzubekommen". Sorry, das wird nicht funktionieren. Wer mehr haben will, muß mehr tun. Ich habe dir weiter oben ja schon gesagt, was ich von Patentlösungen halte.
Hast du eine Kontokarte oder eine andere Karte, wie z.B. von deiner Krankenkasse, die mit Hilfe eines Pins Geld aus einem Automaten spendet. Eine solche, pingesicherte Karte erhält jeder Staatsbürger, mit einem Glückwunsch zu seiner Volljährigkeit zum 18. Geburtstag.
Mit dieser Karte, die meinetwegen auch durch einen Fingerabdruck gesichert ist – gehst du z.B. ins Postamt oder an deinen Geldautomaten in der Bank, der umgerüstet werden muss oder du gehst einfach zu deinem Bürgersamt, deinem Rechner mit Kartenleser und gibst dein Votum ab – wo auch immer, das ist nur eine Sache der Organisation.
Zollagent: Dieser Vorschlag ist gar nicht unähnlich dem, was ich in meiner Antwort an Agano schon aufbrachte. Ich ging allerdings von Stimmabgabe zu Hause aus. Nur, weshalb brauchst du Karte mit Pin, wenn du ohnehin zu einem Wahlort gehst? Dort wirst du identifiziert und kannst deine Stimme auch ohne abgeben. So ist der ganze Apparat eine kostenintensive Freiübung ohne Nutzen.
Star Trek ist schon Wirklichkeit und alles was gebraucht wird, an Technologie, längst vorhanden.
Zollagent: Leider ist das nicht so. Die Technologie ist nur bei einem Teil der Bevölkerung vorhanden und die Sicherheit dieser Technologie ist absolut gar nicht gewährleistet. Kleiner Test: Spiel den "Advocatus Diabolo" und suche nach Möglichkeiten, genau dieses System zu mißbrauchen. Du wirst viele Wege finden. Und so lange du fündig wirst, ohne wirklich ein Experte sein zu müssen, so lange ist ein Verfahren ungeeignet.
Die Großmutter oder andere behinderte Menschen - setzen wir in ihren Rollstuhl und fahren sie zum Bürgersamt, so kommen sie auch mal an die frische Luft, Post, Geldautomat oder helfen ihr an unserem Rechner, ohne sie zu beeinflussen, ihre Stimme abzugeben. Die Sennerin auf der Alm, oder andere Menschen, in sonstigen abgelegen Ecken dieser Welt, erhalten auf Grund ihrer Situation, um ihnen die Wahl zu ermöglichen, einen vom Staat finanzierten WLAN-Stick mit Lesegerät, der sie mit der Welt verbindet.
Wie gesagt Zollagent, das ist alles nur eine Frage der Organisation und der Sicherheit dieser Verbindung zum Wahllokal. Weiter ein Großrechner nimmt die abgegeben Stimmen an und liefert sie direkt an die Wahlkommission. Natürlich auch die, für die Menschen, die sich durch die frische Luft zu Fuß – zu ihrem Wahllokal begeben haben.
Zollagent: Das unterscheidet nun das bisherige Verfahren worin von dem, was du vorschlägst?
Ja, einfacher geht es nicht und dafür bin ich dir dankbar, denn jeder hat uns nun beide verstanden, wenn er nur will.
Wir werden es auch fertigbringen, die komplexeren Argumentation in der Politik - so zu vermitteln und aufbereiten, das es, bis aud wenige Ausnahmen, jeder verstehen kann und sich seine eigene Meinung zur anstehenden Volksabstimmung bilden kann – auch ein 18jährigen Schullabbrecher, eine 43jährigen Montagearbeiter, ein 30jährigen Supermarktmitarbeiterin oder gar ein 80jährigen Rentner, der zwar noch ganz fit ist, aber schon mit der Programmierung seiner Spülmaschine überfordert ist. Es ist alles nur eine Frage der Aufbereitung, Erklärung und Vermittlung einer Thematik.
Sicher birgt alles Gefahren in sich und ich verstehe deine Bedenken, auch dass z.B. ein aufgeklärter Wähler eine Gefahr für unsere heutigen Politiker ist. Diese Wenigen, wie unsere Politiker und sogenannten Demokraten, die noch nicht verstanden haben, werden es auch irgendwann tun und eine neue, weltweite Demokratie einläuten – natürlich nicht die von gestern und heute, das ist einfach nicht möglich.
Gruß Wolfgang
Zollagent: Visionen sind ja gut und schön. Nur müssen sie realisierbar sein. Ein aufgeklärter Wähler ist keine Gefahr. Ein Dummer aber sehr wohl.