Neuer INWO-Kommentar zu den aufkommenden Geldhaltegebühren:
Migros Bank für die Erprobung von Geldhaltegebühren?
Albert Steck, Analyst der schweizerischen Migros Bank, kritisiert die Idee einer Geldgebühr und beweist dabei doch die Notwendigkeit und Logik einer solchen Maßnahme. Detailliert beschreibt er den historischen Ansatz. Doch trotz seines ablehnenden Fazits wird dem kritischen Leser klar, dass die aufgeführten Bedenken vor allem ideologisch, und keineswegs ökonomisch begründet sind. Man könnte fast meinen, Albert Steck warnt vordergründig und möchte tatsächlich werben.
Glasklar, wie kaum ein zweiter seiner Zunft, benennt er das Dilemma der Notenbanken: »Ihre Negativzinsen wirken nur, wenn die Leute nicht ins Bargeld flüchten.« Damit ist von vornherein klar: Wer akzeptiert, dass steigende Zinslasten für die dramatisch hoch verschuldeten Gesellschaften keine akzeptable Perspektive darstellen, der muss Maßnahmen gegen die Bargeldhortung ergreifen. Der Titel seines Beitrags »Negativzinsen – oder das Ideal vom schrumpfenden Geld« vom 18. April 2016 beinhaltet eine Botschaft: Negativzinsen auf Zentralbankgeld können nur im Zusammenspiel mit Gebühren für die Bargeldhortung funktionieren. »Wer nämlich das Geld unter der Matratze aufbewahrt, kann den Negativzins einfach umgehen«, schreibt Steck zutreffend.
Steck benennt gute Gründe für eine Geldgebühr und zitiert zahlreiche namhafte Protagonisten. Sein Eingangssatz: »Der Staat kann mit dem Schuldenmachen Geld verdienen«, bleibt auffällig ohne Wertung. Ein funktionierender Staat braucht Einnahmen und es spricht nichts dagegen, diese Möglichkeit zu nutzen. Der Autor könnte an dieser Stelle klarstellen, dass sich negative Renditen für Staatsanleihen aus dem weltweiten Überangebot an Ersparnissen und nicht unmittelbar aus den negativen Zentralbankzinssätzen ergeben. Doch das wird den meisten sachkundigen Lesern auch ohne diesen Hinweis klar werden. *
Um den Eindruck zu unterstreichen, dass er zu den Kritikern einer Geldgebühr gehört, verwendet der Autor den ideologischen Kampfbegriff "Schwundgeld". Im Text hebt er aber, etwas verklausuliert, hervor, dass die Geldgebühr, als Ergänzung der negativen Notenbankzinsen, über den Konsum die Wirtschaft ankurbeln kann. Sein direkt auf diese Hervorhebung folgendes Dementi ist wachsweiche Ideologie und im entscheidenden, ökonomischem Punkt unzutreffend: »Persönlich halte ich sowohl die Negativzinsen als auch das Schwundgeld für gefährliche technokratische Utopien. Sie suggerieren, man könne den wirtschaftliche
Fortschritt zentral gesteuert, quasi per Knopfdruck, erzwingen. Dazu müsse man lediglich ein bestimmtes «Fehlverhalten» der Menschen korrigieren, hier: die als schädlich taxierte Neigung zum Sparen« (...)
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