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Jetzt komme ich in die Verlegenheit mir vorstellen zu müssen, wie bei mir eine "schwere Hungersnot" ausbrechen könnte und dabei lebe ich am Rande einer großen Stadt und bin geplagt von den dollsten Wetterextreme, bis hin zur Frühjahrsdürre. Für meine eigene "schwere Hungersnot" könnte ich bestenfalls die Hungersnot vor allem in der Stadt, also Einwirkungen von außen auf meine Erträge und Vorräte, verantwortlich machen. Derweil die Menschen auf dem Lande durchaus über mehr eigenes, oft bewirtschaftetes Land verfügen als ich und es viele Städter in der Not nicht bis dorthin schaffen.[...]
In seinen frühen Anfängen (industrielle Revolution) entwickelte der Kapitalismus weder ein Proletariat, noch Armut, sondern traf genau das an: bitterste Armut. Die Menschen verließen nicht die Landwirtschaft, weil es auf dem Lande so idyllisch, auskömmlich und schön war, sondern weil auf dem Lande das blanke Elend grassierte. Schwere Hungersnöte insbesondere auf dem Land waren über Jahrtausende gang und gäbe. Das war gegeben, als der Prozess der Industrialisierung begann. Und er kam zur rechten Zeit, denn im Vergleich zum Massiv-Elend auf dem Lande ging es selbst in den ganz frühen Zeiten der Industrialisierung den Menschen relativ besser und zwar obendrein mit sich stetig verbessernder Tendenz.
[...]
Jetlag
Dabei haben die Landeier deutlich ausgeprägtere Lagermöglichkeiten als in der Stadt gemeinhin verfügbar. Da wird es dann noch schwieriger eine "schwere Hungersnot" zu erleiden, jedenfalls im eigenen Ermessen. Wenn man vom Land vertrieben wurde oder der "Verheißung" zu weit weg folgte sieht es schon anders aus. Nehmen wir mal die zweite Welle der Landflüchtlinge, die sicher schon in Massen aufliefen und so den gebotenen Lohn drückten. Die standen erst einmal wenig sozial eingebunden in einer fremden "Gegend", wahrscheinlich vor den Toren der Stadt. Wenn man dies nun mit den aktuellen Wanderungsbewegungen und deren Auswirkungen vergleicht werden die sich kaum besser gestanden haben als man dies heute so erlebt. An solchen stellen bricht dann das Elend aus was Du auf dem Lande lokalisierst.
Ob sich die Lebensqualität tatsächlich verbesserte? Quellwasser hat heute den Beigeschmack vergiftet zu sein, mit der Luft macht das Atmen auch nicht immer Spaß, der Lärm wabbert über allem und die Nacht wird zum Tag.