Zitat:
«"Es ist ein Gefühl, als ob diese Wand plötzlich da ist, weil sie nicht mehr wissen, was noch angemessen ist - es ist beunruhigend", erklärt Quincoces. "Ich habe den Eindruck, sie sind vorsichtiger, förmlicher im Umgang mit Kolleginnen. Und ich kann es ihnen nicht verübeln, denn die Vorfälle sind allgegenwärtig. Jeden Tag gibt es neue Vorwürfe."»
Es ist aber nicht so, dass sie nicht mehr wissen, was noch angemessen ist, sondern dass es kein "angemessen" mehr gibt. Schon jedes positive Kompliment gilt heute als sexueller Übergriff, und die Sichtweise, dass allein das "Opfer" definiert, wann es sich als "Opfer" fühlen will, heißt, dass es kein greifbares, erfassbares, vorhersagbares Niveau des Angemessenen mehr gibt. Es wird immer erst hinterher und willkürlich gewertet und eingestuft, ob gut oder nicht gut, und es hängt oft von anderen Umständen ab, als die, die für Männer vorhersehbar sind.
Das Problem ist, dass man hier eben nicht zum Schutz der Frau irgendwo eine rote Linie gezogen und verkündet hat, sondern dass es nie um den Schutz der Frau ging. Es ging immer nur darum, eine taktische Waffe aufzubauen, um Erpressung zu betreiben, und deren Wesen ist eben gerade nicht, an greifbare und allgemeingültige Kriterien gebunden zu sein.
Ein Schutz der Frau hätte als Ziel, dass etwas nicht mehr passiert. Das setzt es von der Vorgehensweise voraus, dass die Grenze bekannt ist: Bis hierher und nicht weiter. Möchte man eine Grenze schützen, ist es erforderlich, dass sie erkennbar ist. Denn man möchte den "Täter" ja von deren Übertretung abhalten, und dazu muss er sie vorher erkennen können.
Hier aber hat man eine Falle gebaut. Und die Funktionsweise einer Falle ist, dass man sie vorher eben nicht erkennt. Ziel einer Falle ist ja gerade, dass Leute reintappen.
Und diese Verunsicherung, dieses am-Besten-gar-nichts-mehr-machen, ist ein sehr deutlicher Beleg dafür, dass es hier nur um Fallen und nicht um Schutz geht. Frauen haben sich effektiv selbst als Köder der Falle ausgelegt.
Das Problem mit einem vergifteten Köder ist aber, dass das irgendwann bekannt wird, und niemand den Köder noch anrührt. Und auch sonst nichts, was wie der Köder aussieht. Und genau das ist eingetreten.
Zitat:
«Die jüngste Welle der Sexismus-Vorwürfe hat diese Vorsicht noch deutlich verstärkt. Plötzlich fragen sich auch früher lockere Kollegen, ob sie ihrer Kollegin noch ein Kompliment machen oder sie nach ihrem Wochenende fragen dürfen.»
Nein.
Schlimmer: Sie fragen sich nicht mehr, ob sie noch dürfen. Sondern, ob sie noch wollen, ob sie noch müssen.
Früher galt man als rüde, unhöflich, schlecht erzogen, wenn man Frauen keine Komplimente gemacht hat. Das war mal eine Selbstverständlichkeit, und Frauen reagierten perplex oder versauert, wenn man das überging. Heute lässt man den Quatsch einfach bleiben, inbesondere weil das Risiko weit höher als der mögliche (nicht der zu erwartende, sondern der mögliche) Nutzen ist. Selbst wenn man noch dürfte: Man
will nicht mehr.
- Hadmut Danisch, bei Wikimannia
«Der weltweit renommierte Professor für Sozialpsychologie Roy Baumeister[wp] hat sich in seinem Buch "Is There Anything Good About Men?" (Oxford University Press 2010) unter anderem der Frage gewidmet, wie aus einer ursprünglichen Befreiungsbewegung wie dem Feminismus eine totalitäre, massiv unterdrückerische Bewegung entstehen konnte.
Da die Frauenbewegung in den 1960er und 1970er mit dem Erreichen vernünftiger Ziele sehr schnell sehr erfolgreich war (es gab ja praktisch keine Männer, die den vernünftigen Forderungen der Frauen irgendeinen Widerstand entgegensetzten), erklärten sämtliche gemäßigten Frauen der Bewegung ihre Arbeit für beendet und wandten sich anderen Dingen zu.