Der Risikoaufschlag ist gerade dazu da, das Risiko künftig notwendiger Preisnachlässe abzufedern. Besser als Preisnachlässe wäre die Formulierung: künftiger Marktpreisentwicklungen.
Aber ja: Ich habe natürlich ein wenig vereinfacht. Wer zum Wesen der Dinge vordringen will, muss sich zunächst auf den Kern konzentrieren. Dass die Realität ihre Überraschungen bereit hält (in der Messtechnik sagten wir "Dreckeffekte" dazu), sollte man nicht explizit erwähnen müssen.
Selbst auf den ersten Blick einfache Konstrukte wie eine Herstellungskostenkalkulation hat jede Menge Tücken. Da muss nur der Willi an der Säge krank werden, der Schorsch springt für ihn ein, und weil er das nicht täglich macht, produziert er mehr Ausschuss. Und da sind wir noch nicht mal bei Feinheiten wie der Umlegung von Gemeinkosten auf den Kostenträger.
wenn man die Kosten immer einfach an die Kundschaft, oder allgemeiner gesagt, an den Markt, durchreichen könnte, gäbs vermutlich nie Pleiten oder Sorgen
im Moment findet aber das berühmte "Rattenrennen" statt
sprich, die Rabattforderungen werden immer höher und höher, nach dem Motto:
"willst du n Auftrag, dann geh mal 25% mit dem Preis runter ... oder willst du keinen Auftrag !?"
für viele Unternehmen heißt das schlicht: "schlechten Auftrag annehmen ... oder lieber Kurzarbeit ?!"
da viele Unternehmen noch tariflich oder arbeitsrechtlich gebunden sind, bleibt dieser Preisdruck erst einmal an den Unternehmen hängen
erst zeitversetzt wird dann diese Rabattschlacht auch über die Löhne an die Arbeitnehmer weitergegeben werden, sobald Tarife auslaufen oder Arbeitsverträge es hergeben ... und so setzt sich das deflatorische Rattenrennen dann durch die gesamte Volkswirtschaft nach unten fort
da hilft auch das wilde Gelddrucken der EZB nichts, weil dieses Geld erst gar nicht nachfragewirksam, also inflatorisch, im Markt ankommt
weder im Konsum, und schon gar nicht in der Investition