Ist die Linke impotent?
Bei aller Verwirrtheit Biermanns gestern in Bundestag muss man ihm zugestehen, der Linken einen wahren Satz gesagt zu haben: „Ihr wollt, aber Ihr könnt nicht“.
Gestern hatte ich einen Disput mit Bodo Ramelow, dem vielleicht ersten kommenden linken Ministerpräsidenten eines Bundeslandes. Auf meine Frage, warum er nicht zu politischen Streiks aufrufe- etwa, indem er selbst für einige Tage symbolisch streiken würde, antwortete er:
„Gegen wen soll ich streiken?“
Darauf schrieb ich: „Herr Gysi und Frau Kipping haben meine Frage durchaus ernsthaft beantwortet. "Warum streiken Sie nicht, um Ihren sozialen Forderungen als Linke Ausdruck zu verleihen?" Es geht nicht um ein "gegen", sondern um ein "wofür". Als prominentes Beispiel für Viele, die heute gegen das Kapital auf die Straße gehen, um morgen dem Kapital durch ihre Arbeit zu dienen. FÜR Menschen, lieber Herr Ramelow, die nach dem suchen, was eine der schärfsten Waffen der Lohnabhängigen ist: die Arbeitsverweigerung. Sie wissen, dass Ihr Beispiel durchaus Schule machen könnte.
Ramelow:
Offenbar wissen Sie nicht was ich gerade mache! Schade eigentlich....
Ich: Lieber Herr Ramelow, Sie werden wahrscheinlich Thüringens Ministerpräsident. Sie mögen Einheitsgewerkschaften. Beides macht es unwahrscheinlich, dass Sie spontane und direkte Aktionen befürworten. Verstehe ich das richtig? Dann sind Sie also niemand, der mit persönlichem Risiko dafür eintritt, dass Menschen aktiv werden. Sie fordern zur Passivität auf. „Wählt die Linke, aber macht nichts selbst“, scheinen Sie zu sagen. Oder?
Ramelow:
Sie drehen mir das Wort im Mund rum um auf das von Ihnen gewünschte Ergebnis zu kommen! Widerlich!
Ich: So schnell wechseln Sie also von der Sach- in die persönliche Ebene. Ich darf Sie doch öffentlich wortgetreu zitieren?
Darauf antwortete Ramelow nicht. Kann er nicht, will er nicht? Wohl beides.