Es ist die größte Tat in der Menschheitsgeschichte, den Geldumlauf bei sinkendem Kapitalmarktzins, und fallenden Renditen ungebrochen in Gang zu halten.
Mit Freigeld ist das kein Problem. Darum verändert Freigeld alles was wir heute kennen, sehen und denken. Größere Unterschiede sind kaum vorstellbar. Allein der Wegfall von ungewollter Arbeitslosigkeit, würde das Lebensgefühl in ungeahnten Maßen verändern, weil damit z.B. auch ein Großteil der wirtschaftlichen Risiken weg fällt, denen eine Durchschnittsfamilie heute noch hilflos ausgeliefert ist.
Man stelle sich nur mal die Auswirkung auf Familienplanung vor, wenn die Frau wieder zu hause bleiben kann, weil der Mann mit kürzeren Arbeitszeiten mehr als genug verdient. Das ist nur ein kleiner Aspekt von vielen. Von den großen Entlastungen, Vereinfachungen und Garantien in der Unternehmenswelt haben wird da noch gar nicht gesprochen. Die Lösung der sozialen Frage geht mit tiefgreifenden politischen und gesellschaftlichen Umbrüchen einher, sie wird uns Freiheiten einräumen, die heute noch undenkbar erscheinen.
Also ich weiß nicht....die "größte Tat".....wie wärs mit der Erfindung des Rades, der Beherrschung des Feuers oder einigem anderen.....also mir fallen da eine ganze Menge weiterer Kandidaten ein.
Man kann sogar mal die ketzerische Frage stellen, wieso der Geldumlauf überhaupt wichtig sein soll! Gäbe es keinen, und auch keinen Bedarf zu Handeln - was genau sollte daran tragisch sein?
Freigeld ändert so gut wie nichts. Wörgl hat doch genau das bewiesen! Gib den Menschen ein Geld beliebigen Systems, dem sie vertrauen - und schaffe politische Rahmenbedingungen die die nötige Stabilität bringen. Dann läuft der Laden. Das war in Wörgl der Fall mit dem Freigeld - das war aber beispielsweise bei der Einführung der DM in Deutschland auch der Fall. Und die DM war kein Freigeld - und funktioniert prinzipiell inklusive dem Nachfolger dem Euro bis heute.
Ob eine Frau zu Hause bleiben kann, hängt nicht am Geldsystem. Das ist allenfalls naiv. Wobei erst mal zu klären wäre, ob eine Frau überhaupt zuhause bleiben will!
Ob ein Mann ausreichend verdient - hängt an den politischen Rahmenbedingungen, und nicht am Geldsytem.
Die soziale Frage ist da - aber weder kann das Freigeld diese lösen (das sagen eigentlich auch die Freigeld-Jünger nicht, sie fordern stets weitere Reformen in Richtung Freiwirtschaft !), noch Bedarf es für eine Lösung des Freigelds.
Wenn hier dann noch von Vereinfachung gesprochen wird.....ich werde da immer hellhörig, wenn Menschen nach einfachen Rezepten suchen, um eine komplexe Realität zu beherrschen. Nicht falsch verstehen - ich verstehe diese Sehnsucht nach Einfachheit - und ich mache mir auch gerne Modelle, in denen ich versuche in einfachen Zusammenhängen wichtige Aspekte der komplexen Realität zu verdeutlichen. Nur - es gibt gute Gründe dafür, dass unser heutiges Geldsystem etwas komplexer ist.....
Was vielfach nicht verstanden wird ist, dass die meisten (wahrscheinlich sogar alle) Geldmarktinstrumente, die im Laufe der Jahre entwickelt wurden, nicht für Spekulanten entwickelt wurden, sondern weil ganz reale Wirtschaftliche Bedürfnisse dahinter stecken.
Hochspekulative Zertifikate mit wahnsinniger Hebelwirkung beispielsweise haben ihre realwirtschaftliche Begründung in finanztechnisch sinnvollen Versicherungen gegen Risiken beispielsweise durch Währungsschwankungen u.ä..
Es hat durchaus einen Grund, warum wir im heutigen Geldsystem auch Kreisläufe kennen, die eher virtueller Natur sind. Solche Instrumente wären durchaus auch in einem Freigeldsystem bei entsprechender Komplexität des Wirtschaftsraumes sinnvoll und würden ganz sicher auch entwickelt werden. Wörgl war einfach viel zu kurz, viel zu klein und viel zu irrelevant, um solche Instrumente auch nur im Ansatz entstehen zu lassen.
Ich sag es nochmal: Ich habe keine Zweifel daran, dass man unser Geldsystem auch entsprechend den Freigeldprinzipien organisieren KÖNNTE. Dazu ist Freigeld unserem heutigen Geld viel zu ähnlich. Im Freigeld gibt es Zinsen, im Freigeld kann es Inflation geben - lediglich der Prozess der Geldschöpfung ist etwas modifiziert, aber letzten Endes damit auch starrer als das heute organisiert ist. Nun ist das Wesen unseres heutigen Wirtschaftssystems aber, dass es globaler, wesentlich komplexer und recht schnell geworden ist. Mit Wörgl ist das nicht vergleichbar! Das wäre so, als wenn man die Komplexität eines Ozeans mit einer Pfütze vergleicht....und die Argumentation Pro-Freigeld gleicht leider viel zu oft der Argumentation: Wenn die Sonne 3h scheint, ist die Pfütze wieder weg, und man bekommt keine nassen Füße....deshalb sollte man den ganzen Ozean doch auch bitte mal 3h der Sonne aussetzen.....ich fürchte nur, auch nach 3h bekommst du beim Ozean noch nasse Füße.
Zur Lösung der sozialen Frage habe ich auch einen einfachen modellhaften Vorschlag gemacht - der ist im Übrigen unabhängig vom Geldsystem! Der funktioniert im Freigeld (welches im Übrigen nach gängiger Lehrmeinung die Vermögensakkumulation eher befeuert, weil Freigeld einen gewissen Druck ausübt, vorhandenes Geld in Vermögenswerte umzusetzen.....ein klarer Nachteil!) und auch beim heutigen Geld auf dem Reißbrett ziemlich gut - auch wenn der Vorschlag ganz real an praktischer Nicht-Umsetzbarkeit scheitert:
Würde man die Finanzierung der Staatshaushalte entsprechend anteilig am Privatvermögen ausrichten - das Problem der Vermögensakkumulation wäre beseitigt.
Denk mal etwas größer drüber nach - und mach dir klar, warum die Beseitigung der Vermögensakkumulation unabhängig vom Geldsystem die wesentlich zentralere Fragestellung ist. Das Geldsystem ist im wesentlichen irrelevant - solange es seinen Zweck erfüllt.
Das blinde Nachlaufen nach einem in der Realität unrealistischen Geldsystem (das gibt es nirgends, und es ist nicht absehbar, dass es in endlicher Zeit irgendwo eine relevante Rolle spielen wird) hilft faktisch niemandem. Das Beseitigen des Problems der Vermögensakkumulation hingegen wäre ohne Wechsel des Geldsystems jederzeit möglich.