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Freigeld nach Silvio Gesell - Pro und Contra

Pommes

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Mache ich. Ich sehe das das Zinsvolumen parallel zum BIP steigt und nicht zur Entwicklung der Guthaben.

Du hast wohl was an den Augen, sieh dir mal die Grafik genau an.
Am rechten Rand der Grafik erkennen wir unschwer das sich die Geldmenge im Genannten Zeitraum versechsundvierzigfacht hat, die Wirtschaftsleistung dagegen konnte im selben Zeitraum nur verachtfacht werden, die Zinserträge haben sich versiebenunddreißigfacht.
Wenn das eine Parallelität zum Wirtschaftswachstum ist solltest du mal die Begriffe neu ordnen.
Schlaf weiter.
 

Pommes

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Und wo ist da der Unterschied zur Inflation? Die Inflation trifft mich auch nicht, wenn ich das Geld mit höherem Zins als die Inflation anlege. Und wenn ich keinen finde, der mir soviel Zins bietet, dann gebe ich schnell den Zaster aus, dann trifft mich die Inflation auch nicht.

Ja, das ist wohl'n Irrtum!
Inflation bedeutet steigende Preise und die zahlst du nicht nur an der Ladenkasse, die entwerten auch dein Guthaben.
Egal wie viel und wie schnell du dein Geld ausgibst, durch die höheren Preise zahlst du die Inflation immer mit.


Ich überlege grade. Wenn das jeder sein Geld schneller wieder ausgibt, sofort konsumiert, müsste sich das eigentlich auf die Preise auswirken wie Inflation, wie eine Erhöhung der Geldmenge mit steigenden Preisen.

Auch das hast du noch nicht verstanden, es geht nicht darum wie schnell das Geld durch den Markt geht, es geht bei einer Inflation darum wie viel Geld durch den Markt geht.
Wenn eine große Menge Geld Geld waren kaufen will, steigen die Preise.
In einem Freigeldsystem kann das nicht passieren weil der Staat die Geldmenge stabil hält und weil Freigeld ein Vollgeld ist gibt es auch keine ungedeckten Ansprüche auf Geld.

Leistungsloses Einkommen erzielt man aber nicht über das Horten von Geld, sondern über das Anlegen von Geld. Somit macht Schwundgeld hier keinen Unterschied.

Falsch!
Das Anlegen von Geld spart dir in einem Freigeldsystem immer nur die Umlaufgebühr.
 
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Wir werden mittelfristig nicht umhin kommen das jetzige Modell der Verteilung von Wohlstand durch Erwerbsarbeit zu überdenken wenn immer mehr Arbeit von Maschinen erledigt wird. Ich gehe davon aus das im neuen System zumindest Teile von Marx Ideen zu finden sein werden.

Warum?


Du musst bedenken das der Praxistest zeitlich begrenzt in einer überschaubaren Umgebung mit einer herkömmlichen Währung (Schilling) als Backup stattgefunden hat. Ob sich das in einen großen Maßstab und dauerhaft übertragen lässt da habe ich meine Zweifel. Zumal wir zentrale Zielsetzungen von Gesell bereits im heutigen System umgesetzt haben, z.B. negative Zinsen oder eine Kreditvergabepraxis in der die Kapitalbesitzer nicht durch Verknappung der Geldmenge die Zinsen künstlich in die Höhe treiben können.

Der andere bekannte Praxistest war die Zeit der Brakteaten, und die war wesendlich umfangreicher.
Weiterhin hat selbst das kleine wörgeler Experiment so gut funktioniert, das jegliche nachahmung per Gesetz unterbunden wurde...
 
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Das klingt für mich so, dass er die Geldschöpfung durch Banken für ein Märchen hält. Warum sonst der Link zu Creutz?

Pommes macht einen großen Unterschied zwischen geld als gesetzliches Zahlungsmittel und Giralgeld, also ein Anspruch auf Geld......
privaten Banken können natürlich nur Ansprüche erschaffen..........sie können kein "echtes" Geld schöpfen.
 
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Natürlich nicht, aber unter den aktuellen Verhältnissen wird China die Eurozone immer schlagen was die Wachstumsraten angeht. Selbst innerhalb der Eurozone steht der angebliche Musterschüler Deutschland nicht gut da, vergleichbar entwickelte Länder wie Dänemark oder Schweden wachsen stärker als Deutschland und sogar Frankreich, dem man nachsagt es wäre dringend Reformbedürftig steht besser da als Deutschland:

http://ec.europa.eu/eurostat/docume...P-DE.pdf/e1c4c2db-0d97-450f-ab59-1436d2935a75

Nur wen interessieren die Wachstumsraten?
 

Wehrwolf

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Wohin soll die Wirtschaft den Wachsen? Soll ich Doppelt Konsumieren? Wir konsumieren doch schon heute viel zu viel Wir Produzieren und Verkaufen mehr als wir verbrauchen brauchen. Der Markt ist schon lange gesättigt. Wir Zerstören dabei unsere Umwelt und verschwenden unsere Ressourcen. Vor allen Zeit und Nerven. Wir sollten da viel besser in unserer Qualität steigern viel mehr Wissen schaffen und lernen als uns mit so einen Sinnlosen Mist zu befassen.

Es gibt in Deutschland noch genug brachliegenden Konsumpotential. Aber wenn wir irgendwann beschließen die den Produktivitätsfortschritt nicht mehr für mehr BIP zu nutzen sondern für einen konstanten Warenoutput bei sinkender Arbeitszeit spricht nichts dagegen. Dann entstehen die Freiräume für das erlangen von mehr Wissen und persönlicher Entfaltung. Wachstum bedeutet dann ein Wachstum an frei nutzbarer Zeit bei gleichem Komfort.

Dafür reicht aber keine Veränderung des Geldsystems, da brauchts einiges mehr.
 

Wehrwolf

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Pommes macht einen großen Unterschied zwischen geld als gesetzliches Zahlungsmittel und Giralgeld, also ein Anspruch auf Geld......
privaten Banken können natürlich nur Ansprüche erschaffen..........sie können kein "echtes" Geld schöpfen.

Wenn man mit diesen Ansprüchen auf Geld schuldbefreiend und allgemein akzeptiert bezahlen kann, und das kann man nachweislich, erfüllt dieses Giralgeld faktisch die Funktion von Geld. Wenn Du dich gerne an Begrifflichkeiten hochziehst sei es Dir gegönnt.
 

Wehrwolf

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Nur wen interessieren die Wachstumsraten?

So ziemlich alle die sich näher mit Ökonomie/Politik beschäftigen. Wachstumsraten sind ein Indikator dafür ob diejenigen die in Politik und Wirtschaft die Weichen stellen ihren Job vernünftig machen oder nicht.
 
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Also gibt es immer am Jahresende ein fettes Problem. Jeder will das Geld los werden, aber keiner will es annehmen.
War auch schon mal Diskussionthema. Vermutlich nein, die Preise werden einfach gegen Jahresende anziehen.

Letztlich wird zunächst der nominelle Wert reduziert. Diesen muss ich mir allerdings zurück kaufen. Damit die Kaufkraft des Geldes, also der nominelle Wert wieder gleich bleibt, ausgeglichen wird.
Verstehst du was ich meine? Darum bin ich so auf der Geldmenge rum geritten.
Nicht wirklich. Der nominelle Wert IST die Geldmenge. Wenn ich auf jedem 100 Euro Schein eine Null wegstreiche und das sind ab jetzt 10 Euro Scheine ist die Geldmenge gesunken. Die Geldmenge ist der nominelle Gesamtwert aller Geldscheine.

Das ist unabhängig von Gesells Zeiten ein schwierig zu lösenden Problem. Darum ja meine absichtlich "dumme" Frage, das es irgend wann mal nur Buchgeld gibt. Wenn ich dadurch die Umlaufgebühr umgehen kann, zahle ich eben nicht mehr bar ;)
Um "nicht mehr bar" zahlen zu können brauchst du aber jemanden der dir ein kostenloses Girokonto einrichtet. Da dürfte dann das Problem liegen. So wirklich habe ich das noch nicht durchdacht.

Das hat nicht wirklich etwas mit Verstehen zu tun, sondern mit der ursprünglichen Aussage, dass die Geldmenge reduziert wird.
Entweder die Geldmenge muss relativ konstant bleiben (also den realen Werten entsprechen)
oder es muss Buchgeld geschaffen werden, um die fehlende Geldmenge zu kompensieren.
Die Geldmenge bleibt konstant, der Schwund wird vom Staat sofort wieder neu gedruckt und über Staatsausgaben unters Volk gebracht. Wie gesagt du kannst dir das auch einfach als Steuer vorstellen. Weil jeder Kapital-Besitzer auf sein Geld pro Jahr 5% Steuern zahlt reduziert sich die Geldmenge nicht.

Und da kippt dann das System, da Buchgeld dann kostenloses Geld ist und jeder das Bargeld vermeiden wird.
Jein. Giralgeld ist kein offizielles Zahlungsmittel, es wird z.B. im Interbankenverkehr nicht akzeptiert. Wenn du also 1000 Euro von der Volksbank auf die Sparkasse überweist, will die Sparkasse von der VB 1000 Euro Zentralbankgeld (Bargeld) sehen. Bargeld, das einmal ausgegeben wurde, hat immer irgendeinen Besitzer. Nur weil alle Girokonten benutzen, muss trotzdem irgendwer da sein, der das Bargeld hat, das lässt sich nicht umgehen, und derjenige zahlt den Schwund. Wenn ich also Bargeld habe werde ich versuchen das irgendwem aufs Auge zu drücken und Geschäfte müssen Bargeld akzeptieren. Ich werds also immer los. Und Buchgeld ist nicht kostenlos, wenn die Bank pleite macht ist es futsch.

Es sei denn, sie lässt sich diese Kosten vom Kunden erstatten. Dann ist das Ganze aber eine Nullnummer.
Nicht unbedingt. Es dient der Umverteilung, denn wer viel Geld hat zahlt natürlich mehr Schwund. Und es ist eine einträgliche Steuereinnahme für den Staat.
 
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So ziemlich alle die sich näher mit Ökonomie/Politik beschäftigen. Wachstumsraten sind ein Indikator dafür ob diejenigen die in Politik und Wirtschaft die Weichen stellen ihren Job vernünftig machen oder nicht.

Nur ist es auch entscheidend, dass die Löhne in China viel niedriger sind als in Deutschland. Die schließen gerade zu uns auf.
 
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Es gibt auch nur Bargeld, die Banken können nur mit dem Geld arbeiten das die Sparer über die Theke reichen.
Das heißt, die Geschäfts-Banken würden im Freigeld-System ihr Geldschöpfungs-Privileg verlieren? Freigeld wäre also ein Vollgeld?

Die Bank wird die Umlaufsicherung nicht auf dich umlegen, sie würde damit ihren Ruf ruinieren, nein die Bank wird dein Geld gar nicht entgegen nehmen wenn sie es nicht sofort wieder in Umlauf bringen kann.
Ihren Ruf? Ist das ein Begriff aus den Wirtschaftswissenschaften? ;)
Klingt nicht sehr überzeugend. Was wenn mein Chef mir Gehalt überweisen will und die Bank nimmt das nicht an, weil sie kein Bargeld braucht im Moment?
 

Wehrwolf

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Weil wir ein System finden müssen das alternativ zum kapitalistischen "Markt" die Ressourcen und Produkte verteilt wenn das aktuelle System nicht mehr funktioniert. Ich vermute das wir, wie auch immer das dann genau aussieht, anleihen von Marx Ideen wiederfinden werden.

Der andere bekannte Praxistest war die Zeit der Brakteaten, und die war wesendlich umfangreicher.
Weiterhin hat selbst das kleine wörgeler Experiment so gut funktioniert, das jegliche nachahmung per Gesetz unterbunden wurde...

Wie gesagt, es wäre interessant gewesen wie sich das Wörgl Experiment über längere Zeit und in einem größeren volkswirtschaftlichen Kontext entwickelt hätte. Das eine Zentralbank kein Interesse am entstehen einer Parallelwährung haben kann dürfte, unabhängig vom Erfolg die die Zweitwährung hat, wohl niemanden verwundern denn dann kann sie Ihren Auftrag, das Geldsystem zu steuern, nur noch unzureichend oder überhaupt nicht mehr nachkommen.

Braketaten sagte mir überhaupt nichts. Ich habe mal Google gefragt und folgendes gefunden, vielleicht ist es das was Du meinst:

FU-Berlin schrieb:
Das Brakteaten-Märchen der Freiwirte

Geschrieben von Dr. Paul C. Martin am 04. Juni 2000 10:12:14; im Diskussionsforum http://f7.parsimony.net/forum8520/index.htm

Liebe Pro- und Contra-Freunde!

Zu den Glaubenssätzen der Freiwirte zählt auch die Geschichte der Brakteaten, einem Schwundgeld aus dem Mittelalter (MA). Sie ist sozusagen ein vorweggenommenes Wörgl und geht kurz gefaßt so:

Es gab im MA weitsichtige Herrscher, die ihre Münzen für deren Ausgabe sie das Monopol hatten, in dem Sinne, dass sie diese Münzen als einzig zulässiges Zahlungsmittel erklären konnten, in regelmäßigen Abständen "verriefen", also für ungültig erklärten. Dabei geschah dann in etwa folgendes: In bestimmten Zeiträumen mussten die alten Münzen gegen neue umgetauscht werden. Die neuen Münzen hatten zwar das selbe Gewicht und Feingehalt, aber unterschieden sich im Münzbild wesentlich von den vorangegangenen. Hinfort "galten" nur die neuen Münzen, die alten durften für den Zahlungsverkehr nicht mehr verwendet werden.

Der Clou der Sache war der Umtausch der alten gegen die neuen Münzen. Gegen eine bestimmte Anzahl alter gab es erheblich weniger neue Münzen. Damit wurden die Menschen gezwungen, die alten Münzen möglichst rasch auszugeben, was auf eine "Umlaufsicherung" des Geldes hinausläuft. Denn jeder versuchte, möglichst schnell noch die alten Münzen auszugeben, um eine entsprechende Minderung seines Barvermögens zu vermeiden. Mit diesen System wurde die Umlaufgeschwindigkeit der Münzen natürlich gewaltig gesteigert und das Geld floss schneller von einer Hand in die andere. Mit Hilfe dieses Tricks soll es möglich gewesen sein, die großartigen kulturellen Leistungen des MA zu "finanzieren", z.B. den uns bis heute in Erstaunen versetzenden Sakralbau.

Nun zu den ökonomischen Aspekten.

1. Wie schon bei Cahn steht, sind die Brakteaten nur einem sehr kleinen Wirtschaftsraum zuzurechnen. Schwerpunkte Thüringen, Niedersachsen, Magdeburg, Halle, Halberstadt, Lausitz, Meißen usw. Im süddeutschen Raum gibt es nur einen Bereich im Viereck Augsburg, Ulm,. Basel, Bern. Die dortigen Stücke sind erheblich kleiner als etwa die Magdeburger (Wichmann). Im späteren MA bleiben sie noch als eine Art Scheidemünze erhalten, auch im Rheinland, der Pfalz und dem Elsaß.

Damit ist natürlich nur etwa höchstens ein Zehntel des Gebietes abgedeckt, in dem sich die mittelalterliche Kultur und Wirtschaft abgespielt hat. Völlig fehlen die mit nicht minder grandioser Sakralbaukunst aufwartenden Gebiete Italien, Nordspanien, Frankreich und vor allem England, wo es ca. zwei Millionen Einwohner innerhalb kürzester Zeit fertig brachten, mehr als 40 der großartigsten Bauwerke zu "stemmen" (vgl. aus der zahllosen Literatur u.a. bloß Toman/Bednorz, Die Kunst der Romanik, 1996 mit den Karten S. 463 ff.; Kubach, Architektur der Romanik, 1974 ("Im alten Europa sind uns Zehntausende von romanischen Bauwerken erhalten"); Platt/Kersting, The Architecture of Medieval Britain, 1990). In diesen Bereichen kann also kein "umlaufgesichertes" Geld in der bei Wichmann angenommenen Art existiert und seine segensreiche Wirkung erzielt haben.

Die Geschichte der Brakteaten als eines "flächendeckenden" Geldsystem des MA ist nicht zu halten.

2. Der Zeitraum, in dem die Brakteaten in ihren unstreitigen Kerngebieten existiert haben, umfasste gerade mal 70 Jahrem (1130-1200), nicht die "300 Jahre", von denen in Freiwirte-Kreisen immer gefaselt wird. Nehmen wir das Wichmann-Modell, dann sind wir gerade mal bei 40 Jahren. Nehmen wir nun - laut obiger Quelle, die hier nicht näher untersucht werden soll - die zweimal im Jahr erfolgte Münzumstellung, so kommen wir zu bis zu 80 solcher "Umlaufsicherungen". Da jedesmal 25 Prozent Abschlag erfolgt, kann folgendes überschlägig berechnet werden: Nach drei Umstellungen (18 Monaten) war das Geld nur noch die Hälfte wert. Nach weiteren drei nur noch ein Viertel, nach weiteren drei noch 12,5 %, nach weiteren drei nur noch 6,75 %, dann 3,3 %, dann 1,7 %, dann 0,8 %. Also war Wichmanns Umlaufssicherung so gewaltig, dass den Bürgern das bei Wichmanns Amtsantritt zu 100 notierende Geld bereits nach zehn Jahren seiner Amtszeit auf ca. 1 % geschrumpft war.

Damit - sofern die Geschichte mit den Münzverrufungen tatsächlich stimmt - handelt es sich bei Wichmann um eine klassische Hyperinflation und nicht etwa um eine Optimierung bzw. Verstetigung des Geldumlaufs.

3. Der Grund, eine Hyperinflation zu veranstalten, vorausgesetzt, sie wird von der Bevölkerung überhaupt akzeptiert, kann nur in einer ex ante bestehenden Überschuldung der das monetäre System bedienenden Autorität haben. Und siehe da wir lesen: "Der außerordentliche Geldbedarf Wichmanns, hervorgerufen durch die Ostsiedlung, seine Beteiligung an der Italienpolitik Friedrichs I. und, namentlich 1179-1181, durch die Kämpfe gegen Heinrich den Löwen, zwang ihn zu einer Ausschöpfung aller Möglichkeiten in der Geldbeschaffung und zu Bestrebungen, die Finanzkraft des Erzbistums zu stärken" (Claude, Geschichte des Erzbistums Magdeburg, II, 1975, S. 135).

4. Die Wichmann'schen Münzverrufungen haben natürlich niemals funktioniert, jedenfalls nicht, was den normalen Zahlungsverkehr betraf. Zwar konnte Wichmann wohl anordnen, dass Abgaben, die an ihn zu leisten waren, in den immer gerade neu geschlagenen (und gestalteten, um sie untereinander zu unterscheiden) Münzen zu erfolgen hatten, aber das kann den Bürger nicht weiter gejuckt haben. Da die Münzen ununterbrochen künstlich abgewertet wurden, dabei aber in jeder Neuausprägung mit gleichem Gewicht und gleicher Feinheit operiert wurde, war es ein Leichtes, die alten Münzen vor ihrer Außerkurssetzung einzusammeln und einzuschmelzen. Dann hat man eben das Silber in Barrenform kursieren lassen bzw. diente es der Münzstätte an. Aus einem (angenommen) 900-g-Barren wurden ja immer gleich viele 0,9 g schwere Brakteaten geprägt, nämlich ca. 1000 Stück.

http://userpage.fu-berlin.de/~roehrigw/kritik/brakteatmaer.html
 
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Wenn Du als allgemeine Akzeptanz der Bevölkerung zur Inflation auch Umstände des allgemeinen Protestes dagegen einbeziehst, macht Deine Bemerkung keinen Sinn mehr.
Achso. Allgemein akzeptiert heißt, dass niemand dagegen ist? Dann bleibt außer Freibier wohl nicht mehr viel übrig. ;)
Abgesehen davon ging es, wie ich ja schon wiederholt gesagt habe, nicht darum, ob die Bevölkerung Inflation akzeptiert, sondern darum, ob die Bevölkerung inflationäres Geld als Zahlungsmittel akzeptiert. Der Unterschied sollte doch eigentlich klar sein, oder nicht?
 
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Achso. Allgemein akzeptiert heißt, dass niemand dagegen ist? Dann bleibt außer Freibier wohl nicht mehr viel übrig. ;)
Abgesehen davon ging es, wie ich ja schon wiederholt gesagt habe, nicht darum, ob die Bevölkerung Inflation akzeptiert, sondern darum, ob die Bevölkerung inflationäres Geld als Zahlungsmittel akzeptiert. Der Unterschied sollte doch eigentlich klar sein, oder nicht?

Abgesehen von türkischen Muslimen lehnen fast alle Muslime Freibier ab.
 
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So ein typischer Satz der Freigeldgesellen, über den sie selbst nicht nachdenken. Das Geld ist doch längst im Umlauf, nur eben zur Kapitalansammlung in einer privaten Bank. Wäre es nicht im Umlauf gebe es ja keine abstruse "Umlaufgebühr" darauf.
Umlaufgebühr ist kurz für "Umlauf sichernde Gebühr".

Eben! Das Freigeld kostet Geld und allein daher ist der Begriff eigentlich doof gewählt. Denn auf dem Geld liegt der Zwang der Bezahlung für das Geld.
Und der Zwang es als offizielles Zahlungsmittel zu akzeptieren, ja. Freigeld wäre für mich so etwas wie Bitcoins. Daher der Begriff Schwundgeld. Korrekt wäre wohl Umlaufgesichertes Geld, aber das ist etwas sperrig.

Was mir so aufällt, ist, das der einzige immer wieder vorgetragene Hauptkritikpunkt der ist, das man angeblich nicht mehr sparen könnte, als ob das Sparen von Geld das wichtigste in einem Wirtschaftskreislauf ist.
Naja, wir verstehen unter sparen ja "auf die Bank bringen" also investieren. Wenn ich ein Vollgeld habe und keiner mehr spart, gibts keine Kredite mehr und keine Investitionen.
 

Wehrwolf

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1. Betonung auf "So lange". Aber Wachstum ist bekanntlich nicht unendlich, nicht grenzenlos und auch nicht konkurrenzlos.
2. Selbst wenn man stetiges Wachstum annimmt, so ist das nie konstant und die Wertschöpfung hieraus muss zusätzlich zum erwarteten Gewinn auch die Kredittilgung, Rücklagenbildung + Zinsen abwerfen.
3. Diesem Wachstum stehen also sich aufblähende Schulden gegenüber. Vor allem bei langfristigen Armortisationszeiten, und/oder wenn das Wachstum einbricht und weitere Kredite nötig sind.

So grob zumindest. Eigentlich muss man VWL und BWL jeweils getrennt betrachten.
Das wird in Diskussionen auch immer wieder vergessen.

Punkt 1: Natürlich, wir werden irgendwann an die Grenze den Produktmengenwachstums stoßen aber es gibt daneben noch andere Formen des Wachtums, wie weiter oben beschrieben.
Punkt 2: Je größer Dein Unternehmen wird und je größer der Kapitalstock des Unternehmens wir desto geringer wird Dein bedarf nach zusätzlichen Krediten und in der Folge sinken die Beträge die Du für Zins/Tilgungszahlungen aufwenden musst.
Punkt 3: Bei den derzeitigen Zinssätzen sind auch größere Schuldensummen absolut tragbar. Wenn das Wachstum einbricht werden im Allgemeinen weniger Kredite nachgefragt und zusätzlich platzen aufgrund von steigenden Insolvenzahlen vermehrt die Kredite. In diesem konjunkturellen Umfeld werden die nominalen Schuldenvolumina aller Wahrscheinlichkeit nach eher sinken als steigen.

Hier schreibst du ja, wann Schluss ist. Wenn das Wachstum die Schulden nicht mehr kompensieren kann. Und diese Gefahr steigt mit zunehmendem Maße, je globalisierter die Welt wird und je mehr sich die Vermögenswerte in wenigen Händen bündeln, da dies den Konsum kaputt macht.

Wenn das Wachtum die Schulden nicht mehr tragen kann dann werden so lange Kredite platzen bis das verhältnis wieder einigermaßen passt. Das ist aber nicht das Ende sondern im Gegenteil der Mechanismus mit dem das System Fehlentwicklungen korrigiert.

Den letzten Satz kann ich nur unterschreiben aber extreme Kapitalakkumulation zu verhindern ist nicht die Aufgabe des Geldsystems, das kann weder das heutige System noch ein Freigeld leisten. Das müssen die Politiker mit einer entsprechenden Vermögens/Erbschafts/Unternehmensbesteuerung leisten.

Eines haben VWL und BWL jedoch gemeinsam. Eine Risikoabwägung will wohl bedacht werden und eine Investition sollte auf soliden Beinen stehen.
Diese solide Basis brauchen Banken in einem Mindestreservesystem leider nicht berücksichtigen, die Zentralbanken werfen billiges Geld hinter her, was einen Kredit wiederum attraktiv macht und die Verschuldung noch weiter voran treibt.

Hier irrst Du. Die Banken bekommen das Zeentralbankgeld zwar zu historisch niedrigen Zinssätzen geliehen aber nicht geschenkt.
Wenn eine Bank ein Investment per Kredit finanziert und die Investitionssumme das Umfeld der Bank verlässt (z.B. Barabhebung oder Überweisung an eine andere Bank) dann verlässt beim nächsten Clearing auch die entsprechende Menge Zentralbankgeld das Zentralbankkonto der Bank. Kann der Investor den Kredit nicht zurückzahlen dann hat die Bank die ausgefallene Restsumme als Verlust in ihren Büchern. Das will keine, auch kein Bänker :).

Du bewertest unser System doch sicherlich nicht als stabil?
Die Korrekturen über Niedrigzins und massenhaft Geld auf den Markt werfen scheinen ja nicht wirklich erfolgreich.

Natürlich nicht, aber das liegt nicht am Geldsystem sondern daran das die hiesigen neoliberalen Volkswirte in den Entscheiderpositionen Monetaristen sind. Sie gehen fest davon aus sie die Inflationsrate hochtreiben können indem sie Geld ins System pumpen. Das funktioniert nachweislich nicht aber sie sind offenkundig nicht von dieser Idee abzubringen. Wenn jetzt noch Politiker dazu kommen die den Geldbesitzern/Großbanken das Signal senden: Ihr seid alle Systemrelevant, egal wie viel Mist ihr baut, wir sorgen dafür das der Steuerzahler die Suppe auslöffelt, ist die Katastrophe absehbar.

Ein Geldsystem mit dem die Verantwortlichen so viel Blödsinn treiben können und das trotzdem noch funktioniert würde ich definitiv als stabil bezeichnen.

Vollgeldreform und Trennbankensystem würde dies zumindest bezüglich der Staatsverschuldungen eindämmen können. Ich sehe ein großes Problem ohnehin darin, dass viele Staaten ihren Binnenmarkt vernachlässigen und zu wenig öffentliche Aufträge vergeben werden.

Ein gesunder Binnenmarkt mit anständigen Löhnen und hoher Kaufkraft der breiten Masse ist das Herzstück für Wachstum.

Zu den letzten beiden Sätzen volle Zustimmung.

In einem Zentral gelenkten Vollgeldsystem sehe ich mehr Risiken als Vorteile. Zum einen müssen die Veranwortlichen in der Zentralbankbehörde kompetent sein (da sehe ich hierzulande mehr Totalausfälle als Koryphäen) denn eine Fehlentscheidung die dort getroffen wird hätte sofort katastrophale Auswirkungen auf die Gesamtwirtschaft und zum anderen ist ein Vollgeldsystem ineffizienter. Dort muss erstmal der Geldbedarf (korrekt) festgestellt werden bevor die Behörde reagieren kann, was zu einem zeitlichen Versatz führt. Im Gegensatz dazu entsteht im heutigen System Geld in Echtzeit genau dann und genau dort wo es benötigt wird. Ausserdem verringert den dezentrale Risikobewertung in der Bank die den Kredit ausgibt den Impact einer Fehlentscheidung deutlich.
 

Wehrwolf

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Der Kommunismus wurde in zig Staaten über einen längeren Zeitraum ausprobiert. In Libyen, Syrien, Irak, Kambodscha und Jugoslawien zum Bleistift. Warum es den Sozialismus noch in einem weiteren Opfer-Staat geben muss ist mir unklar.

Zwischen Kommunismus a la Stalin und dem Raubtierkapitalismus nach amerikanischer Art gibt es reichlich Zwischenlösungen.
 

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Das heißt, die Geschäfts-Banken würden im Freigeld-System ihr Geldschöpfungs-Privileg verlieren? Freigeld wäre also ein Vollgeld?

Richtig, Freigeld ist Vollgeld, es gibt nur das was der Staat in Umlauf bringt, der Staat emittiert das Geld nach Bedarf über die öffentlichen Hände.
Die Banken können nur mit dem Geld arbeiten das sie haben.

Was wenn mein Chef mir Gehalt überweisen will und die Bank nimmt das nicht an, weil sie kein Bargeld braucht im Moment?

Das ist äußerst unwahrscheinlich, denn wenn man mal davon ausgeht das immer die zum Wirtschaften nötige Menge Geld im Umlauf ist und nicht überschritten wird,dann braucht die Bank auch ständig Geld und selbst wenn sie es nicht braucht, wird sie es annehmen, dann aber an eine andere Bank geben die es gerade braucht.
 
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Zwischen Kommunismus a la Stalin und dem Raubtierkapitalismus nach amerikanischer Art gibt es reichlich Zwischenlösungen.

Es gibt sogar Lösungen darüber hinaus, zum Beispiel Kommunismus a la Marx. Aber an so einen Schwachsinn glaubt Sebastian ja nicht. Wäre ja zu weit hergeholt anzunehmen, dass es marxistische Kritik am Realsozialismus gebe.
 

Wer ist gerade im Thread? PSW - Foristen » 0 «, Gäste » 5 « (insges. 5)

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