... akzeptiert wurde dieses Geld weil es eben Arbeitsplätze in der Region geschaffen hat.
Nein. Die Arbeitsplätze wurden von der Gemeinde geschaffen oder gestützt durch die Auftragsvergabe jeweiliger Projekte. Passiert jeden Tag in der Welt hunderttausendfach und meistens ohne Kopplung an Ersatzwährung für Löhner. Von Kopplung an Freigeld ganz zu schweigen.
In Wörgl ist keine Sensation passiert, sondern gewöhnlicher Wirtschaftsanstoß durch öffentliche Aufträge.
Das besondere dazumal war die Wirtschaftskrise der österreich´schen Gesamtgesellschaft (sogar Weltgesellschaft) - schwer drückend auch die Gemeinde in Wörgl.
Da rotierte der Grips vom Sozialdemokraten Michael Unterguggenberger und er überlegte, wie er es anstellen könnte, dass die fast auf Stllstand laufende Zement- und die Zelulosefabrik ihre Produkte los werden kann und/ oder die angestiegende Arbeitslosigkeit mit Einkommen beglückt werden kann.
Die Effekte einer manipulierten Wirtschaftskonjunktur kannte damals schon jeder.
Er hatte aber das Problem wie jeder Kämmerer. Die Haushaltskasse der Gemeinde hätte nicht mal einen Monat für einen Anschub gesorgt und anschließend wäre das Schilling-Geld für Leistungen außerhalb der Gemeinde ausgegeben worden und damit die Synergie-Effekte aus den Aufträgen verpufft.
Die Idee drängt sich regelrecht auf: Man gibt einfach Gutscheine aus, die praktisch nur in der Gemeinde zu benutzen sind, übetragbar? Ja! - dadurch auch Geld. Zwar schon illegal, weil die Geldmenge der Gesamtgesellschaft dadurch erhöht wird und die staatlichen Regularien der Geld-Schöpfung missachtet werden, aber höchstwahrscheinlich erst einmal ohne Konsequenzen, weil a) die Ausgabemenge verhältnismäßig gering und vernachlässigbar ist, b) die Gesamtgesellschaft in der Regel nichts dagegen hat, wenn sich partiell in Krisen Erholung ergibt c) private Bereicherung kein Bestandteil diesen Tricks ist
Gedacht, getan, wenn auch mit etwas kompliziertem Ausschuß und Währungsabsicherung.
Die Arbeiten wurden beauftragt, entsprechend entlohnt (durch die Kopplung an den Schilling war die Maßfunktion vorhanden).
Für den Umlauf brauchte gar nichts extra sorgen, denn das verdiente Geld wurde fast alles zur augenblicklichen Schuldentilgung oder für Konsum ausgegeben. Natürlich final in der Gemeindekasse landend, denn das Steuerakzeptanz-Angebot war ja das Entscheidende an Mitwirkung der meisten, einschl. Geschäftsleute der Gemeinde.
[COLOR="#FF0000"]Ob es Freigeld war, also mit planbaren Verfall ausgestattet, spielte praktisch für das Funktionieren dieses Notgeldes, Ersatzgeldes keine Rolle.[/COLOR]
Es werden sich die Wirtschaftssubjekte nur zeitnah der drohenden Entwertung über Steuerzahlung mit diesem Geld vor Verlusten gerettet haben.
Die Darstellung der Ereignisse als Resultat eines "Freigelds" ist demnach mehrfach falsch. Der wirtschaftliche Erfolg innerhalb der gesellschaftlichen Krise war die Hinwendung zu Gemeindeinvestition.
Arbeit musste bereit gestellt werden Dazu bedurfte es aus Armut der Gemeinde her nur zusätzlichen Geldes, aber nicht zusätzlichen Freigeldes. Die Art des Freigeldes hat aber auch nicht geschadet, da ausfallende Funktionen durch Kopplung an den Schilling, bzw. die Existenz des Schilling aufgefangen wurden.
Ein Funktionieren von Freigeld unter den gegebenen Bedingungen in Wörgl beweist nicht das Funktionieren von Freigeld als Währung.
Unabhängig davon hatte Michael Unterguggenberger mit der Forcierung öffentlicher Aufträge und dem Trick der Leistungsabwicklung/ Leistungstausch über eine Komplementärwährung bis dahin Erfolg.
Stand nun aber vor dem Problem, dass die ursprünglichen Anreize zur Akzeptanz der Ersatzwährung getätigt waren. An dem Punkt, den er wahrscheinlich selbst nicht so schnell kommen hat sehen, also an dem Punkt, wo die Arbeitsscheine wieder in seiner Gemeindekasse lagen und der Großteil säumiger und aktueller Steuern und Abgaben bezahlt waren, hätte er Schluss machen müssen. Statt dessen gab er weiter Arbeitsscheine aus für die Erbringung von Leistungen in die Gemeinde und spekulierte auf Steuerzahlung der Zukunft. Das ist kriminell, denn spätere Leistungen der Gemeinde konnten dann ja nicht mehr garantiert werden.
Diese Steuer- und Abgabenzahlung macht außerdem nur dann Sinn, wenn sie wertgleich erfolgt, aber das Freigeld hat ja gerade die Fäulnisgarantie in sich. Ein Ausweichen auf spätere Zahlung war also auch nicht möglich. Dann nimmt auch der Kneiper, der Schuster, der Krämer, der Lehrer, der Arzt diese Scheine nicht mehr ab. Eine Katastrophe bahnt sich an. Diejenigen, die dafür ehrlich gearbeitet haben, werden um die Gegenleistung beschissen.
Es wird immer so getan, als ob der böse Staat gegen die tolle Komplementärwährung grundlos agierte. Die Wahrheit ist sein spätes Einschreiten ab dem Zeitpunkt, wo Michael Unterguggenberger kriminelle Energie freilegte, den Haushalt der Gemeinde in der Zukunft riskierte und echte Betrugs-Opfer abzusehen waren.