Guten Morgen
Menschen wurden als Sklaven oder Leibeigene direkt ausgebeutet.
Was haben Sklaventum und Leibeigenschaft mit "Kapitalismus" zu tun? Das sind Erscheinungen von Diktaturen und Absolutismus. Mit Kapitalismus hat das nichts zu tun.
Der Kapitalismus basiert auf dem
freiwilligen Tauschhandel von Waren und Dienstleistungen. D.h. man selbst verfügt über etwas (z.B. Produkte oder Arbeitskraft), was andere gerne hätten bzw. in Anspruch nehmen würden und man selbst hätte gerne etwas, was andere anbieten. Auf freiwilliger Basis kommt es dann zum Tauschhandel.
Die Besitzenden hatten entscheidenden Einfluss auf die Gesellschaft.
In der Geschichte ging es primär um Macht. Besonders mächtig war die Kirche. Sie war besitzende Instanz von geistlicher und weltlicher Macht und konnte sich dadurch auch bereichern. Allerdings agierte sie mit Zwang, was herzlich wenig mit Freiwilligkeit zu tun hat. Ebenso ist der Adelsstand zu betrachten. Er rekrutierte seine Macht aus Erbfolgertum. Die gemeine Masse des Volkes hatte im Vergleich zur Kirche oder zum absolutistischen Adel keine Rechte.
Mit Kapitalismus hat das jedoch nichts zu tun: weder religiöse Gesellschaftssysteme, noch absolutistische.
Warum haben wir uns aber von der grundlegenden Ungerechtigkeit, der Ausbeutung und Einflussnahme durch die obere Schicht, noch nicht befreit?
Ich weiß nicht, auf welchem Planeten Du lebst aber in meiner Gesellschaft kann mich niemand zwingen, auch nur eine einzige Dose Cola zu kaufen. Ich bin auch weder versklavt, noch Leibeigener. Wenn es mir in einer Stadt oder bei einem Arbeitgeber nicht gefällt, habe ich das Recht und die Freiheit, die Stadt oder den Arbeitgeber, ja sogar das Land zu wechseln.
Den größten Einfluss auf die Politik hat heute eine gut situierte und saturierte Mittelschicht in den sogenannten "Rotweingürteln" der Städte. Das sind Lehrer bzw. generell Beamte und Angestellte im höheren öffentlichen Dienst, Journalisten, Ärzte, etc. Diese wählen grün-links und genau diese Politik haben wir auch. Im Ergebnis haben wir eine Politik, die sich primär um die Belange irgendwelcher Minderheiten kümmert und dabei die Interessen der breiten Masse vernachlässigt. Das dient dem Zweck, die Gewissen der saturierten Mittelschicht zu beruhigen und ihnen das Gefühl eines moralisch überlegeneren Menschen zu geben.
Aufgrund der zahllosen staatlichen Eingriffe, bis hinein in Aspekte des privat-persönlichen Lebens, um dem Einzelnen vorzuschreiben, was ihm erlaubt bzw. verboten bzw. was er zu tun bzw. zu lassen hat, kann man längst von einem Dreiviertel-Sozialismus reden. Es ist ein Bevormundungs- und Entmündigungsprozess.
Auch dieser Weg hin zur DDR 2.0 hat nichts mit Kapitalismus zu tun.
Warum ist die Welt so begeistert vom Kapitalismus, einem System, das nie allen Menschen Sicherheit geben wird.
Ich wüsste nicht, wo in Deutschland oder in Europa oder überhaupt irgendwo auf der Welt eine großartige Begeisterung für Kapitalismus gegeben wäre.
Das Gegenteil ist der Fall: immer mehr staatliche Bevormundung, immer mehr Dirigismus, immer mehr Entmündigung.
Davon abgesehen: niemals wird es ein System geben, dass
allen Menschen Sicherheit geben wird. Mal ganz davon abgesehen, dass nicht jeder diese "Sicherheit" wünscht (z.B. jemand, der ein unternehmerisches Risiko eingehen möchte) und auch abgesehen davon, dass der Versuch, eine solche allumfassende Gewährung von "Sicherheit" automatisch in vollständiger Kontrolle, Entrechtung und Beherrschung der Bürger resultieren würde: die politischen Systeme, die allumfassende Sicherheit versprachen waren auch gleichzeitig die menschenverachtendsten, gewalttätigsten und schrecklichsten Systeme (vgl. Hitler, Stalin, Pol Pot, Mao...)
Sicherheit ohne die man die Freiheit nicht genießen kann.
Natürlich braucht es ein gewisses Maß an Sicherheit, damit Freiheit herrschen kann. Dieses Maß an Sicherheit ist jedoch rasch überschritten. Man denke nur an die Stichwörter "Überwachungsstaat", "Stasi", "NSA", usw.
Übertreibt der Staat es mit der "Sicherheit" geht automatisch die Freiheit den Bach runter.
Warum haben einzig die Banken das Recht neues Geld zu schöpfen und finanzieren durch die gesamte Gesellschaft, ohne jede Leistung vollbracht zu haben, die reichen über die Zinsen?
Neues Geld schöpft der Staat bzw. die staatliche Zentralbank. In Deutschland wären da die staatliche Bundesbank sowie die staatliche EZB zu nennen.
Aufgrund der Tatsache, dass es in Deutschland faktisch nur noch eine einzige Bank in Privatbesitz gibt - die Deutsche Bank - und somit alle anderen Banken mehr oder weniger unter staatlicher Kontrolle stehen, verstehe ich das sonderbare Banken-Bashing nicht.
Also nochmals: in Deutschland steht fast jede Bank komplett oder in Teilen unter staatlicher Kontrolle!
Die Leistungen der Banken, zumal ohnehin fast alle mehr oder weniger unter staatlicher Kontrolle, besteht darin, den Treibstoff für eine florierende Wirtschaft zur Verfügung zu stellen: Geld.
Das haben selbst sozialistische bzw. kommunistische Systeme kapiert. Die größte "Firma" in China ist daher auch eh und je die staatliche "Bank of China". Und zwar auch schon zu Rot-China-Zeiten. Analoge Einrichtungen gab es in der sozialistischen DDR und in der sozialistischen UdSSR.
Der wesentliche Unterschied zum westlichen Finanzsystem besteht darin, dass die Finanzmacht nicht nur auf eine einzige staatliche Großbank übertragen wurde, sondern auf mehrere und dabei auch - zumindest zaghaft - auch auf private Banken.
Wie auch immer: ein System, in welchem nur noch eine einzige größere Bank in privater Hand ist, kann man natürlich nicht "kapitalistisch" nennen, sondern eher sozialistisch. Und genau das haben wir: einen Dreiviertel-Sozialismus.
Jetlag