Langer Text, vieles richtig, dennoch abgelenkt.
Klar gibt es weniger Unfälle, klar gibt es weniger Kontrollbesuche. Aber jeder Hautarzt, jeder Facharzt mit nicht lebensbedrohlichen Krankheiten hat ebenso einen Rückgang zu verzeichnen wie die anderen Wehwechen.
Zudem passieren im Haushalt mehr Unfälle. Aber es kommt ja NIEMAND mehr in vielen Notaufnahmen.Niemand.
Und das ist doch für jeden normalen Menschen erschreckend. Das kleine Risiko der Ansteckung reicht aus, um die eigene Gier nach Gesundheit als Lüge bzw unwichtig im Vergleich zu enttarnen.
wer wegen einer Ansteckungsgefahr nicht zur Notaufnahme kommt,ist kein Notfall und war nie einer.
Deine Grundannahme ist bereits falsch.
Hautärzte, wie alle niedergelassenen Ärzte haben aktuell andere Protokolle und sollen schonmal jeden mit ponteziellen Corona-Symptomen abweisen und über die 116117 weitervermitteln an mit Suechenschutz ausgestattete Versorger. Dass Fachärzte außerhalb der Not- und Schmerzversorgung einen Rückgang haben ist gewollt und sinnvoll, darin steckt aber keine qualitative Aussage über die Notwendigkeit von Behandlungen. Viele machen so eine Kleinigkeit, die nennt sich Termine, geplante Arztbesuche ohne Dringlichkeit sollten im Moment ja auch abgesagt werden.
Dass Notaufnahmen leer sind hat übrigens ebenfalls den Grund, dass diese wesentlich strenger Patienten ablehnen sollen, sowohl zum Eigen- als auch Fremdschutz. Die werden wenn irgend möglich (also Covid-19 symptonfrei) direkt an die jeweiligen ambulanten und niedergelassenen Notdienste weitergegeben. Normalerweise verfahren wir nach dem Grundsatz Patienten möglichst nicht abzuweisen, weil das die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass Patienten compliant sind, also den Anweisungen eines Arztes folgen. Das ist generell eher der Fall, wenn der Patient sich ernst genommen, also validiert fühlt.
In den Notaufnahmen gibt es auch keine Gier nach Gesundheit, was ein vollkommener Quatsch!
Die Zahl der nicht unbedingt notwendigen Notaufnahmenbesuche hat ganz andere Gründe:
1) Unwissenheit: Viele Menschen wissen nichts von Koordinationsnummern wie der 116 117 und halten Notaufnahmen für die einzige 24 Stunden Anlaufstelle.
2) Soziale Komponente: Suchen sich Personen Rat bei Dritten, tendieren die meist zur Vorsicht, weil logischerweise niemand für eine Verschlimmerung der medizinsichen Situation verantwortlich sein will. Folge ist der Rat, eine Notaufnahme aufzusuchen.
3) Internet: Wer Symptome leichtfertig im Internet sucht, wird innerhalb kurzer Zeit auf potenzielle Horrorszenarien stoßen, vom Herzinfakt bis zu Krankheitsbildern die in der Geschichte der Medizin vielleicht 3x beschrieben wurden. Dazu gehört zum Beispiel, dass mit der Popularisierung des Internets immer mehr Personen mit irren Annahmen wie dem Leiden an Kuru auftreten, eine Krankheit durch Prionen, die man eigentlich nur dann kriegt wenn man Kannibalismus.
4) Unser System ist auf Vorsicht angelegt, was wir jetzt sehen ist die Abweichung von der Norm aus wichtigeren Gründen und ein durchweg negativer Zustand. Das präventive Aufsuchen von Ärzten ist letztlich die sinnvolle Verhaltensweise, denn von medizinischer Seite aus gesprochen sind false positives (also ein unnötig gemachter Besuch) besser, weil das die Chance echte Notfälle rechtzeitig zu erkennen erhöht und die Chance auf false negatives reduziert. Das verbessert die Behandlungschancen und gibt eine höhere Chance auf Funktionalitätserhalt und eine positive quality of life Intervention.