Keine einfache Frage.
Vermutlich gibt es mehr als einen Grund für die niedrig gehaltenen Zinsen. Einer von diesen Gründen scheint mir die Entlastung von Zinszahlungen für aufgenommene Kredite aus den Staatshaushalten zu sein. Der Bundesfinanzminister sieht das sicher ganz gerne. Ein anderer Grund könnte die Ankurbelung der Wirtschaft inklusive damit einhergehender Verringerung der Arbeitslosigkeit sein. Klar, wenn die Zinsen niedrig sind, investieren die Leute, die Geld zum Investieren haben bzw. es investieren müssen, lieber in Firmen als in Staatsanleihen mit nahezu null Rendite.
Der wichtigste Aspekt scheint mir aber ein anderer zu sein. Die vielen Spekulations-Billionen der letzten Jahre, die außerhalb der normalen Wertschöpfung erzeugt wurden, lasten eh schon schwer auf der normalen Wirtschaft. Wenn die auch noch "normal" verzinst werden müssten, dann wäre die reguläre Wirtschaft sicher schon längst zusammengebrochen. Es sieht so aus, als wäre die erzwungene Niedrigzinspolitik der Versuch, den Zusammenbruch des derzeitigen Geldsystems nur noch etwas hinauszuzögern in der Hoffnung, bis dahin irgendeine adäquate Lösung des Dilemmas zu finden. Es wird aber keine nachhaltige Lösung geben, in der nicht die unanständig hohen Vermögen der oberen Zehntausend angegriffen und aufgelöst werden.
Dem Zins liegt eine Lebenslüge zu Grunde in dem man behauptet, der Wert eines Produktes oder einer Dienstleistung nehme mit der Zeit zu -das Gegenteil ist aber richtig, jeder tatsächlich existierende Gegenstand altert und nutzt sich ab.
Nimmt man nun einen Kredit auf, um die Vorkosten für ein zu schaffendes Produkt zu bezahlen, z.B. Erwerb eines Eigenheims, dann steigt bei der Abzahlung der geliehenen Summe der Gesamtbetrag über den erhobenen Zins zusätzlich an.
Das zu bezahlende Objekt, hier das Eigenheim, wird aber mit jedem Tag älter, baufälliger, saniereungsbedürftiger, reparaturanfälliger, Erhaltungsfordernder nimmt also im Gesamtwert ab, während der Zinsaufschlag einen zunehmenden Wert
rechtfertigt, der aber nicht eintritt.
Zwar erhält der Besitzer mit dem Bezug des Eigenheims einen arbeitsteiligen Mehrwert, z.B. gegenüber einer Mietwohnung in ungünstiger Lage, wofür die Kosten eigentlich gedacht sind - aber nicht einen zunehmenden Mehrwert und darin liegt die tatsächliche Überforderung durch den Zins.
Realistischer wäre also bei Ratenzahlung einer Schuld eine temporär abnehmende Rate auf den
Anschaffungspreis und keine zinsmässig aufgestockte Rate, die natürlich in der Zinsbelastung
abnehmen kann, was aber am Zinssatz nichts ändert.
Der Sparer, der sein Geld auf der Bank deponiert, hat wiederum ein ganz andere Position - er setzt
nämlich die Bank die Lage, grosse Geldbeträge zu verleihen , also für den investierenden Kunden überhaupt zugänglich zu machen, dafür hat der Sparer einen Bonus verdient, der aber nicht mit einem willkürlich festgelegten Zinssatz zu befriedigen ist, sondern lediglich durch eine Aufstockung
in Referenz zur allgemeinen Preiserhöhung der LEBENSHALTUNGS-KOSTEN ohne Luxusgüter
berechtigt.
Die Bank - als Dienstleistungsunternehmen verliert also im Durchschnitt an Kapital und macht daher auch keine Gewinne wenn sie sich marktkonform verhalten will.
Das tut sie aber nicht, weil ihr der Gesetzgeber keinen Lastenausgleich zukommen lässt, der hier
dringend angebracht wäre - in der Praxis kann sich die Bank aber mit dem Nachdruck von Banknoten diese Verluste vom Halse halten, wenn der Gesetzgeber sie dabei genau kontrolliert.