Ich würde gerne etwas zur Sendung Anne Will Sendung vom 28.03.2010 sagen, bin mir aber nicht sicher ob das hier rein gehört. ;/
Erst mal empfand ich die Zusammenstellung der Runde als sehr unternehmerfreundlich.
Woher man Publikum bekommt, welches zum Teil klatscht, wenn die Forderung nach einem Ausweiten von prekären Beschäftigungsverhältnissen gestellt wird, ist mir ein Rätsel.
Am lustigsten in der Sendung fand ich aber den Zukunftsforscher Matthias Horx, dass ist doch mal ein Schätzchen.
Erst fragt er Frau Neumann, wieso sie denn nicht kündigt, anstatt sich über befristete Arbeitverträge aufzuregen. Diese Frau hat einen unbefristeten Arbeitsplatz und setzt sich für die Rechte anderer ein, dass so ein Herr Horx nicht auf die Idee kommt, dass es auch solche Menschen gibt ist nachvollziebar, wenn man ihn reden hört.
Wir brauchen also überhaupt kein Arbeitsrecht, die Menschen können ja kündigen, wenn ihnen etwas nicht passt, sehr interessante Einstellung.
Ich finde auch, so ein bischen Feudalismus hat dem niederen Volk doch noch nie geschadet.
Wenn dieser Mensch dann noch von einer neuen Art der Beschäftigung, für die er wahrscheinlich auch keine angemessenes Arbeitsrecht einführen möchte fabuliert, sagt das wir alle ja schon längst von den Problemen der Globalisierung wüssten und deswegen eine Ausweitung der Dienstleistunggesellschaft und das Erlernen von 4 bis 5 Berufen fordert, hat das was er sagt zumindest einen mittelemässigen Unterhaltungswert als Satire.
Wenn man nicht produziert was man konsumiert hat man nicht genügend Arbeitsplätze für die Bevölkerung, worunter dann auch viele Dienstleistungsbetriebe und unser Staat leidet, weil es an Kaufkraft und Steuergeldern fehlt, alles ganz simpel, dazu braucht es keinen Hochschulabschluss.
Wenn man den Menschen keine anständigen Löhne zahlt und ihnen keine Planungssicherheit zugesteht, muss man sich auch nicht wundern, wenn kaum einer mehr Kinder bekommt.
Der FDP Politiker, der Unterricht in verantwortungsvoller Politik geben möchte...
, indem er Niedriglöhne und prekäre Beschäftigung schönredet wäre auch mehr als Satiriker geeignet, wenn er denn nicht so bösartig wirken würde.
Er sagt einerseits wir stellen Deutschland zu schlecht dar, die Verarmten würden sich zu sehr beklagen, um dann mit der Wirtschaftkrise zu begründen, dass die armen Unternehmer ja gar nicht anders könnten als ihre Beschäftigten so miserabel zu bezahlen, schon klar.
Wir haben geschönte Arbeitsmarktzahlen, die wir mit dem Staatsdefizit bezahlen.
Davon haben sowohl die konservativen Parteien als auch die Unternehmen etwas.
Die konservativen Parteien behaupten sie hätten das Problem der Arbeitslosigkeit besser im Griff, als dies in anderen europäischen Staaten der Fall ist und betreiben damit Wahlkampf.
Die Unternehmen dürfen Dumpinglöhne zahlen, so das man, wenn man Vollzeit arbeitet dann trotzdem noch dem Staat auf der Tasche liegen muss, während die Unternehmen sich auf Kosten ihrer Angestellten und der Allgemeinheit dadurch noch intensiver bereichern können.
Diese beiden Gruppierungen sind also absolut zufrieden mit der Situation, sie interessieren sich nicht für das Staatsdefizit und die verarmte Bevölkerung.
Man begründet befristete Arbeitsplätze mit der Wirtschaftskrise, obwohl mittlerweile auch sehr viele Akademiker deren Tätigkeit man unabhängig von der Wirtschaftskrise braucht nur noch befristete Verträge bekommen. Viele meiner Bekannten sind Sozialpädagogen und sie klagen schon seit Jahren darüber regelmäßig Angst haben zu müssen auf einmal arbeitslos zu werden.
Erst sagt man den Menschen, sie brauchen mehr Bildung, um ihnen dann trotzdem noch jede Form der Planungssicherheit und angemessener Bezahlung vorzuenthalten.
Man begründet die Nichteinführung des Mindestlohnes mit dem wahnwitzigen Argument, dass dieser Massenarbeitslosigkeit auslösen würde, obwohl man doch an den Statisten
http://de.wikipedia.org/wiki/Arbeitslosenstatistik ganz klar erkennen kann, dass dieses absolut nicht zutreffend ist. Die Niederlande zum Beispiel haben seit 30 Jahren einen Mindestlohn, dort sind die Einkaufstraßen nicht zum Teil wie ausgestorben und die Arbeitslosenquote ist deutlich niedriger als bei uns.
Wenn heute eine Putzfrau 300m² in einer Stunde reinigen soll, kann sie das gründlich genauso wenig heute, wie vor 15 Jahren schaffen. Reinigungsmaschinen gibt es schon etwas länger, ihre Effizienz hat aber nicht im mindesten soviel zugenommen wie das Arbeitspensum.
Bei Hotelangestellten, die heutzutage 8 Räume in einer Stunde, statt wie noch vor 10 Jahren 4 reinigen müssen, wird noch deutlicher das nur der Arbeitsdruck auf Kosten der Beschäftigten und zugunsten der Arbeitgeber immens zugenommen hat, nicht die tatsächlich zu leistende Produktivität.
Alles in allem habe ich mich sehr über diese Sendung geärgert.