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Guten Abend allerseits, ich bin der Neue
Nun bleibt mal auf dem Teppich, bitte! Es ging doch hier um Target 2 und darum, dieses System zu verstehen.
Eigentlich ist es doch ganz einfach.
Man stelle sich vor, man ist ein Unternehmen. Auf der einen Seite habe ich Ausgaben für Rohstoffe, Arbeitskräfte, Logistik etc.
Auf der anderen Seite habe ich Einnahmen aus dem Verkauf meines Produktes/Dienstleistung. Den Gewinn lassen wir mal aussen vor ... denn da wären wir dann beim sogenannten Mehrwert, einer Eigentumsdiskussion etc. ...
Wenn jetzt aber meine Forderungen gegenüber dem Käufer meines Produktes/Dienstleistung nicht zeitnah beglichen werden, habe ich ein Problem. Ich muss echtes Geld meinen Liferanten bezahlen, habe aber nur Guthaben in Form von Forderungen.
Die Folge ist, ich werde meinen Laden schließen müssen.
Nun handelt es sich hier aber nicht um einen Laden, sondern um die Bundesbank. Und tatsächlich betreibt diese erstmal Geldschöpfung aus dem Nichts. Zu Zeiten ausgeglichener Aussenhandelsbilanzen der einzelnen Länder im Euroraum gegeneinander war das ja alles kein Problem. Guthaben und Saldi haben sich quasi ausgeglichen. Da aber kein Geld "weitergereicht" wird, sondern die Nationalbanken quasi eine doppelte Buchführung betreiben kann es nun zum Problem werden. Dieses Saldo von rund 700 Milliarden Euro ist ja eigentlich nicht anderes als unser Aussenhandelsüberschuß im Euroraum. Und irgendwie ist die ganze Mechanik ja auch merkwürdig:
Ein deutsches Unternehmen stellt ein Produkt her. Dafür muss es echtes Kapital für Löhne, Rohstoffe etc. bereitstellen. Dieses Produkt wird nun ins europäische Ausland verkauft. Dafür erhält das Unternehmen echtes Kapital über die Hausbank und diese wiederum von der Bundesbank. Diese erhält jedoch kein Geld von den entsprechenden Nationalbanken, sondern kann sich nur ein Guthaben in Form einer Forderung verbuchen. Auf der anderen Seite gibt der Käufer echtes Geld aus, welches über seine Hausbank bei der entsprechenden Nationalbank als Minus verbucht wird. Und eben umgekehrt. Würde es sich um echten Giralgeldverkehr handeln, hätten wir kein Problem. Aber hier wird mit Forderungen gehandelt. Und die können nunmal ins Ungleichgewicht geraten. Diese 700 Milliarden Saldo wurden ja im Ausland bezahlt, nur nicht weitergeleitet. Die sind quasi in der Luft verpufft und warten nun darauf, dass dies auf unserer Seite durch Import ebenso passiert. Ohne Target 2 hätte es nicht weniger Export von unserer Seite gegeben. Man hätte ja auch mit Geldkoffern durch die Lande reisen können und es wäre zum gleichen Handelsvolumen gekommen. Und ja, auch die Geldmenge ist eigentlich gleich geblieben, da ja das bei uns generierte Geld auf der anderen Seite dem Markt entzogen wurde. Das Problem ist nur folgendes:
Wir als "Exporteuropameister" haben Forderungen gegenüber sehr vielen Staaten, die sich in der Bilanz der Bundesbank auf einen riesen Posten belaufen. In den Bilanzen der entsprechenden Nationalbanken ist das Minus wesentlich geringer. Und, wenn ein Land seinen Gläubiger nicht mehr bedienen kann, dann muss dieser seine Forderung abschreiben. Und das ist das Irre. Produkte wurden hergestellt und bezahlt und trotzdem haben wir ein bilanzielles Risiko.
Aber eben nur bilanziell und das ist es, was Ihr in Eurer Diskussion etwas ausser Acht gelassen habt. So lange der Euroraum existiert, geht es nur um Bilanzen und die Bundesbank verbucht diese Aussenstände als ausstehendes Kapital. Ob dies sogar in die Eigenkapitalquote mit einfließt kann ich gerade nicht sagen, aber es hat erstmal keine negativen Auswirkungen auf die Bilanz.
Wobei: http://deutsche-wirtschafts-nachric...nd-verliert-350-milliarden-euro-aus-target-2/
Wenn jedoch der Euroraum zerbricht, bzw. Länder gegenüber denen wir Forderungen haben den Euro verlassen, können wir entsprechende Forderungen aus Target 2 zu großen Teilen abschreiben. Was wiederum Auswirkungen auf die Bilanz und damit auf die Eigenkapitalquote der Bundesbank hat. Und um diese zu stabilisieren, würden Gewinne nicht mehr in den Staatshaushalt fließen sondern der Bundesbank zugeführt und dieses Defizit hätte der Steuerzahler zu tragen. Ebenso wie eine teurer werdende Finanzierung neuer Schulden.
Da fragt man sich doch nur: Wer profitiert von Target 2 ???
Einen schönen Abend noch,
Rum.
Giralgeld sind nur Forderungen, wenn Du von "echtem" Geld schreibst, im Sinne von gesetzlichen Zahlungsmittel, ist das nur Zentralbankgeld(Scheine und Münzen).
Mehrwert und Gewinn sind zwei verschieden realwirtschaftliche Geschichten.
Der Mehrwert ist ein Gewinn durch Zins, nicht durch Gewinn durch den Verkauf eines Produktes.
Drittens, natürlich wäre unser Export ohne Taget2 kleiner, keiner würde seine Produkte an jemanden verkaufen wollen, wenn er dadurch nur eine unsichere Forderung auf den Kaufpreis aufbaut, statt den Kaufpreis auch zu erhalten. Mit Target2 können die Unternehmen ihre Forderungen auf die Gesellschaft abwälzen und erghalten sofort ohne Ausfallrisiko ihren Kaufpreis. Damit wäre auch die Frage nach den Profiteuren beantwortet.