Politik verkommt zur (gewollten) Unfähigkeit. Tragisch.
Nein, die Unfähigkeit ist nicht gewollt, sondern systembedingt.
Absolut ALLE Wähler in einer Demokratie wollen zwar, dass irgendwer Steuern bezahlen soll, damit öffentliche Dienste wie z.B. Schulen, Polizei und Justiz gut arbeiten können, aber jeder einzelne Wähler für sich trachtet danach so wenig Steuern wie irgend möglich zu bezahlen.
Was also machen Politiker die gewählt werden wollen vor einer Wahl, bzw. was können sie überhaupt machen um viele Wählerstimmen zu bekommen?
Offensichtlich müssen Politiker mit ihren Wahlversprechen den Spagat schaffen gleichzeitig niedrige Steuern und hohe staatliche Leistungen zu versprechen, was auf den ersten Blick unmöglich ist.
Auf den zweiten Blick ist es aber nicht unmöglich, denn es gibt da eine Möglichkeit die beides kann, nämlich Staatsschulden.
Politiker die niedrige Steuern versprechen wollen und dieses Versprechen nach der Wahl auch halten wollen müssen also die Differenz, die zwischen Steuereinnahmen und der Finanzierung staatlicher Leistungen an Geld fehlt durch die Aufnahme von Staatsschulden finanzieren.
Das klappt in einem zu Anfang schuldenfreien Staat für einige Jahrzehnte prima, aber irgendwann kommt halt der Punkt wo die finanzielle Last der Schulden, sprich Rückzahlung und Zinsen so gross wird, dass der Staat gar nicht mehr anders kann als gleichzeitig sämtliche Steuern zu erhöhen und sämtliche staatlichen Leistungen runterzufahren, weil auch noch so viele neue Staatsschulden nicht reichen um die alten Staatsschulden zu bedienen.
An dieser Stelle tritt das Problem auf, was du "Unfähigkeit" nennst, was aber keine Unfähigkeit ist, sondern eine Unmöglichkeit die es nie gegeben hätte, wenn der Staat von Anfang an so hohe Steuern erhoben hätte, dass Staatsschulden nicht nötig gewesen wären.
Dummerweise wurden und werden aber auch heute noch ALLE Politiker die sich trauen auch nur vorzuschlagen die Steuern so hoch zu setzen, dass staatliche Aufgaben ohne neue Staatsschulden finanzierbar wären von den Wählern gnadenlos abgewählt, so dass nach jeder einzelnen Wahl immer wieder genau die Politiker an die Macht kommen, die immer mehr, immer neue Staatsschulden machen, nur um wenigstens vor den Wahlen versprechen zu können die Steuern so niedrig zu halten, dass sie gewählt werden.
Am Ende landest du halt bei einem Staat der so hoch verschuldet ist, dass die Gläubiger dem Staat diktieren können was er tun soll und nachdem die Gläubiger des Staates die Reichsten der Reichen sind kommt dabei halt eine Politik raus die die Reichen maximal bevorzugt und das zugrundeliegende Problem immer weiter verschärft, insbesondere weil dann die Reichen fast gar keine Steuern mehr bezahlen und die gesamte, ständig wachsende Steuerlast der Mittelschicht aufgebrummt wird, die dabei logischerweise immer weiter verarmt.
Der Effekt davon ist dann, dass mit schöner Regelmässigkeit die amtierende Regierung abgewählt wird und eine neue Regierung ins Amt kommt.
Nur dummerweise wechselt die Regierung immer nur zwischen Parteien (in Deutschland zwischen CDU und SPD) die alle dasselbe machen, nämlich immer mehr Staatsschulden, parallel zu immer höheren Steuern und immer weniger staatlichen Leistungen um die immer höheren Schulden zu bedienen.
Dass mal irgendwer auf die Idee kommen würde diesen Teufelskreis zu durchbrechen, darauf kannst du lange warten, denn das passiert immer erst dann, wenn das gesamte System kollabiert, wie es z.B. 1929 passiert ist.
Dass nach einem solchen Kollaps irgendwer auf die Idee käme den Neuanfang ohne Staatsschulden zu organisieren kannst du ebenfalls vergessen, weil die Wähler nach dem Neuanfang SOFORT wieder die Politiker wählen die gleichzeitig möglichst niedrige Steuern und möglichst hohe staatliche Leistungen versprechen, sprich selbst WENN es nach einem Kollaps Politiker gäbe die das Ganze anders organisieren wollen, würden sie nicht gewählt.
Der einzige aufrechte Politiker der neueren Zeit war, ist und bleibt Oskar Lafontaine, der vor der Wahl 1990 gesagt hat, die Wiedervereinigung wird ohne Steuererhöhungen nicht machbar sein und dafür das schlechteste Wahlergebnis seit 1957 eingefahren hat, während Helmut Kohl mit seinem Versprechen die Steuern nicht zu erhöhen die Wahl haushoch gewonnen hat, nur um als erste Amtshandlung nach der Wahl die Steuern zu erhöhen.
1990 - Kohl gewinnt die erste gesamtdeutsche Wahl klar gegen den Mahner Lafontaine | https://chroniknet.de/extra/zeitgeschichte/1990-kohl-gewinnt-die-erste-gesamtdeutsche-wahl-klar-gegen-den-mahner-lafontaine/
Eins muss man den Deutschen aber lassen, ausschliesslich Politiker wählen die lügen dass sich die Balken biegen, den einzigen Politiker der die Wahrheit sagt auch Jahrzehnte später noch für unwählbar erklären und sich dann darüber aufregen, dass sie von der Politik belogen werden, hat schon einen sehr seltenen Level von extremer Dummheit, so hoch, dass die "Unfähigkeit" der Politik dagegen eigentlich gar nicht mehr auffallen dürfte.