Um die Sicht auf den Zusammenhang Islam-IS usw. zu verdeutlichen, muss man sich diese Gruppen nur mal ohne die Religion Islam vorstellen. Was wäre dann? Dann würde sich ihre ganze schöne Ideologie in Nichts auflösen.
Kein Gott, keine Belohnung, keine Bestrafung, keine Ungläubigen - was würden sie dann nur machen?
Nähme man diesen Typen den Deckmantel der Religion, müssten Sie die Wahrheit sagen. Entweder das Ganze fällt in sich zusammen, weil es denen tatsächlich um Religion geht, oder die Auseinandersetzung geht unverändert weiter. Aber es wäre eine völlig andere Basis um eine Lösung zu finden.
Wenn Dein Gegenüber sagt: "Ich bringe Dich um, weil Du Christ bist.", ist eine Diskussion eher zweckfrei.
Würde Dein Gegenüber aber sagen: "Ich bringe Dich um, weil wir sonst keine Chance sehen, auch unseren Teil vom Kuchen abzukriegen, weil wir uns von den mächtigen Wirtschaftsnationen verarscht und ausgebeutet fühlen", dann ist die Diskussion eine ganz andere.
Die Frage ist nur, was würden wir dann antworten. Wir könnten dann nämlich auch nicht mehr sagen, wir haben ein Problem mit Euch, weil wir Angst vor Islamisierung haben. Wir müssten dann entweder sagen: "Ihr kriegt was ab." oder: "Wir wollen nicht teilen."
Aber das ist ja letztendlich theoretisch, weil Religion sich zwar formal verbieten ließe, aber in den Köpfen wird sie sich nicht einfach löschen lassen.
Wie also bringt man diesen Leuten bei, dass es deutlich angenehmer für alle wäre, sich die Köpfe nicht gegenseitig einzuschlagen?
Und bzgl. zurückschicken der Leute in einen Krieg, den sie nicht führen wollen: Warum soll jemand, der einfach nur ein friedliches Leben führen will und das auch noch tuen würde, wenn nicht irgendwelche Idioten ständig Krieg vom Zaun brechen, in diesen Krieg zurückkehren, um dabei drauf zu gehen. Vor allem, wenn er sich keiner der mindestens zwei Seiten dort zugehörig fühlt.
Die Leute, die hierhin kommen, die sollen hier lernen, dass Menschen zusammenleben können, ohne sich zu bekriegen. Und dieses Gelernte müssen Sie in Ihre Heimat transportieren.
Außerdem wäre es an der Zeit, dass auf internationaler Ebene nicht mehr ausschließlich darum gekämpft wird, wer eine Vormachtrolle behält oder erringt. Dieser idiotische Wettbewerb um außenpolitischen Einfluss und materiellen Wohlstand wird immer Verlierer produzieren, die sich nur in Gewalt Lösungen sehen. In einer Welt, in der jeder sehen kann, wie der Lebensstandard woanders aussieht und ein hoher materieller Wohlstand zum wichtigsten Ziel erklärt wird, in der aber gleichzeitig für einen Löwenanteil der Betroffenen auch nur eine Annäherung an einen vernünftigen Zugang zu dem, was ein Leben ohne existentielle Sorgen möglich macht, innerhalb einer vernünftigen Zeitspanne unmöglich ist, in der braucht es keine Religion, um gewaltsame Konflikte entstehen zu lassen.
Allerdings verhindert die Religion die Diskussion über rationale Ursachen von Konflikten. Und das ist das Problem, das ich im Moment mit ihr habe.