Liebe Leute,
natürlich kann so ein Text nur von einem alten Knochen kommen, der zunehmend und immer zügiger merkt, wie seine Welt-Kompatibilität abnimmt.
Textzitat gekürzt.
Zweifler
Guten Morgen [MENTION=1959]Zweifler[/MENTION],
mir hat Dein Text sehr gut gefallen, auch wenn er an einigen Stellen in seiner Botschaft eher im Ungefähren bleibt. Dies schafft aber Raum für den Adressaten.
Ich erinnere mich, einst während einer Medizinvorlesung gehört zu haben, dass man die biologische Lebensmitte in etwa beim 30. Lebensjahr ortet. Hormon- und Zellstoffwechsel verändern sich während dieser Zeit grundlegend. Das muss nun nicht für jeden einzelnen Menschen gelten, im statistischen Querschnitt scheint das aber schon der Fall zu sein.
Ob sich die These mit der biologischen Lebensmitte wissenschaftlich beweisen lässt, ist erst einmal irrelevant, denn man kann dem auch einen Modellcharakter unterstellen.
Bei der herkömmlichen Antwort auf die Frage unserer steigenden Lebenserwartung bin ich ein wenig skeptisch. Die medizinische Versorgung wird hier ein wenig über Gebühr verantwortlich gemacht. Es sind aus diesem Bereich meines Erachtens primär die medizinische Notfallversorgung und die Chirurgie, welche hier lebensverlängernd wirken. Die „ganz banale“ Alltagsmedizin ist demgegenüber in der Praxis viel zu fehlerbehaftet und wirkt oft sogar eher Lebens verkürzend.
Es sind zu einem erheblichen Teil die hygienischen Bedingungen und die ausreichende Ernährung, welche statistisch stärker ins Gewicht fallen.
Bestätigt sah ich meinen Ansatz wieder einmal vor etwa einer Woche. Ich war hier in der Nähe meines Wohnorts in einer Ausstellung, in welcher die Geschichten des Adels dieser Region präsentiert wurden. Dabei fiel mir auf, dass bei den allermeisten Adligen Lebensspannen um die 80-100 Jahre angegeben wurden, selbst im 19. Jahrhundert, wo bekanntermaßen die statistische Lebenserwartung beim Rest der Bevölkerung nur bei etwa 40-50 Jahren lag und die Medizin auch für Adlige nicht besonders weit fortgeschritten war.
Was man bei der Frage auch nicht vergessen sollte, ist die Tatsache, dass die Generation, welche den letzten großen Krieg und seine mittel- und unmittelbaren Folgen noch am eigenen Leib erlebte, so langsam weg stirbt und damit auch aus der Statistik der Lebenserwartung wegbricht.
Du beschreibst die zunehmende Geschwindigkeit der verschiedenen, auf die Gesellschaft und den Menschen einwirkenden Veränderungs- und Entwicklungsprozesse.
Mit diesen Veränderungen muss der Mensch, ob er will oder nicht, lernen umzugehen. Sie haben sowohl positive, als natürlich auch negative Effekte.
Unter anderem führen sie zu einem sukzessiven Entwurzelungsprozess des Menschen. Der Raum, in dem sich das Leben des Menschen bewegt, wird weiter und damit lässt auch die Identifikation mit dem bewährten Umfeld auf die Probe gestellt.
Ich habe vor anderthalb Jahrzehnten zusammen mit meinem Vater einmal sehr intensiv Familien- und Ahnenforschung betrieben. Wir kamen dabei im Maximum bis ins Jahr 1514 zurück.
Mit Ausnahme eines einzigen direkten Vorfahrens kamen alle aus dem Landkreis, in dem ich auch aufgewachsen bin oder aus den zwei Nachbarkreisen. Ich bin im Grunde der erste in meiner direkten Familienlinie, der seinen Wohnsitz und Lebensmittelpunkt entfernt von der eigenen Heimat hat. Und das seit 500 Jahren.
Die Psychologie des eigenen Lebens ist natürlich eine andere, wenn man fern der eigenen Wurzeln seinen Lebensmittelpunkt hat oder wenn man in der Heimat geblieben ist. Denn dort trifft man immer wieder im Alltag auf die Menschen, die man schon seit Kindheit kennt und die einen mittel- und unmittelbar begleitet haben.
Gleichzeitig findet im kleinen dort in der Heimat ein ähnlicher Prozess statt. Denn heute sind schon etwa die Hälfte der dort lebenden Menschen nicht mehr dort geboren, sondern zugezogen und zugewandert.
Wo in meiner Generation nur etwa jeder Zehnte die Heimat verließ, dürfte das in der aktuellen Generation der Jugend schon um einiges extremer sein.
Die Globalisierung schreitet auf allen Ebenen immer schneller fort.
Und dies stellt den Menschen heutzutage vor völlig andere Herausforderungen als den Menschen der Vergangenheit.
Du hast ein interessantes Thema eingestellt.
Ich habe erst mal nur auf einen Aspekt geantwortet.