Wie ist das denn nun wirklich mit dem freien Wettbewerb und Monopolen?
Diese Frage ist längst schon erforscht und vollständig beantwortet worden. Daher möchte ich eine Stelle aus dem Buch in meiner Signatur zitieren. Ich würde mich freuen, wenn der Text in Ruhe gelesen und verstanden wird. Jeder Satz ist entscheidend. Der Text sollte ruhig mehrmals gelesen werden, denn er stellt so ziemlich alles in Frage, was wir heute zu wissen glauben.
Wenn ich vorab meine Meinung zu den jüngsten & interessanten Beiträgen kundtun darf: Sicher haben wir heute etwas, das von vielen Leuten nicht ohne Grund „Wettbewerb“ genannt wird. Der ist jedoch erheblich eingeschränkt. Wettbewerb muss jedoch uneingeschränkt & frei sein, damit er Wettbewerb sein kann! Darum kann die konsequente Schlussfolgerung nur sein, das wir heute gar keinen Wettbewerb haben.
Auszug aus „Die Lösung der sozialen Frage“, S. 26:
Die Entstehung des Zinses
Eine der Wirkungen der freien Konkurrenz besteht, wie bereits gesagt, darin, dass der Preis mit den Arbeitskosten zusammenfällt. Sobald der Preis vorübergehend die Arbeitskosten übersteigt, ergibt sich ein Gewinn, der andere Arbeiter anlockt und so zu einer Ausdehnung der Produktion führt, die den Gewinn wieder beseitigt. Die Begründung für diese Erscheinung haben wir bereits kennen gelernt. Sie liegt darin, dass bei freier Konkurrenz von jeder Güterart soviel Güter erzeugt werden können, als zum Arbeitskostenpreis begehrt werden. Und dies ist wieder deshalb möglich, weil die Konkurrenz eben frei, das heißt der Zutritt zu jeder Art von Beschäftigung offen und die Produktionsmittel frei verfügbar sind.
Grundsätzlich anders liegen die Dinge, wenn die Konkurrenz nicht frei ist. Ist die Konkurrenz beschränkt oder gar ausgeschlossen, dann ist es möglich, dass das Angebot dauernd kleiner ist als die Nachfrage, die zum Arbeitskostenpreis herrscht. Dann wird infolge der Knappheit des Angebotes der Preis über die Arbeitskosten emporgehoben, es entsteht eine Spannung zwischen Preis und Arbeitskosten und damit ein Gewinn, der nicht Arbeitseinkommen oder Lohn, sondern arbeitsloses Einkommen oder Zins darstellt. Der Preis kann dauernd über den Arbeitskosten gehalten und der Zins dauernd bezogen werden, weil die Konkurrenz nicht imstande ist, das Angebot so zu vergrößern, dass es mit der beim Arbeitskostenpreis herrschenden Nachfrage übereinstimmt, mit anderen Worten, die Konkurrenz vermag nicht, den Preis auf die Ebene der Arbeitskosten herabzudrücken.
Das ist das Prinzip der Entstehung des Zinses, des arbeitslosen Einkommens, das Conrad etwa wie folgt formuliert hat: Jeder Zins ohne Ausnahme beruht auf einem Monopol, das heißt auf einer Beschränkung oder gar auf einem Ausschluss der Konkurrenz. Das Monopol hindert das Angebot, sich weit genug auszudehnen, um die beim Arbeitskostenpreis herrschende Nachfrage zu decken. Die Menge der angebotenen Ware ist geringer als die Menge der Ware, die beim Arbeitskostenpreis begehrt wird, und die Folge davon ist, dass der Preis dauernd über den Arbeitskosten gehalten werden kann. Aus der Spannung zwischen den Arbeitskosten und dem Preis ergibt sich ein Gewinn. Dieser Gewinn ist der Zins.
Das geschilderte Prinzip der Zinsentstehung gilt für alle Arten von dauernd bezogenem arbeitslosen Einkommen, einerlei ob es sich um Geldzins, Sachzins oder Bodenzins (Grundrente) handelt. Alle Arten von Zins sind daher völlig wesensgleich.
Aus dem Gesagten erhellt, dass das Monopol einen Zins dadurch bewirkt, dass es dauernd einen Zustand des Mangels und der Knappheit aufrechterhält, sei es von Natur aus in Form des Bodenmonopols, sei es durch eines der künstlichen Monopole. Die Zinswirtschaft (der Kapitalismus) ist daher ihrem Wesen nach Monopolismus, das heißt dauernde Mangelwirtschaft.
In einer unfreien Wirtschaft, wie der heutigen, bestehen die Preise außer aus Lohnquoten auch aus Zinsquoten aller Art. Jede Behinderung der Konkurrenz wirkt monopolistisch, kürzt den Lohnanteil und erhöht den Zinsanteil. In die geschlossene Front der Arbeitenden, denen nach aller Wissenschaft der Kuchen des Sozialproduktes als ihr ausschließliches Erzeugnis allein gebührt, schiebt sich also, gestützt auf die Monopole, der Zinsbezieher und windet den Arbeitenden einen Teil ihres Arbeitsertrages aus der Hand.
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4. Irrtümer um die freie Wirtschaft (S.30)
Aus dem bisher Gesagten geht hervor, dass wir seit jeher nicht in einer freien Wirtschaft, sondern ganz im Gegenteil in einer Wirtschaft der weitestgehenden Unfreiheit leben. Wohin man blickt, beherrscht das unvollständige Monopol - die Konkurrenzbeschränkung - das Bild der Wirtschaft. Zu den wichtigsten dieser unvollständigen Monopole, die unserer Wirtschaft geradezu den Stempel aufdrücken, gehören das bereits erwähnte Bodenmonopol und das Geldstreikmonopol, das ein Kapitalmonopol nach sich zieht. Diese Monopole wurden von den Berufsökonomen entweder überhaupt nicht oder nur teilweise erkannt. Man hatte angenommen, weil die Bodenbesitzer untereinander und die Kapitalbesitzer untereinander in Konkurrenz stehen, sei mit der Verwirklichung der Gewerbefreiheit und der Vertragsfreiheit auch die freie Wirtschaft verwirklicht. Das war ein schwerwiegen der Irrtum. In Wahrheit besagt der Wettbewerb zwischen den Bodenbesitzern untereinander und den Kapitalbesitzern untereinander lediglich, dass der Wettbewerb auf einen gewissen Personenkreis beschränkt ist. Denn alle Nichtboden- und Nichtkapitalbesitzer sind vom Wettbewerb ausgeschlossen.