Das einfache Beispiel:
Der schiffbrüchige Banker verleiht die in seinem Gürtel eingenähte eiserne Reserve von 1.000 Euro – aus purer Gewohnheit – an den zweiten
Schiffbrüchigen, der – aus purer Gewohnheit, den Kredit und die 10% Zins, die der Banker haben will, akzeptiert.
(Das ist nicht so abwegig, wie es klingt. Gar nicht so wenige Menschen verschuldensich, indem sie ihre Gehaltskonten am Geldautomaten überziehen, ohne für das
abgehobene Geld eine konkrete Verwendung zu haben. Es ist die pure Freude am gefüllten Beutel.)
Nach einem Jahr erfolglosen Wartens auf ein rettendes Schiff fordert der Banker 1.100 Euro zurück. Geht nicht. Es sind nur 1.000 Euro vorhanden.
Der Banker wird aus purer Gewohnheit die Bonität des Kreditnehmers geprüft haben und hat vermutlich festgestellt das der kein regelmäßiges Einkommen hat. Er wird den Kredit also nicht vergeben und wenn doch dann nur gegen eine entsprechende Sicherheit. In diesem Fall bekommt der Banker die 1000 Euro zurück und zusätzlich Sachwerte im Wert von 100 Euro. Damit ist der Kredit incl. Zins getilgt, auch wenn nur 1000 Euro im System waren. Wen er auch keine Sicherheit verlangt hat dann muss er auf den Zins verzichten, aber dann hat er in der Ausbildung gepennt.
Das erweiterte Inselbeispiel – mit leicht erhöhter Komplexität:
Nimmt man 1.000 Inseln – mit 2.000 Schiffbrüchigen, die alle das gleiche Spiel
spielen, ändert sich nichts. Am Ende fehlen nicht 100 Euro, sondern 100.000
Euro. Das ist der ganze Unterschied. Ein rein quantitativer.
Entscheidend ist was die Menschen mit den Krediten anfangen. In der Regel wird es ja so sein das jemand einen Kredit aufnimmt um etwas sinnvolles damit anzufangen. Wenn ich mal unterstelle das die Leute das Geld investieren sähe das ganze so aus:
Einer der 2000 kauft sich beim Werkzeugmacher eine Spitzhacke und eröffnet einen Steinbruch, ein weiterer baut einen Bauernhof und kauft die Steine vom Steinmetz. Auf dem Bauernhof baut er Weizen an und verkauft den an den Müller der ebenfalls vom Steinmetz die Steine kauft Das Mehl verkauft er an den Bäcker und so weiter.
Was macht der Bänker in der Zwischenzeit? Er baut sich eine Bank und kauft sich Steine beim Steinmetz. Essen und Trinken muss er auch und kauft sich Brötchen beim Bäcker, Wurst beim Schlachter und Wein beim Winzer. Da er sein Geld verliehen hat muss er bei allen anschreiben lassen.
Nach einem Jahr bekommt er das Geld samt Zins (soweit möglich) zurück. Jetzt kann er seine Schulden bei den Anderen bezahlen und die Schulden sind getilgt. Vielleicht hat er sogar einen kleinen Gewinn gemacht, vielleicht musste er auch Teile seines verliehenen Kapitals abschreiben und er ist in den Miesen. Er wird in dem Fall seine Zinsforderung für die nächste Kreditperiode anpassen.
Aber wie ist die Bilanz für die gesamte Volkswirtschaft: Die umlaufende Geldmenge war 2000 Personen * 1000 Euro = 2 Millionen. Damit haben diese 2000 Leute einen Kapitalstock von ebenfalls 2 Millionen Euro aufgebaut. Dieser Kapitalstock bleibt, auch wenn das gesamte Geld aus dem Wirtschaftskreislauf entfernt wurde und reicht locker um alle verbleibenden Zinsforderungen aus Sachvermögen zu decken die der Bänker nach Tilgung seiner eigenene Schulden gegenüber den anderen Teilnehmern des Wirtschaftskreislaufs noch haben könnte. Der Bänker wird es in der nächstn Kreditphase schwerer haben sein Geld unter die Leute zu bringen denn die Wirtschaftsteilnehmer haben jetzt einen Kapitalstock mit dem sie wirtschaften können, was die Kreditnachfrage vermutlich dämpfen wird.
Geld ist kein Selbstzweck, Geld ist der Katalysator für die effiziente Wertschöpfung der Wirtschaft, nicht mehr und nicht weniger.
Irgendwie einleuchtend oder?