Was ein Wirtschaftssubjekt für "fair" hält, kann nicht objektiver Masstab sein.
Grundsätzlich ergibt sich allerdings auf freien Märkten immer die Tendenz zur Wertgleichheit im Tausch, so dass auch beim Verkauf der Arbeitskraft durchschnittlich ihr Wert bezahlt wird.
Aber Achtung! Im Gegensatz zu allen anderen Waren besitzt die Ware Arbeitskraft die Fähigkeit, mehr Wert zu schaffen, als sie selbst wert ist. Das Unfaire liegt hier nicht in der Bezahlung des Wertes der Arbeitskraft, sondern in ihrer Verwertung (Ausbeutung)/ Abpressung des Mehrwerts.
Das hat aber der Gute alte Marx anders definiert. Der Wert einer Ware ergibt sich demnach aus dem zu ihrer Herstellung notwendigen Arbeitsaufwand (Aufwand an gesellschaftlich notwendiger Arbeit). Diese wiederum ergibt sich aus dem Stand der Technik. Diesen Aufwand kann man in Zeit (Arbeitsstunden) ausdrücken.
Wobei ja bei teilhabe sichernder Bezahlung der Ware Arbeitskraft ein größerer Anteil des von dieser Arbeitskraft produzierten Mehrwertes an diese Arbeitskraft ausgezahlt wird. 100% fair wäre daher eine gleichmäßige Gewinnausschüttung al alle am Produktions- oder Dienstleistungsprozess beteiligten Personen dieses Betriebes. Dies aber war und ist bisher in keinem noch existierenden sozialistischen Staat der Fall und im Kapitalismus per Aktien für die Mitarbeiter nur teilweise, da nicht in allen Unternehemen praktiziert und die Aktien auch nicht den gesamten erwirtschafteten Gewinnanteil widerspiegeln. (Wohl zu geringer Aktienanteil). In gemeinschaftlich wirtschaftenden Kommunen wird so eine paritätische Gewinnverteilung angestrebt, jedoch existieren diese Kommunen nicht unabhängig von ihrem zumeist kapitalistischen Wirtsstaat.
Es will ja der Unternehmer auch leben, auch er hat Bedürfnisse, Grundbedürfnisse, kulturelle Bedürfnisse und Luxusbedürfnisse. Die will er sich mit seinem Profit erfüllen.
Allerdings ergibt sich hier auf dem Markt ein Dilemma, denn, wieviel Geld nun ein Käufer für die Ware auszugeben bereit ist, ist vom Wert (Arbeitsaufwand zur Herstellung) dieser Ware vollkommen unabhängig.
Im Idealfall ist der Preis, den ich zum Erwerb dieser Ware zu bezahlen bereit bin, größer als ihr Wert. Ist er gerade gleich, funktioniert der Kapitalismus nicht mehr, ist er unterhalb ihres Wertes, macht der Produzent oder Händler Verlust.
Dieses Betrachtung hat Marx wegen des Wertes der Ware Arbeitskraft angestellt. Dabei hatte der nur den Aufwand zu ihrer Schaffung herangezogen. Nun hat der Mensch aber nicht nur Grundbedürfnisse, wie Nahrung, Kleidung, Wohnung passender Größe, sondern auch kulturelle Bedürfnisse und Luxusbedürfnisse. AUch diese wollen angemessen befriedigt sein und es kommt noch hinzu, was heute noch Luxus ist, kann schon morgen Alltag sein. Siehe Smartphone oder Computer oder Fernseher. Soll es da ein alter Röhrenfernseher sein oder doch ein aktueller Flachbildfernseher, der in der DDR unbezahlbar gewesen wäre, heute aber schon für 400€ zu haben ist. Der Arbeiter will auch mal seine Freundin ausführen, mit ihr in ein Restaurant gehen können oder sie zu einem Konzert einladen. Wie oft soll er das nach erbrachter Arbeitsleistung dürfen? Ich bin hier ausdrücklich gegen jedweden staatlichen Eingriff, der dem Arbeiter vorschreibt, dass er nur einmal im Monat in ein Restaurant gehen darf oder nur einmal im Monat in ein Konzert. Er soll das dürfen, so oft er es will.
Weiterhin ist der Gebrauchswert einer Ware ebenso unabhängig von ihrem Aufwand zur Herstellung. Ebenso verhält es sich mit ihrem Tauschwert, der kann sich abhängig von der Produktionsmenge dieser Ware rapide ändern. Auch so weit, das die Ware, zu oft produziert, nicht mehr kostendeckend verkauft werden kann.