Siehe J.M: Keynes Liquiditätsfalle!
Der Geldbesitzer ist ab 3% Zinsen nicht mehr bereit längerfristig auf seine Liquidität zu verzichten und das führt dazu das riesige Geldvermögen liquide gehalten werden, (der Grund für den Negativzins der EZB).
Weiter sagt Keynes das bei sinkendem Zins aber auch nicht mehr investiert wird, weil man davon ausgeht das der Realkapitalzins ebenfalls einbricht.
Die Wirtschaft schwimmt im Geld investiert aber nicht, die Banken sitzen auf immer dicker werdenden Passiva und horten das Geld weil es liquide gehalten werden muß.
Damit ist die Falle zu!
Negative Zinsen bringen nicht den Erfolg, einfach weil die Banken das Geld dann in ihren Tresoren bunkern, eine Situation in der nuuuur eine Bargeldsteuer Abhilfe schaffen kann.
Ist die derzeitige Situation wirklich die, die Keynes in seinem Ansatz beschrieben hat? Keynes beschrieb vor allem eine Wirtschaft, in der noch eine Güternachfrage prinzipiell besteht - heute reden wir hingegen über in vielen Teilen gesättigte Märkte. Insbesondere bezogen auf die, die ihr Geldvermögen anreichern.
Wesentliche Teile der Bevölkerung aber würden durchaus investieren - sie können aber nicht, weil ihnen das Geld fehlt.
Keynes geht in seinem Aufsatz davon aus, dass das Geld in Form von Bargeld gehortet wird - und damit dem Markt entzogen wird. Zwar steigt die emiitierte Bargeldmenge im Euroraum an - aber wenn man genauer
hinschaut, passiert die eigentliche Entwicklung nicht bei der Geldmenge M1, sondern bei der Geldmenge M3. Die Geldmenge M3 wächst dabei deutlich überproportional zur Geldmenge M2 oder M1 oder M0.
Nun ist das aber mit der Geldmenge M3 so, dass dieses Geld ja gar nicht wirklich den Märkten entzogen wird! Tatsächlich steht gerade diese Meßgröße für Geld, welches den Märkten zur Verfügung steht - so gesehen haben wir gerade keinen grundlegenden Liquiditätsengpass in der Wirtschaft.
Auch haben wir (zumindest in Deutschland) weitgehend Vollbeschäftigung. Damit ist auch die Kapitalausstattung der privaten Haushalte nicht grottenschlecht - die können schon investieren - und tun es durchaus auch.
Deshalb denke ich, dass das Szenario was wir heute vorfinden, nicht deckungsgleich ist mit dem, was Keynes mit seiner Liquiditätsfalle beschreibt.
Trotzdem ist das Phänomen ähnlich - und es findet auch bei Keynes durchaus seine Beschreibung. Ich benenne das bei uns bestehende Problem lieber mit dem Begriff der Vermögensakkumulation. Das Vermögen konzentriert sich vor allem auf einen zu kleinen Personenkreis - dieser investiert durchaus, hält auch die Wirtschaft durchaus am Laufen - aber es kommt zu wenig Durchlauf beim kleinen Mann an.
Für Deutschland bräuchte es beispielsweise in dieser Phase deutlich höhere Löhne.
Eine Alternative wäre, (nicht nur) Geldvermögen deutlich stärker zu besteuern - das wird aber allgemein als kritisch gesehen und ist derzeit nicht mehrheitsfähig.
Im Prinzip ist das Freigeld ein ähnlich gelagerter Ansatz - Geld wird entwertet - ganz gleich ob über Inflation, Steuern oder dadurch, dass ich einfach eine Prämie einziehe, wenn du Bargeld hast - es sind alles Instrumente, die letzten Endes ähnlich wirken.
Die heutige Situation bezogen auf den EURO ist insofern anders als die Keynes-Szenarien, weil heute die EZB die niedrigen Zinsen vor allem dazu nutzt, die teilweisen Schrägstände nationaler Haushalte im Griff zu behalten, ohne dass nationale Haushalte in Insolvenz gehen, oder die Wirtschaft abgewürgt wird. Die Schulden der Eurozone steigen dabei insgesamt noch immer - auch wenn einige Länder ihre Haushaltsprobleme inzwischen halbwegs im Griff haben. HIER liegt eine weitere Ursache der heutigen Probleme - die EU müsste wesentlich stärker die Haushalte kontrollieren, und dafür sorgen, dass beispielsweise auch Italien nachhaltig seinen Haushalt in Richtung einer tragfähigen Schuldenquote entwickelt.
Das ginge auch in Italien - beispielsweise mit höheren Vermögenssteuern, Erbschaftssteuern und zur Not auch mit der Mehrwertsteuer. Man müsste es nur wollen!
Überhaupt hat Keynes in seinen Aufsätzen nicht die Komplexität eines Euroraumes behandeln können - denn hier haben wir das weitere Problem, dass die Haushalte und auch die Wirtschaftskraft und die Wirtschaftsleistung sich unterschiedlich entwickeln, es aber dennoch nur eine Währung gibt. Korrekt wäre hier, wenn es Ansätze gäbe, wie einen Länderfinanzausgleich......oder auch einen Europa-Solidarbeitrag - der dafür sorgt, dass sich der Wohlstand in unsterschiedlichen Ländern wenigstens nicht weiter auseinanderbewegt......nur - auch dafür gibt es politisch und gesellschaftlich keine Mehrheit.
Theoretisch löst sich die ganze Problematik weitgehend auf, wenn man mein favorisiertes Modell nimmt - also die prinzipiell Finanzierung aller staatlicher Haushalte entsprechend dem Vermögen. (nicht nur dem Geldvermögen - ich spreche bewußt vom Vermögen, weil erst dann vermieden wird, was auch im Freigeld passieren kann, dass Geldvermögen in Realvermögen umgetauscht wird, und so Reiche und Superreiche sich der Beteiligung an der Staatsfinanzierung ausreichend beteiligen)
Auch dieses Modell scheitert faktisch am fehlenden Willen, sich auf solche Modelle einzulassen.
Keynes beschreibt mit der Liquiditätsfalle einen relativ allgemeinen Spezialfall der Vermögensakkumulationsproblematik. Wenn du zustimmst, dass das Problem allgemeiner die Fragestellung der Vermögensakkumulation ist, sind wir sofort auch einig. Lösungsansätze dazu müssen immer in irgendeiner geeigneten Form einen notwendigen Ausgleich zwischen Vermögen und staatlichen Leistungen und Investitionen suchen, sowie einen Ausgleich zwischen Menschen mit hohen Vermögen und niedrigem Vermögen (Negativvermögen eingeschlossen).
Freigeld sucht einen solchen Ansatz - beschränkt sich aber zunächst auf den Bargeldanteil. Dass Vermögensakkumulation auch im Freigeld aber dadurch entstehen kann, dass beispielsweise ein cleverer Unternehmer einfach Land in großem Stil aufkauft, ist auch mit dem Freigeld alleine nicht gelöst. Deshalb auch der weitergehende Freilandansatz - oder noch weitergehend der Ansatz der Freiwirtschaft.
Ich bestreite nicht, dass es so gehen KÖNNTE - was ich allerdings bestreite ist, dass dies der einzig möglich Weg ist, und dass es prinzipiell am Währungssystem liegt.
Dass es auch (grundsätzlich) anders geht, habe ich belegt - mit dem theoretischen Ansatz, dass man die Staatshaushalte prinzipiell immer entsprechend anteilig nach Vermögen finanziert, ist der offene Kreislauf unseres heutigen Geldsystems ebenfalls geschlossen - womit die heutigen Probleme gelöst wären.
Das wahre Problem ist aber, dass solche Themen nur wenige Menschen verstehen - zu wenige, um daraus eine notwendige Mehrheit in einer Demokratie zu schmieden.
Weil es ähnlich geartete Lösungsansätze für jedes beliebige Geldsystem gibt, bleibe ich dabei, dass das Geldsystem nicht entscheidend ist. Entscheidend ist die Bekämpfung der Vermögensakkumulation - wobei deren Bekämpfung so geartet sein muss, dass noch immer genügend Freiraum für Diversifikation bleibt. Eine künstliche Gleichmacherei entspricht nicht des Menschen Natur - trotdem macht es Sinn, nicht nur Mindestlöhne oder Grundeinkommen zu definieren, sondern es macht genauso Sinn, Höchstvermögen, Höchstlöhne u.ä. zu definieren - denn menschlich erreichbare Ressourcen sind per se begrenzt - und wenn wenige zu viel besitzten, bleibt für den großen Rest zu wenig übrig.
Mein Ansatz widerspricht im Übrigen nicht Keynes, und auch nicht dem Freigeld. Auch die Bekämpfung der Vermögensakkumulation widerspricht nicht Keynes, und auch nicht der Freiwirtschaft. Und die Finanzierung staatlicher Leistungen, die über demokratische Prozesse definiert werden, entsprechend der Vermögenssituation widerspricht auch weder Keynes noch der Freiwirtschaft. Ob der Ansatz dem GG gerecht wird, ist hingegen mit einigen Fragezeichen versehen - das müsste noch rechtlich geklärt werden. Es spricht vieles dafür, wenn man die Gesamtwirtschaft darauf ausrichten würde, dass dies GG-konform wäre - weil es "Eigentum verpflichtet" gibt. Diese Frage wurde aber noch nie juristisch geprüft. UND: Selbst wenn sich herausstellen sollte, dass es nicht GG-konform zu realisieren wäre, wäre dies ein guter Grund, das GG so anzupassen, dass es so geht.
Das Freigeld wird sich in ganz kurzer Zeit allergrößter Beliebtheit erfreuen, oder denkst du die Leute werden sich ärgern das sie keine Zinsen mehr bezahlen müssen?
10 Prozent der Bevölkerung im Besitz von über 62 Prozent des Volksvermögens, 90 Prozent der Bevölkerung hat nichts oder ist hoch verschuldet.
Nochmals - du musst mich nicht vom Freigeld überzeugen - allenfalls davon, dass die Thematik NUR und AUSSCHLIEßLICH mit Freigeld lösbar ist - das glaube ich nämlich nicht.
Vielmehr bin ich überzeugt, dass Freigeld alleine nicht ausreicht - was ich ja mit vielen Freigeldanhängern auch teile, schließlich reden wir ja auch über Freiland und Freiwirtschaft.....
ABER - und da unterscheide ich mich in der Sichtweise - ich denke, wir müssen nicht erst Freigeld einführen, um wirksam gegen das Grundproblem vorgehen zu können. Und das Grundproblem ist nicht die Liquiditätsfalle, sondern allgemeiner das Problem der Vermögensakkumulation.
Wörgl hätte bei längerem Bestehen des Freigeldes einen fantastischen Wohlstand erlangt ebenso die umliegenden Gemeinden die bereits auf dem Sprung waren das zu kopieren.
Im Großen ändert sich gar nichts und was das Realvermögen angeht, so sei dazu gesagt das sich wohl niemand mehr nimmt als er selber brauchen kann und niemand wird Immobilien oder weissenichwasnochalles sammeln wenn alle anderen dieselbe Möglichkeit dazu haben.
Nein, wenn der Bedarf gedeckt ist wird man sich zurück lehnen und den Bauch in die Sonne halten, das nicht gebrauchte Geld wird dann von der Umlaufgebühr abgebaut.
Auch hier sehe ich keinen Widerspruch. Nur - Wörgl ist nicht die Eurozone - und Wörgl hatte das Glück, dass der Bürgermeister die widerstreitenden Geister unterschiedlicher politischer Sichtweisen innerhalb des Ortes davon überzeugen konnte, dass man gemeinsam an einem Strang zieht. Würden die Euroländer alle an einem Strang ziehen, und die Euro-Kriterien nachhaltig anstreben - und würde dann noch der Widerstand gegen Eurobonds für NEUE Schulden fallen - dann wären wir auch in der Eurozone schnell wieder auf passender Linie. Wir haben nicht das Problem der Liquiditätsfalle - wir haben das Problem struktureller Schiefstände in staatlichen Haushalten. Das ist etwas anders gelagert als damals in Wörgl - auch wenn Wörgl auch ein Finanzierungsproblem in der Gemeindekasse hatte.
Ganz kurz: geistiges Wellblech!
Niemand konsumiert über seinen Bedarf nur um Geld los zu werden, das ist auch gar nicht nötig, wenn du Überschüsse hast, bringst du deine Taler zur Bank und gut is.
Der Wertverfall des Produktes steht zum Wert des Geldes in keinem Verhältnis, das Geld ist immer so viel wert wie es dafür zu kaufen gibt und wenn der Plunder nix taugt kann das Geld nichts dafür.
Das Risiko unbrauchbare Waren zu bekommen ist aber mit einem Zinsgeld ungleich höher, einfach deshalb weil es permanent exponentiell wachsende Gewinne erwirtschaften muß.
Das bleibt dem Freigeld erspart, es verteilt hingegen den Wohlstand deutlich gleichmäßiger, was dann wiederum die Nachfrage nach Qualitätsprodukten steigern wird.
Tatsächlich beschreibst du das eigentliche Problem in diesen wenigen Sätzen!
WENN ein einzelner so viel Geld hat, dass er es gar nicht mehr fertig bringt, dieses sinnvoll zu investieren - dann entzieht er es der Wirtschaft. Das ist das Problem der Vermögensakkumulation, was ich beschreibe (ich bin nicht der erste! Da waren schon so einige Größen der Wirtschaftswissenschaftler vor mir dran.....das Grundproblem ist aber immer das Gleiche!)
Was du vergisst ist beim Freigeld, dass die Problematik der Vermögensakkumulation nicht gelöst ist, wenn es nicht ergänzende Maßnahmen gibt. Für Wörgl mag das entwerten der Scheinchen ausreichend gewesen sein (ok - entrichten der Gebühr....) für eine Volkswirtschaft wie die der Eurozone ist das fragwürdig und reicht gerade nicht aus. Sehr reiche Menschen können dann ihr "Bargeld" retten, indem sie beispielsweise in Land, Nahrung, Rohstoffe u.ä. investieren.......sie Realisieren ihr Vermögen in Realvermögen. Steigt dann die Nachfrage nach Rohstoffen oder Nahrung oder Land, dann steigt deren Realvermögen, ohne dass dafür jemals eine Leistung erbracht wurde. DAs führt zur Vermögensakkumulation - die Superreiche auch locker mitnehmen können, weil sie weit über ihren Grundbedarf hinaus eh schon alles haben, was sie brauchen.
Was die Wirtschaft braucht wäre aber was anderes: Neue Investitionen....beispielsweise nachhaltig in Infrastruktur.
Der Staat könnte nun lenkend eingreifen, und die notwendingen Investitionen ankurbeln - beispielsweise indem er eine Rendite verspricht....nur - die muss finanziert werden. Woraus: Aus Steuern......
Wenn nun aber nicht entsprechend des Vergmögens besteuert wird, dann zahlen die Renditen die Ärmeren, und die Investitionsgewinne kommen bei Reicheren an - das befeuert die Vermögensakkumulation - oder wenn man das vermeidet, dann erhöht es die Staatsverschuldung. Ein Teufelskreis - wenn man nicht dazu übergeht, dass die Staatsfinanzen per se entsprechend des Vermögens zu finanzieren sind!
Wie schon gesagt - Freigeld KANN ein Teil der Lösung sein - insbesondere dann, wenn Freigeld mit Freiland und Freiwirtschaft kombiniert wird. Allerdings kann man jederzeit vergleichbare Effekte auch erzielen, indem man das bestehende Geldsystem passend umorganisiert -beispielsweise indem man das Finanzierungssystem des Staates so umstellt, dass entsprechend der Vermögend der Finanzierungsbedarf des Staates gedeckt wird.
Es liegt nicht am Geldsystem - Freigeld schadet wahrscheinlich nicht, aber notwendig ist Freigeld nicht.