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Gelöschtes Mitglied 4754
Gastbeitrag: Die Deindustrialisierung Deutschlands ist in vollem Gange - WELT | https://www.welt.de/debatte/kommentare/plus245207694/Gastbeitrag-Die-Deindustrialisierung-Deutschlands-ist-in-vollem-Gange.htmlwelt.de schrieb:Die Deindustrialisierung Deutschlands ist in vollem Gange
Der Debattenton in Deutschland wird rauer, die Protestaktionen krasser. Wenn die Bundesregierung nicht gegensteuert, werden noch mehr Firmen das Land verlassen, schreibt die Chefin des Verbandes „Die jungen Unternehmer“. Firmen, die einmal die Koffer gepackt haben, kommen nicht wieder zurück.
Geht es nur mir so? Oder beschleicht Sie auch das Gefühl, dass der Ton in Deutschland von Tag zu Tag rauer wird? Dass Konfrontation statt der Austausch von Argumenten immer mehr in den Vordergrund rückt und dass man mit seiner Meinung schnell in Schubläden gesteckt wird?
Die Energiekrise, der Krieg in der Ukraine, die allseits bemerkbare Inflation, die Streiks für hohe Tarifforderungen und nicht zuletzt die mutwilligen Angriffe der „Letzten Generation“ beherrschen die Nachrichten. Bei jeder Debatte scheint der Wettbewerb ausgebrochen, die lauteste Stimme zu sein, die maximale Forderung zu stellen oder die krasseste Aktion zu organisieren. Es wird mit Farbbeuteln geworfen, sich an Bussen und Straßen festgeklebt und durch Streiks das ganze Land lahmgelegt. Eines kommt dabei immer zu kurz: die Diskussion und der Streit um die beste Lösung.
Auch wir jungen Unternehmer und Familienunternehmer spüren den raueren Ton. Erstmals in unserer über 70-jährigen Verbandsgeschichte mussten die Sicherheitsvorkehrungen für die Familienunternehmertage in Berlin merklich verschärft werden. Zurecht, wie sich herausstellte. Gezielt klebten sich Klimakleber an Busse mit teilnehmenden Unternehmern, Sicherheitsmänner wurden durch Farbe werfende Aktivisten der „Letzten Generation“ so im Gesicht verletzt, dass sie ärztlich behandelt werden mussten.
Dass die Bahnstreiks die Heimfahrt der über 600 Teilnehmer erheblich erschwerten, war dann noch das kleinere Übel. Nur wenige Tage später waren weitere Unternehmen besonders in Berlin betroffen. Die gleiche Farbe verschandelte Ladengeschäfte am Berliner Kurfürstendamm und verursachte Schäden wohl in sechsstelliger Höhe. Ganz ehrlich: Ist das das neue Deutschland, in dem wir leben wollen?
Nun wären wir keine Unternehmer geworden, wenn wir uns durch aktivistische Straftaten entmutigen und einschüchtern lassen würden. Wir Unternehmer haben die Innovationsfähigkeit und auch die Leistungsfähigkeit, um den Klimawandel zu bekämpfen – während die Aktivisten nur wichtig daherschwätzen. Doch eines muss die Politik aufrütteln: Jeder zweite Familienunternehmer würde heute sein Unternehmen anderswo aufbauen. Nicht mehr in unserem hoch gerühmten Industrie- und Mittelstandsland Deutschland, sondern in den USA, der Schweiz, Österreich oder Kanada etc.
Jeder Fünfte denkt an Verkauf
Die Umfrage von uns Jungen Unternehmern zeigt auch: Jeder fünfte Unternehmer denkt regelmäßig an einen Verkauf des Betriebs und erschreckenderweise jeder zweite (!) ein bis zweimal jährlich. Der Verkauf des Familienunternehmen Viessmann an einen US-Konzern ist da nur ein weiteres Beispiel, das viel Aufmerksamkeit in den Medien erregte. Die Deindustrialisierung Deutschlands ist schon seit Jahren im Gange. Ein paar wenige gehen laut, die anderen gehen leise.
Die Gründe für Unternehmsaufgaben, -umsiedlungen und -verkäufe sind so vielfältig wie in ihrer Gesamtheit einfach nur toxisch. Enorme bürokratische Lasten in Verbindung mit massivem Arbeitskräftemangel, langwierigen Verwaltungsverfahren, dauerhaft hohen Energiepreisen sowie hohen Steuern und Abgaben sind der Genickschlag für die Zukunft unseres Wirtschaftsstandorts. Deutschland ist zu teuer, zu überreguliert und zu verkrustet. Andere Wirtschaftsstandorte laufen uns den Rang ab und werben ganz aktiv auch um unsere deutschen Unternehmen.
Die Bundesregierung reagiert mit immer mehr Staatseingriffen und Beschwichtigungen. Allein die Ankündigung von Wirtschaftsminister Robert Habeck, den Verkauf des Viessmann-Unternehmens prüfen zu wollen, zeugt von dem Irrglauben, der Staat könne in alle Entwicklungen eingreifen und es auf die Schnelle schon wieder richten, wenn nur mehr Steuergelder fließen. Weit gefehlt. Mit Staatsgeldern, Subventionen oder gar Staatsbeteiligungen kann eine Regierung vielleicht temporär Standortnachteile ausgleichen. Um Verlagerungen oder gar Geschäftsaufgaben zu verhindern, wird aber Geld allein nicht reichen.
Man kann mit Geld eben nicht alles kaufen, auch gerade nicht mit Steuergeldern, die man denen entzieht, denen man sie dann als Subventionen wieder anbietet. Denn die Hauptprobleme hierzulande sind die explodierenden Berichts-, Melde- und Kontrollpflichten sowie die zunehmend feindliche Stimmung gegen das Unternehmertum in unserem Land. Viele Unternehmer verlagern ihre Geschäfte auch, weil sie lieber dort arbeiten, wo sie sich geschätzt fühlen, statt wie ein Gegner drangsaliert oder wie ein Esel bepackt zu werden.
Wenn die Bundesregierung nicht endlich gegensteuert, wird die Deindustrialisierung weiter ihren Lauf nehmen. Deindustrialisierung ist nach aller Erfahrung kaum wieder rückgängig zu machen. Sie ist nachhaltig toxisch. Unternehmen, die einmal schließen oder die Koffer gepackt haben, kommen nicht wieder zurück. Das wäre nicht nur für den Standort Deutschland verheerend, sondern auch mit Blick auf die hier vorangetriebenen Technologien für beispielsweise die klimafreundliche Transformation weltweit. Noch haben wir die Industriecluster, aus deren Zusammenspiel sich großartige neue Lösungen ergeben – auch für die Klimawende. Genau deshalb brauchen wir Unternehmer gute Rahmenbedingungen, innerhalb derer man uns dann machen lässt.
Wir brauchen weniger Staat statt immer mehr, um unseren Wirtschaftsstandort wieder attraktiv zu machen. Wir brauchen das grundlegende Vertrauen in unsere Soziale Marktwirtschaft, in marktwirtschaftliche Wirkungen wie zum Beispiel durch den Emissionshandel. Verbote sind völlig kontraproduktiv. Wenn es demnächst z.B. die Möglichkeit gibt, CO2 aus Abgasen abzuspalten, warum müssen dann Heizungen und Autos verboten werden? Vor 25 Jahren gab es noch keine Handys und vor 40 Jahren noch kein Internet. Unternehmer sind die Menschen, die gute Ideen und Erfindungen erst marktfähig machen. Aber mit Verboten und Subventionen gibt es nur Staatswirtschaft – und keine technologischen Überraschungen, auch nicht für den Klimaschutz. Und ist es nicht das, was wir eigentlich wollen?
Sarna Röser ist Bundesvorsitzende des Verbandes „Die jungen Unternehmer“.
Ich musste leider etwas mehr zitieren, da die News hinter einer Paywal ist, und ich so gar einen Euro dafür gezahlt habe, damit Ihr hier mitlesen könnt.
Seht Ihr das ähnlich wie Frau Sarna Röser?
Wie kann der Staat noch seine Aufgaben erfüllen, wenn über 2 Millionen unschuldiger Bürger zur Tafel gehen müssen, dort stundenlang für abgelaufene Lebensmittel anstehen, und jedes 5. Kind deutschlandweit unter Hartz IV aufwachsen muss, und selbst im reichen München Rentner Pfandflaschen sammeln müssen, die Armut also immer weiter zunimmt?
Gerade die Frau Eveline Scheffel aus dem Video, eine liebenswerte Omi, die anfängt zu Weinen, weil sie sich noch nicht einmal Kirschen leisten kann, sollte Euch doch alle berühren?
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