Bei nüchterner Betrachtung hätte die Politik der Bundesregierung seit Jahreswechsel auch zu der aktuellen Begleitmusik der CSU ablaufen können. Denn das Ziel der Politik war ja tatsächlich eine Verschärfung der Migrationspolitik. Alles, was an extremeren Forderungen nicht durchgebracht wurde, scheiterte doch bloß am Widerstand der SPD oder SPD und Grünen im Bundesrat.
Das Problem dabei ist jedoch, dass eine Begleitmusik gespielt wurde, die nur zur Grenzöffnung des letzten Jahres passte und diese gespielt werden musste, weil sonst ja eingestanden hätte werden müssen, dass Merkel und ihre Regierung einen Fehler begangen hatte, der nicht mehr rückgängig gemacht werden kann. Letzteres hätte notwendigerweise zum Rücktritt der Regierung führen müssen, deswegen bracht ein Chor los, der den Fehler der Regierung als "richtige Politik" verteidigte.
Die Situation heute ist einfach die: Den Wählern schwant, dass es ein Fehler war und die Regierung darf's aus Selbsterhaltungsgründen nicht zugeben. Das ist das Dilemma in dem sich die Merkel-Union befindet. Aber rückgängig machen kann den Fehler niemand.
Die CSU hat sich als einzige Partei im letzten Jahr hinter Orban gestellt, der von allen anderen beschimpft worden ist, obgleich er nur die Außengrenze schützte und sich an Recht hielt. Merkel hat das nicht getan, weil sie wie immer Mehrheiten im Windschatten der links-grünen Journalie suchte und Konflikte mit dem Koalitionspartner SPD scheute. Sie hat wie immer schön ihr Fähnchen in den Wind gehalten und die CSU ist schon damals angeeckt. Deswegen wäre das Dümmste was die CSU jetzt machen könnte ihr eigene politische DNA für einen unionsinternen Burgfrieden zu verkaufen. Die CSU war damals in Sachen Migration die einzige etablierte Oppositionspartei und ist auch heute noch die einzige, dabei sitzt sie in der Regierung und sie kann Merkel auflaufen lassen, was die nächste Bundestagswahl angeht. Klar, dass die Links-grünen schreien die CSU solle endlich die Regierung verlassen und sich ins also in Abseits begeben. Die fürchten ja, dass die CSU der Union ein Profil einhaucht, das ihnen selbst Wähler entziehen könnte und dies in einem noch größeren Ausmaß als es eine AfD jemals schaffen könnte, eben weil die Union eine Partei der Realpolitik und der Erfahrung ist und nicht im Verdacht steht mit Extremisten gemeinsame Sache zu machen.