Hier mal ein paar Auszüge aus Gesell´s Hauptwerk, in dem er die Bodenreform, also die Verstaatlichung von Grund & Boden thematisiert.
Auszug Kapitel 2.4: Wie die Bodenverstaatlichung wirkt
Nach Beseitigung der Privatgrundrente werden Land und Stadt politisch nicht mehr
getrennte Wege gehen, sondern vereint den gleichen Zielen zustreben. Wollte man z. B.
die Landwirtschaft durch irgendeine Entwicklung einseitig begünstigen, so würden die
Arbeiter von der Industrie zur Landwirtschaft übergehen bei den öffentlichen Verpach-
tungen den Pachtzins jenen Vorteilen entsprechend in die Höhe treiben und so das Gleich-
gewicht zwischen dem Ertrag der Arbeit in Industrie und Landwirtschaft wiederherstellen.
Und umgekehrt natürlich. Der Boden stände eben jedermann zu völlig gleichen Bedin-
gungen zur Verfügung. Es ist darum vollkommen ausgeschlossen, daß nach der Boden-
verstaatlichung die Landwirtschaft durch Verfolgung ihrer Ziele noch in Gegensatz zur
Industrie treten kann. Landwirtschaft und Industrie werden durch die Bodenverstaat-
lichung erst zu einer gleichartigen wirtschaftlichen und politischen Masse verschmolzen
werden. Eine überwältigende Mehrheit, mit der alles, gegen die nichts erreicht werden kann.
…
Das Bewußtsein, daß nun jeder dem vaterländischen Boden gegenüber völlig gleich-
berechtigt ist, wird jeden mit Stolz erfüllen und schon in seinem Äußeren einen Ausdruck
finden. Jeder wird den Nacken steifhalten, selbst den Staatsbeamten wird der Mut zum
Widerspruch nicht fehlen; wissen sie doch alle, daß sie im Boden einen Rückhalt haben,
eine treue Mutter, die allen, die da draußen Schiffbruch leiden, eine Zuflucht gewährt.
Denn der Boden wird allen, allen ohne Ausnahme, immer unter völlig gleichen Bedingun-
gen zur Verfügung stehen, dem Armen wie dem Reichen, Männern wie Frauen, jedem,
der den Boden bearbeiten kann.
...
Man wird hier wohl einwenden, daß auch heute die Gelegenheit nicht fehlt, Boden
zu pachten und zu bebauen, jedoch darf man nicht vergessen, daß die Grundrente heute in
die Privattaschen fließt und daß dadurch jeder unmenschlich viel und schwer arbeiten muß,
nur um sein Brot zu verdienen. Mit Eintritt der Bodenverstaatlichung wandert die Grund-
rente in die Staatskasse und kommt so unmittelbar einem jeden in den Staatsleistungen
zugute. Dadurch wird aber die Arbeit weniger, die jeder für seinen Lebensunterhalt leisten
muß. Statt 10 ha zu bebauen, werden 6 oder 7 genügen, so daß mancher in der Stadtluft ge-
schwächte Beamte als Bauer sein Brot wird verdienen können. Dies wird natürlich noch
viel mehr der Fall sein, wenn wir mit der Einführung des Freigeldes auch noch den Kapital-
zins beseitigt haben werden. Dann werden 4 ha genügen, wo jetzt 10 bebaut werden müssen,
nur um das Leben zu fristen. (Natürliche Wirtschaftsordnung Silvio Gesell, Kapitel 2.4)
Die Bodenverstaatlichung bringt eine allgemeine Verbilligung und Absicherung des Lebensunterhalts für alle(!) Privathaushalte. Außerdem schafft sie gleiche Wettbewerbsbedingungen und einen sehr starken gesellschaftlichen Zusammenhalt.