Ja, feige und ein Sinnbild für das traurige politische Personal in diesem Land, was Merkel, Steinmeier und Gabriel hier abliefern.
Was aber spricht dagegen, dieses Verbrechen als das zu bezeichnen, was es war? Und was heißt „unbedingt jetzt“? Wann wäre es denn passend? Was die Frage nach den Auswirkungen betrifft: Ich glaube, Du Olivia, trittst dafür ein, den Holocaust klar zu benennen, sich dem Thema zu stellen. Warum sollte es hier einen Rabatt geben? Eine „mea culpa“-Aktion kann ich darin nicht erkennen, dass der Bundestag eine entsprechende Entschließung verabschiedet. Ist es nicht viel mehr ehrenwert, einem ehrlosen Despoten den Spiegel vorzuhalten? Zumal in Zeiten der allerorten voranschreitenden Entsolidarisierung?
Ein richtiger Zeitpunkt wäre im letzten Jahr gewesen zum hundertsten Jahrestag des Massakers. Das aber geschah nicht. Warum gerade jetzt? Dass es keine Frage eines moralischen Gewissens unserer Regierenden ist sondern Kalkül, darüber schreibt WSWS (World Socialist WebSite resp. PSG)
<< […] Aufschlussreich ist ein Kommentar, der am Tag der Abstimmung in der Süddeutschen Zeitung erschien. Unter der Überschrift „Vom guten Gefühl“ erklärt Nico Fried, der Leiter des SZ-Hauptstadtbüros, „Zeitpunkt und die Umstände dieser Entscheidung“ machten deutlich, dass es „nicht nur um die Ereignisse vor 100 Jahren geht, sondern mindestens genau so um eine Demonstration vor tagespolitischer Kulisse“.
Mit Blick auf den von der Bundesregierung forcierten Flüchtlingsdeal zwischen der EU und der Türkei schreibt Fried, dass die Resolution schon allein deshalb verabschiedet werden müsse, „weil sich das Parlament sonst dem Vorwurf aussetzte, seine moralischen Prinzipien zugunsten geschlossener Grenzen und dem Wohlwollen eines ruppigen Autokraten zu verraten“.
Am Ende erklärt Fried dann, der wirkliche Wert der Resolution werde sich erst zeigen, „wenn im Bundestag nicht über die Würdigung eines zurückliegenden Völkermordes, sondern womöglich einmal über den Versuch abgestimmt werden muss, einen bevorstehenden Völkermord mit deutscher Hilfe zu verhindern“.
Um es auf den Punkt zu bringen: die Armenien-Resolution ist keine Friedens-, sondern eine Kriegsresolution! Das Parlament pocht auf „moralische Prinzipien“, um den nächsten Kriegseinsatz der Bundeswehr im Namen der „Verhinderung eines Völkermords“ vorzubereiten. Sowohl der Jugoslawienkrieg von 1999 wie der Libyenkrieg von 2011 waren unter diesem Vorwand gerechtfertigt worden.
Die Erinnerung an vergangenes Leid dient auch dazu, die Verbrechen der Gegenwart abzudecken. Während im Mittelmeer seit Anfang des Jahres 2500 Flüchtlinge als Folge der Abschottungspolitik der EU ertrunken sind, spielt sich der Bundestag als moralischer Wächter über ein Ereignis auf, das über 100 Jahre zurückliegt. […] <<
https://www.wsws.org/de/articles/2016/06/03/arme-j03.html
Nach Lesen dieses Artikels macht der Zeitpunkt natürlich Sinn und beantwortet Fragen. Geschickt überlegt. Auch bzgl. der Instrumentalisierung zur Gerechtfertigung von Kriegen. Da war die BR schon immer sehr einfallsreich.
Interessant auch der nicht von der Hand zu weisende Gedanke – trotz der Beteuerungen, gewissermaßen „es nur gut zu meinen“, damit Versöhnung greifen würde, dass dies so nicht funktionieren wird und eher gegentilig wirken könnte. Man stelle sich mal einen fiktiven/konstruierten Fall vor: Jemand hat den Bruder eines anderen umgebracht und es sollte „Notwehr“ sein. Dann jedoch erfährt er, dass ganz gezielt dieser Bruder umgebracht wurde… Reicht er daraufhin seine Hand zur Versöhnung?
Besonders schlimm empfinde ich wieder den Bundesgau©kler, der vor Kriegslüsternheit nur so strotzt. Wie er schon kurz nach Amtseintritt eindrucksvoll in Reden demonstrierte. Bei ihm heißt das Schlüsselwort „Freiheit“, die de facto jedoch zwischen den Worten sehr blutig rüberkommt. Wegbereiter für Kriege. „Trio Infernale“? Bestehend aus Gauck, von der Leyen, Merkel….
<<Als sich Gauck am 23. April 2015 während eines ökumenischen Gottesdiensts im Berliner Dom für die Anerkennung des Völkermords an den Armeniern aussprach, betonte er: „Ja, wir reden weiter auch über ungeliebtes Wissen, über verweigerte Verantwortung und über alte Schuld. Wir tun es nicht, um uns an eine niederdrückende Vergangenheit zu binden, wir tun es um wachsam zu sein, um rechtzeitig zu reagieren, wenn Vernichtung und Terror Menschen und Völker bedrohen.“<<