Widerspruch! Man muß Hitler geradezu menschliche Züge geben, um zu zeigen, zu was Menschen fähig sind. Die Alternative, und die ist allenthalben im Hochschwange, dazu ist nämlich, daß man ihn zu irgendetwas singulär Außermenschlichem und Dämonischen erklärt, zu dem die Distanzierung leicht fällt und der mit keinem von uns irgend etwas zu tun hat. Und das ist genau die Gefahr.
Hitler ist einer von uns und einer wie wir. Distanzierungen und Exterritorialisierungen, auch wenn sie es versuchen, können nicht wirklich darüber hinweg täuschen. So schmerzlich das auch ist.
Ich bin da immer noch hin- und hergerissen. Sicherlich hat es etwas, eine Sache zu entmystifizieren und in den Bereich des Lächerlichen zu verbannen. Ich hatte heute dies in den Raum gestellt anhand der Pegida-Dahinschreiter. Keine "Buh-Rufe" sondern heftigstes Gelächter.
Aber es könnte ja auch die Gefahr bestehen, wenn man ihn unter die Spezies Mensch einreiht, dass dann "wie einer von uns" von den üblichen Idioten genutzt wird.
"Wir sind Weltmeister" oder "Wir sind Papst" - und dann "Wir sind Hitler"?
Natürlich war er ein Mensch. Und tat auch ganz normale Dinge wie ein jeder Mensch. Aber jeder Mensch hat auch ein Hirn. Ich sehe da keine Identifikationsmöglichkeiten, sondern nur diejenige der totalen Distanzierung durch Aufzeigen eines gefährlichen kranken Hirns.
Und wir sind doch nicht alle ein bisschen Hitler - um mal den Bluna-Werbeslogan zu benutzen.
Aber auch das ist wieder gefährlich. Dann kommen wieder die Beschöniger und Relativierer, die Bedauerer vom Dienst. Psychologen, Psychiater, Hirnforscher, die Abwiegler. Die "eigentlich"-Leute. Denn er konnte ja nicht anders. Amen!:nono:
Ich habe vorhin eine Kritik auf Filmstart Film gelesen. Ausschnitt daraus:
[...]Er setzt die Menschen diesem neuen Hitler aus. Neben der fiktiven Spielfilmhandlung um Hitlers Aufstieg zum Comedy-Star und Machtkämpfe im TV-Sender finden sich einige improvisierte Szenen, in denen Oliver Masucci als Hitler auf reale Menschen trifft – auf dem Hundeplatz, in der Benimmschule, bei lokalen Parteiveranstaltungen oder einfach auf der Straße. Was da noch so alles an verloren geglaubtem rechtsnationalem Gedankengut schlummert, ist beunruhigend und seit der Pegida-Bewegung inzwischen sogar öffentlich nicht mehr zu leugnen. Aber auch die „gemäßigteren“ Reaktionen in der typischen Es-war-ja-früher-nicht-alles-schlecht-Geisteshaltung sind öfter als einem lieb ist, erschreckend. Natürlich provoziert der Film mit seiner Prämisse, Wnendt stichelt gezielt ... trifft aber. [...]
Fazit: Selbst wenn David Wnendt erzählerisch mit seiner Verfilmung des gleichnamigen Satire-Bestsellers nach der Hälfte der Spielzeit etwas die Luft ausgeht, ist seine toxische Komödie „Er ist wieder da“ so unterhaltsam-lustig wie gleichermaßen schmerzhaft, wenn man sieht, wie viele dem Hitler 2.0 schon wieder auf den Leim gehen. <<
Wenn da so "liebe braune Jungs" reingehen, verstehen die den Sinn, den Film?
Ich denke, wenn die aus dem Kino kommen und sich ärgern - dann ist das ein guter Film.
Ich denke, ich werde ihn mir anschauen.