Du beschreibst hier kein Geldsystem, sondern ein Entlohnungssystem.
Schauen wir uns dieses Entlohnungssystem näher an:
Zeit kann ein Maß sein. Aber sie ist kein Maß für Leistung. Nimm (physikalisch) die Arbeit in jeder nur denkbaren traditionellen oder modernen Beschreibung (wie Kraft*Weg, oder Energie-Übertragung), sie wird nur dann zu einem sinnvollen Maß, wenn sie schon als Zeit-Verhältnis gemessen ist. Die blanke Arbeitszeit sagt nicht aus, wie viel "Resultat" enthalten ist. Ein Putzmann kann zehnmal so viel, wie sein Kollege geputzt haben - in der gleichen Zeit!
Nein, da gibt es klare Zeitvorgaben, wann die vorgegebene Fläche fertig gerienigt sein muss. Diese Zeiten sind heute schon so knapp bemessen, das das ein ungeübter Reiniger nicht leisten kann und nach nicht bestandener Probearbeit entlassen wird.
Eine ManagerIn kann regelmäßig das hundertfache einer anderen ManagerIn abliefern - in der gleichen Zeit!
AUch die Managerin kann nicht nach Stückleistung bewertet werden sonder eher nach der Qualität ihrer Entscheidungen, nach der Qualität ihrer Maßnahmen für das Unternehmen, nach ihrer Kommunikationsfähigkeit bei schwierigen Situationen,....
Da ist ebenso Zeit ein gutes Maß, neben der Qualität ihrer Entscheidungen, neben der Qualität der von ihr für das Unternehmen erreichten Geschäftsbeziehungen, nach der Qualität des erreichten zukünftigen Beschäftigungsgrades der Belegschaft, nach dem AUftragsvolumen, das sie dank Anwerbung neuer Kunden erreicht hat. All diese Arbeitsschritte brauchen aber in jedem Fall auch Zeit zu ihrer Erledigung.
Ein Zirkusartist braucht Zeit, um sein Kunststück zu trainieren. Der trainiert jeden Tag viele Stunden. So verdient er sein Geld eben nicht nur in den 5 Minuten, in denen er in der Zirusvorstellung auftritt, nein der arbeitet nach der Vorstellung weiter, inden er sein Kunststück immer wieder trainiert, so lange, bis er es so gut beherrscht, das der Zuschauer im Zirkus meint, da sie doch gar nix dabei. Aber Du kannst ja mal versuchen, auf einen 1 cm dünnen Seil zu balancieren. Der Zikuskünstler kann das, sogar in schwindelerregender Höhe und womöglich noch mit Salto. Dafür arbeitet der auch jeden Tag. Er investiert somit sehr viel Zeit.
Kann einem das Arbeitsresultat, die Arbeitsleistung (sic!), egal sein? Kann denn überhaupt problemlos nach Zeit bezahlt werden? Theoretisch ja, wenn die Mehrleistenden freiwillig oder gezwungen auf Teile Ihrer Leistung zugunsten der "Minderleister" verzichten, also grundsätzlich die Arbeit der Schlechteren vollausgleichend subventionieren. In der Praxis halte ich diese Idee für nicht bestandsfähig, jedenfalls nicht auf dem entwickelten Niveau derzeitiger Produktivkräfte. Das würden sich die Leistungsstarken nicht gefallen lassen und meutern.
Das mag ja für die Produktion stimmen, bei Handarbeit. Was aber, wenn der Arbeiter eine NC Maschine bedient. Dann bringt die MAschine die Stückzahl. Der Arbeiter aber braucht Zeit:
- um die Maschine zu justieren
- um sie bei Bedarf zu reparieren
- um die Werkzeuge aufzumonieren und ebenso das Material
- ...
Aber was ist mit der Kindergärtnerin die in dieser Zeit die Kinder des Arbeiters betreut, weil auch seine Partnerin arbeitet, sagen wir, sie trägt Zeitungen aus. Die Zeit dafür ist schon so knapp kalkuliert, das sie genau weiß, wann alle Zeitungen ihre Adressaten erreicht haben. Die hat ihre Arbeit genau dann vollumfänglich qualitätsgerecht erledigt, wenn:
-jeder Adressat seine Zeitung im Briefkasten hat
-jeder Adressat seine Zeitung zudem pünktlich im Briefkasten hat und sie auf seinem Arbeitsweg in Bus oder Bahn lesen kann.
Die kann für Mehrverdienst nur ein größeres Gebit beliefern, was mehr Zeit kostet.
Mehrleistende werden genauso gerecht bezahlt. Jedem hier ist bekannt, das es in der Produktion Normzeiten gibt. Die sind bereits so knapp bemessen, das auch ein geübter Arbeiter diese angesetzte Zeit dringend benötigt. Letztlich kann auch mal was schief gehen, die Schrauben beim Anmontieren der Räder beim PKW können schwergängig sein. Vielleicht lassen die sich beim nächsten Auto wegen der unvermeidlichen Toleranzen schneller festschrauben, beim übernächsten Auto kann es schon wieder schwerer gehen.
Ein schlechter Arbeiter, der die Normzeiten nicht schafft, ist heutzutage ganz schnell wieder draußen. Damit kann die Zeit durchaus sehr wohl angesetzt werden.
In erster Konsequenz scheint die Idee unpraktisch schon innerhalb jeweilig gleichartiger Tätigkeit.
Im weiteren scheint auch die Gleichsetzung von unterschiedlich aufwändigen Tätigkeiten inakzeptabel. Ein Pförtner einer Blumenausstellung soll das Gleiche in Bezahlung bekommen, wie eine AstronautIn absolut körperlicher und geistiger Kräfte, mit vielleicht noch Leistungen, die sich in zehntausendfachem Unterschied messen lassen?
Diese Astronautin könnte ihre Trainigszeit ebenso bezahlt bekommen, wie jene Zeit, die sie zum Nutzen der Menschheit im All verbringt.
Der oben genannte Zirkusartist braucht genug Vorstellungen, dann kommt auch der auf sein Geld.
Dazu Folgendes. Es gibt kommunistische Überlegungen der freiwilligen Einbringung der Subjekte in die Gesellschaft im Maß ihres Könnens bei voller Bedürfnisbefriedigung. Das kann ich mir sogar vorstellen. Allerdings erst auf einer gesellschaftlichen Stufe, die längst aufgehört hat, die individuelle Einbringung zu messen, demnach erst in einer Gesellschaft, wo die Arbeit als selbstverständlicher Teil des Sinns des Lebens erfasst wird. Dann müssen aber alle Arbeits-Beziehungen, die über die Selbstbestätigung hinaus gehen, verschwunden sein.
Das halte ich für einen Idealzustand dem wir uns maximal annähern können. Auch die Kommunisten sagen, das das nur bei "nicht entfremdeter Arbeit" funktionieren wird. Ohne die Marxsche Definition für entfremdete Arbeit im Detail zu kennen, verstehe ich unter entfremdeter Arbeit eine, bei der der Bezug zum eigentlichen Produkt verloren gfegangen ist.
Das kann einen Flißbandarbeiter betreffen, der ein Teil an das Endprodukt montiert, und so Tag für Tag nur dieses Teil montiert, wobei zu allem Überfluss noch das fertige Produkt in einer anderen Werkhalle steht.
Aber auch in der Chipentwicklung kann ich mir solch entfremdete Arbeit vorstellen. Der in der DDR entwickelte 1MBit Chip hat in der Entwicklung 3 Jahre gebraucht. Alptraum. 3 Jahre nur Masken, Schaltungen theoretisch, wieder Masken, ... bis nach 3 Jahern endlich das Endprodukt, der Chip zu sehen ist.
Ein Bauarbeiter hat es da selbst beim Bau eines großen Supermaktes einfacher, der sieht sein Werk Stück für Stück wachsen.
Wenn ich in der Produktion von PCs in der Endmontage nicht nur eine Leiterkarte einbaue sondern den geamten PC zusammenbaue, habe ich ebenso eine andere direktere Beziehung zu meinem Endprodukt, als wenn ich Tag für Tag im Akkord womöglich nur die Soundkarte einstecke.
Um also Entfremdung der Arbeit zu vermeiden, gilt es, den Produktionsprozeß so zu gestalten, das der Arbeiter sein Endprodukt wachsen sieht.
- in PC Produkton geamten PC montieren ggf auch die Software installieren
- PkW Produktion, wenn Aufteilung nötig, möglichst viele Arbeitsgänge je Arbeitstakt ausführen
- stupide, monotone Tätigkeiten durch Automaten verrichten lassen
- gefährliche Arbeit von Robotern erledigen lassen
Eine Kindergärtnerin dürfte allerdings eine recht gute Beziehung zu ihrem "Produkt" (von ihr betreute Kinder) haben. Es entwickelt sich eine persönliche Beziehung zu den Kindern. Die Kindergärtnerin muss hier eher gar gegensteuern, denn ihr sind und bleiben die Kinder lediglich anvertraut. Bei Bekanntwerden prekärer Familienverhältnisse braucht sie soagr eine gehörige Portion Distanz. Ihr Qualitätskriteruum könnte für die Entlohnung sein, wie gut sie es versteht, schwierige Kinder zu motivieren, am Leben der Gruppe teilzunehmen, ihnen das Lernen zu erleichtern, ihnen Inhalte verständlich zu vermitteln, gerne auch spielerisch. oder auch, wie sie es versteht, mit belastender Situation umzugehen, nehmen wir an sie erfährt, das ihr Lieblingskind in einer Alkoholikerfamile lebt und berits Gewalterfahrungen übelster Art machen musste. Diese Kind zeigt auch auffälliges und auch selbstgefährdendes Verhalten. Schafft sie es genug Distanz zu wahren und dennoch dem Kind eine vertrauenswürdige Hilfe zu sein, auch dann, wenn das Kind uber sein Leid reden will? Oder belastet sie das emotional zu sehr. Einerseits gehört grade deshalb diese Arbeit ordentlich honoriert, andererseits kann sich natürlich rausstellen das sie zu nah am Wasser gebaut und so für den Job nicht geeignet ist. Und wenn sie doch geeignet ist, gehört das ordentlich bezahlt.
Davon sind wir doch in der hiesigen Formation der Klassengesellschaft weit entfernt. Wir befinden uns auf endkapitalistischem Level, wo die Ausbeutung der Arbeit das bestimmende gesellschaftliche Element und Problem zugleich ist.
Richtig! Und diesen Zustand will ich ändern ohne jedoch in stalinistische Zeiten zurückfallen zu wollen.