Warum wohnst Du eigentlich nicht mehr in Kalk? Vielleicht auch deswegen, weil dir dort zu viele Türken wohnten? Du kannst es doch ruhig zugeben, daß dir Italiener, Franzosen oder Spanier als Nachbarn lieber sind. Was ist denn schon dabei?
Man kann seine lange gepflegten Vorurteile und Antipathien nicht einfach so abstreifen wie ein vollgeschwitztes Hemd. 50 Jahre misslungene Integration der Türken lassen sich nicht mehr im Schnellverfahren reparieren. Ich habe es irgendwann vor 20 Jahren aufgegeben türkische Kollegen mal zum Kölsch einzuladen. Ich kann mich einfach nicht auf Menschen einlassen, die sich bereits durch die Anwesenheit deutscher Lebensweisen persönlich beleidigt fühlen. Sowas brauche ich nicht!
Nee, mein Lieber, da liegste falsch. In Kalk haben meine Eltern bis 1963 gewohnt, da gab es noch keine Türken, aber jede zweite Nacht Schlägereien zwischen besoffenen deutschen Eckkneipengängern - für alle Nichtkölner: Kalk war damals als das Proleten- und Schlägerviertel von Köln bekannt. Ich erinnere an die Figuren Dummse Tünn und Schäfers Nas. Dann sind meine Eltern nach Merheim gezogen, wo ich bis auf die Zeit meines Studiums in Bochum bis 2004 gewohnt habe. Dann sind wir mit Freunden nach Lindenthal auf die Grenze nach Sülz gezogen.
Heute habe ich - trotz Renten- und Privatiersdasein - Türken, Pakistani, Angolaner, Serben und Deutsche als Kollegen. Die Türken sind mir die liebsten, weil sie bei weitem am aufgeschlossensten, witzigsten und fleißigsten sind. Durch das Vorhandensein deutscher Lebensweisen ist da keiner beleidigt - außer den Deutschen, die nicht akzeptieren wollen, daß man auch andere Sitten haben kann. Und die Türken saufen Kölsch beizeiten wie ein Loch - da komm selbst ich nicht mit.
Meine Frau, als sie noch meine wilde Frau war, wohnte sogar mit einer Türkenfamilie in einem Zweifamilienhaus. Wunderbar war das.
Ne, Jungchen, so geiht dat nit. Also laß mich mit Deinem Quatsch zufrieden.