Mir geht es nicht um die Sparte, sondern um das Organisations- und Arbeitsprinzip.
Noch ein Wort zur Arbeitsorganisation
Vielleicht ist es eine Art von Berufskrankheit, dass mir auch im Alltag bestimmte Dinge auffallen und ich darüber reflektiere. Ein Beispiel, quasi aus dem Leben, wie es unzählige male beobachtet werden kann...
Wenn ich in meine alte Heimat fahre, dann nehme ich bei starkem Verkehr auf der Autobahn schon auch einmal die Bundesstraße, um stressfreier anzukommen. Auf diesem Weg passiere ich im Spessart eine Gaststätte, die direkt an der Landstraße liegt und kehre dort ab und zu zum Essen ein.
Es handelt sich um eine typische, deutsche Landgaststätte in Familienbesitz. Im Regelfall bedienen dort immer dieselben zwei Leute, ein Mann und eine Frau.
Der Mann bedient im Schnitt etwa 50% mehr Kunden in derselben Zeit als die weibliche Bedienung, er wirkt aber gleichzeitig entspannter, ist sicher auch nach der Arbeit weniger müde als die Frau. Er ist freundlicher zu den Kunden und hat auch mal Zeit, ein kleines Pläuschchen mit ihnen zu halten. Das alles gilt für die weibliche Bedienung nicht.
Warum?
Weil er einfach deutlich intelligenter organisiert ist. Sie wirkt auf mich fast immer, als sei sie mit den Gedanken ganz woanders, entweder bei privaten Dingen oder einfach nur bei ihrem Ärger über den Stress, den ihre Arbeit macht. Den künstlichen Stress, den sie sich selbst macht, ohne es zu merken.
Was der Mann anders macht: Er geht schon mal nie wegen eines einzelnen Tellers, den er abräumt den langen Weg in die Küche, sondern nimmt immer so viel mit, dass sich sein Weg auch lohnt. Umgekehrt beim Essen austeilen geht er genauso vor. Wenn er dann gerade unterwegs ist und ein Kunde bei ihm ein neues Getränk oder Essen bestellen möchte, dann nimmt er das unterwegs entspannt auf, d.h. er merkt sich das, um bei Ankunft an der Theke diese Bestellungen an den Schankwirt oder die Küche weiter zu geben.
Währenddessen hetzt und läuft die weibliche Bedienung hin und her, bemerkt Kundenwünsche im Vorbeigehen fast nie, schaut dabei bewusst weg.
Es würde mich nicht überraschen, wenn die Frau pro bestelltem Schnitzel oder Sauerbraten zwei bis dreimal so viele Schritte geht wie der Mann. Natürlich ist man am Ende der Arbeitsschicht sehr viel müder, wenn man 10 Kilometer gelaufen ist als wenn es nur 4 Kilometer sind. Und man produziert natürlich faktisch höhere Lohnstückkosten, wenn man das mal so sagen darf.
Würde der Mann genauso arbeiten wie die Frau, dann bräuchte die Gaststätte dauerhaft noch eine Bedienung mehr, die dann aber alle drei genauso künstlich gestresst sind wie die Frau. Oder aber die Kunden würden nicht mehr so häufig zum Essen kommen, weil es ihnen zu lange dauert bis sie bedient werden und ihr Essen bekommen.