Ich finde diese Antwort vollständig unverständlich. Es geht es auch anderen so oder liegt es an mir?
Die „Negativzinsen“ der EZB sind genau genommen keine Zinsen, sondern Gebühren. Der Unterschied zwischen Gebühren und Zinsen besteht darin, das Zinsen das Ergebnis eines Marktverhältnis sind, und Gebühren das Ergebnis einer bewusst getroffene Maßnahme.
Ich nenne die Gebühren der EZB in diesem Forum auch nur Negativzins um besser verstanden zu werden. Die Medien haben den Begriff dafür Zweck entfremdet. Der Begriff ist in diesem Zusammenhang allerdings grundfalsch und sorgt unnötig für Verwirrung.
Was sind denn nun in Wirklichkeit Negativzinsen?
Wie positive werden negative Zinsen gerade nicht(!) auf liquides Geld wie Sichteinlagen oder Bargeld erhoben, sondern nur auf Sparverträge und Guthaben mit längeren Laufzeiten. Das bedeutet einen echten Negativzins hätten wir erst, wenn z.B. ein Bausparvertrag nicht mit plus 2% verzinst würde, so das am Ende MEHR ausgezahlt wird, sondern im Gegenteil, mit minus 1-2% verzinst wird, so das nach Ablauf WENIGER ausbezahlt wird.
Um nun den Unterschied zwischen Negativzins & Liquiditätsgebühr wirklich zu verstehen, muss man sich ansehen, wie es zu positiven oder negativen Zinsen überhaupt kommt. Ich hatte vor längerer Zeit schon was dazu geschrieben, darum hier mal etwas aus der Konserve:
Zunächst müssen wir uns neben dem bekannten positiven Guthaben-Zins mit zwei weiteren Zins-Arten vertraut machen: Dem Null-Zins und dem negativen Zins.
Was sind denn negative Zinsen? Kurz gesagt verringert sich bei einem negativen Zins mein Guthaben, der Schuldner muss bei negativen Zinsen weniger als die aufgenommene Geldmenge zurückzahlen. Das muss man allerdings streng von der Umlaufsicherung trennen, die Umlaufsicherung hat mit Zinsen nichts zu tun! Positive & negative Zinsen sind in Freigeldsystemen Ausnahmeerscheinungen, die nur unter besonderen Voraussetzungen Auftreten können.
Zinsen haben eine Steuernde Funktion.
Mit „steuernde Funktion“ ist gemeint, das innerhalb einer Volkswirtschaft ein ausreichend starker Anreiz oder Gegenkraft den Zins Richtung Gleichgewicht zieht oder drückt. Der ideale Zustand ist immer ein Nullzins, weil dann weder Sparer noch Schuldner bevor oder benachteiligt werden.
Fehlt es z.B überall an Gütern, Waren, Häusern, haben wir ein starkes Leistungsdefizit. Das Geldsystem muss nun genügend Anreiz bieten Leistung zu generieren und vor allem zur Verfügung stellen. Es entsteht eine starke Nachfrage nach Geld, die den Zins positiv werden lässt. Das hält Marktteilnehmer dazu an, Leistungsüberschüsse zu schaffen, was bei positiven Zinsen natürlich so richtig lohnt.
Leistungsdefizite werden auf diesem Wege schnellstmöglich beseitigt, weil positive Zinsen gleich auf mehreren Ebenen die Leute dazu anhalten, sämtliche materielle Defizite weg zu produzieren.
Positive Zinsen ziehen eine Volkswirtschaft mit größeren Leistungsdefiziten ins Gleichgewicht.
Gibt es einen Überhang an Gütern, Waren, Häusern, haben wir einen starken Leistungsüberschuss. Das Geldsystem muss nun eine genügend starke Gegenkraft aufbauen, um das „zufiel“ abzubauen.
Es entsteht eine starke Sättigung in der Geldnachfrage, die Geldnachfrage wird sogar geringer als das Geldangebot, da ja von allem zu viel produziert worden ist und sich dementsprechend riesige Geldguthaben angehäuft haben. Der Freigeld-Zins wird nun im Zusammenspiel von überschießendem Geldangebot und geringer Geldnachfrage negativ. Wenn die Umlaufgebühr z.B. 6% im Jahr beträgt und der negative Zins 1 oder 2%, lohnt es sich dennoch das Geld zu investieren, da der Verlust immer noch geringer ist.
Das baut sämtliche Sparguthaben, also Leistungsüberschüsse (& Schulden!) langsam ab. Bei negativen Zinsen lohnt es nicht, noch mehr Geldguthaben aufzubauen, selbst die Vorhandenen werden unbequem. Die Produktion von Überschüssen wird nicht wie beim heutigen, positiven Zins noch weiter gesteigert, sondern zurückgefahren, was ja eigentlich jedem absolut einleuchtet und in einem Freigeldsystem endlich auch in wirtschaftlicher Hinsicht "vernünftig" ist.
Negative Zinsen drücken eine Volkswirtschaft mit großen Leistungsüberschüssen ins Gleichgewicht.