Gesundheitssystem: In der Fortschrittsfalle
Zitat
Man kann unendlich viel für seine Gesundheit tun. Das hat aber
nicht viel, oft sogar gar nichts damit zu tun, ob und in welchem
Maße man sich als gesund empfindet – und Letzteres zählt.
Der Begriff „Gesundheit“ entzieht sich – wenn man einmal von der platten Floskel der Welt-gesund¬heits¬organi¬sation (WHO) vom Zustand vollständigen Wohlbefindens absieht – weitgehend einer Definition.
Schon die Frage nach ihr kann sie beeinträchtigen oder zerstören, wie dies für ähnlich sensible Gebilde wie Vertrauen, Liebe, Gnade, aber auch zum Beispiel für den Schlaf oder die Sättigung gilt.
Man kann unendlich viel für seine Gesundheit tun; das hat aber nicht viel, oft sogar gar nichts damit zu tun, ob und in welchem Maß man sich als gesund empfindet – und Letzteres zählt.
So kann das Paradox zustande kommen: Je mehr ich für meine Gesundheit tue, desto weniger gesund fühle ich mich.
In diesem Sinne ist Gesundheit eben nicht machbar, nicht herstellbar, stellt sich vielmehr selbst her.
Dtsch Arztebl 2002; 99: A 2462–2466 [Heft 38]
Anschrift des Verfassers:
Prof. Dr. med. Dr. phil. Klaus Dörner
Nissenstraße 3, 20251 Hamburg
https://www.aerzteblatt.de/archiv/33941/gesundheitssystem-in-der-fortschrittsfalle