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Ich meine, du wendest den Begriff "Stolz" nicht richtig an.Die Diskussion geht seltsame Wege.
Demut? Eigentlich ist es der Mut, einen Dienst zu leisten, selbst wenn er nicht angesehen ist. Vor allem in der Pflege habe ich Menschen getroffen, die diese Form des Mutes hatten.
Es gehört wohl auch ein wenig Selbstverleugnung dazu.
Bei vielen Arten des Beamtentums, sehe ich wenige Demut, als Mut zum Dienst oder den Gedanken, dazu berufen zu sein, als den Wunsch nach Sicherheit.
Stolz? Kurz nach der Wende, kam mal jemand mit einer Umfrage durch unseren ort. Er fragte mich, ob ich stolz wäre, Deutscher zu sein. Ich antwortete: "Ja."
Weiteres erfragte der Mensch nicht.
Damals, als wir es geschafft hatten, die Trennung, zumindest, äußerlich, zu überwinden, war ich stolz darauf.
Stolz auf meine Leistung, meine Familie? Ach Gott, das sind alles vergängliche Dinge.
Manchmal glaube ich, das auch die Tatsache, das man halbwegs ordentliche Kinder auf die Welt losgelassen hat, weniger der Kunst der Erziehung, als dem Zufall, nicht mehr falsch gemacht zu haben, geschuldet ist.
Nun könnte ich vielleicht stolz sein, das Teile meiner Familie, Zeitgenossen Luthers waren (gerade, weil diese 500 Jahre so gefeiert werden), aber dann fällt mir ein, wie der Bewerber um eine Stelle bei Friedrich dem Großen eben mit dieser Reihe von Vorfahren, meinte, sich ins rechte Licht rücken zu könne. Fritz sagte zu dem jungen Mann: "Ihm geht es wie der Kartoffel." Der darauf: "Sir?" Antwort des Alten: "Nun, seine besten Teile liegen unter der Erde."
Stolz darauf, dass Vorfahren Zeitgenossen Luthers waren?
Das ist nicht zu verstehn.
Da kann man ja auch sagen, dass man stolz darauf ist, dass Teile unsrer Vorfahren Zeitgenossen des Neandertalers waren...
Stolz darauf, Deutscher zu sein, weil die DDRler es unter glücklichen Umständen, die außerhalb jeder ihrer eigenen Leistungen lagen, geschafft hatten, die SED zu beseitigen, trifft es doch eher. Man muss aber auch erkennen, dass es bei Fehlen eben dieser äußeren Umstände hätte äußerst fatal enden können.
Ich erinnere mich, nicht die Beseitigung der Trennung des deutschen Volkes (Staaten) als Beweggrund, sondern eben die Beseitigung des SED-Regimes als Hauptmotiv, für sehr viele allerdings lediglich auch die Erringung der D-Mark und der Reisefreiheit im Vordergrund gesehn zu haben. Vielleicht erinnerst auch du dich (falls du alt genug warst), dass die Demonstranten zunächst nicht die politische Einheit mit der BRD, sondern eine bessere DDR, einen besseren Sozialismus wollten. Die politische Einheit wurde erst dann gefordert, als die West-Politiker sich einmischten und den Ruf aufbrachten "Wir sind ein Volk!" statt "Wir sind das Volk."