[MENTION=2868]Bendert[/MENTION] und an alle
Ein Argument der Sprachpolizistik ist, dass man mit der Sprache nicht einfach äußerliche Gleichstellung erhält (wird ja nicht „vergessen“ nach Frey)
sondern auf die Weltanschauung bewirkt. Man will auf die Weise das Denken der Menschen gezielt beeinflussen. In meinem ersten Beitrag versuchte ich darlegen, dass die angestrebte Beeinflussung, wenn wirklich stattfinden sollte, geht bzw. kann gehen mit Kollateralschaden einher, deren negativen Auswirkungen nicht abzusehen sind. Meine Auffassung, dass die Sprache überhaupt lässt sich nicht so kontrollieren, wie die Sprachpolizisten sich vorstellen, lasse ich zuerst außen vor.
Ich möchte hier über Sprache als
Bewusstseinsäußerung, als notwendige Element
unserer Wahrnehmung und zwar über tieferen Mechanismen ihrer Funktion sprechen. Dazu gehören auch Rückkoppelungen der Sprache und dem Denken. Ich habe in meinem Leben drei Sprachen erlernt auf „natürlichen“ Wege. Das Lehrgang meiner Muttersprache, wie wohl leicht zu verstehen ist, könnte ich nicht bewusst verfolgen. Zweite – Vatersprache - hatte ich mit 11 Jahren erlernt und dritte – die Sprache meines Mannes - schon in reifen Jahren. In der Schule habe ich Englisch gelernt, das fast vollständig durch Deutsch (da für mich viel Ähnlichkeiten hat) verdrängt ist. Übrigens gerade die letzte Erfahrung (ich könnte einfach nicht erinnern welches adäquates Wort für „habe“ in Englisch ist, obwohl es durch viele lehr und Studien-Jahre müsste fest in meinem Kopf sitzen) hat mir geholfen zu verstehen, warum die Kulturen, die von Außenperspektive scheinen ähnlich zu sein, zu erbitterten Gegnern werden. Gerade die Ähnlichkeit birgt das Gefahr aufgelöst zu werden. Daher muss man – aus dem Selbsterhaltungstrieb - zuerst die Grenzen (auch geistigen) ziehen, egal ob es christliche Reformation, oder junge ukrainische Nation, oder emanzipierende Jugendliche…
Zurück zum Thema. Ich habe Deutsch erlernt durch die Kommunikation (die wenige fremde Worte, die Gestik, durch Zeichen). Feststeht: ich habe nie übersetzt. Ich hatte – ähnlich einem Kind – zuerst durch Beziehung eines Wortes zum einem bezeichnenden Gegenstand, dann
durch die Beziehung zu einander - es gelernt. Es ist schon merkwürdig, wie man sich in einer Umwelt bewegt und das meisten, was man hört oder liest, prallt an die gläserne Wand Nicht-Verständnisses. Nach und nach finden die Worte eine Anknüpfung in Bewusstsein, die unsichtbare Wand wird „atmungsaktiv“, man beginnt immer mehr zu verstehen. Das Fernseher hat mir sehr geholfen, da man in dem visuellen Kontext viele Worte anordnen könnte.
Die Fremdsprache wird meistens durch Übersetzung gelernt. Die fremden Worte haben zuerst die Beziehung zum einem Adäquat in Muttersprache, in der schon ein vorhandenes Beziehungsnetz zwischen Bedeutungen gibt. Ich hatte das Beziehungsnetz der Bedeutungen in der neuen Sprache (außer Schulenglisch) immer wieder aufs Neue gebildet. Daher fällt mir auch sehr schwer zu übersetzen. Ich übersetze nicht, ich denke in der Sprache.
Na ja, wie ihr hier unschwer erkennen können, die ursprünglich gelernte Sprache beherrscht das Denken, weil sie ein „Gehäuse“ vorgibt – eine Satzstruktur. Mit dieser muss ich mich immer wieder – schon bewusst auseinandersetzen und wie ihr sehen könnt, verliere ich diese Auseinandersetzung zu oft. Da man in Sprachkommunikation kümmert sich in erste Linie um die Inhalt, leidet darunter die Form – die Satzstruktur.
Die Form scheint weniger flexibel sein als die Inhalt.
Unter Struktur, dieses Mal der Sprache allgemein, fällt auch die Unterscheidung der maskulinen, weiblichen und neutralen Form. Etwa 10 ersten Jahre in Deutschland habe ich überhaupt den Artikeln (die sind doch Indikator dieser Form) vermieden, es rächt jetzt. Es hilft nicht, dass ich viel auf Deutsch lese. Jeder anderer hätte schon, denke ich, gemerkt und hätte mit diese grammatikalischen Form kein Problem. Ich aber, obwohl schon hunderte Mal das Wort benutzt und /oder gelesen habe, muss doch immer wieder nachschlagen und trotzdem viele Worte am Ende mit falschen Artikel „rausgehen“. Es liegt sicher teilweiser am Alter (Gehirn wird unflexibler) aber auch schon immer vorhandenes schlechter Gedächtnis, insbesondere für Daten, Namen und Gesichter.
Sicher gibt es unzählige Beispiele, wenn die Menschen die Muttersprache und fremde
Sprachen) gleichgut beherrschen. Ich bin zugegebene Weise unbegabt für Sprachen und Musik. Dennoch, denke ich, wenn man untersucht die Funktionsfähigkeit der Sprache, ich bin geeigneterer „Versuchskaninchen“ für Selbstanalyse als es ein sprachbegabter Mensch ist. Wenn man spielend etwas erreicht, dann die Funktionsfähigkeit der Sprache zu analysieren ist schwerer. Auch für das Erlernen der Biologie des Menschen nicht der gesunde Mensch, sondern die pathologischen Abweichungen geholfen bzw. helfen ;-).
Die Dynamik, der die Sprache unterworfen ist (siehe [MENTION=2714]Th. A. EDISON[/MENTION] #3), betrifft das Beziehungsnetz der Bedeutungen. Es entstehen neue Knoten des Netzes, manche Beziehungspfade werden vernachlässigt bis sie ganz verschwinden, die andere wachsen zu stark befahrbaren Straßen etc. Durch die Änderung der Beziehungen ändert sich der semantischer Inhalt der Knoten (Worten). Sehr oft durch Nutzung von dem Menschen (Wissenschaftler, Schriftsteller, öffentlich bekannter Person etc.) in einem neuen Kontext, in dem man ein neuer Begriff für ein neues Phänomen sucht, der noch keine begriffliche Form hat. Es kann sowohl wirklich Neues betreffen, wie etwa eine entstehende gesellschaftliche Bewegung, als etwas Vorhandenes, aber davor noch nicht Beschriebenes, wie es in Wissenschaften oft der Fall ist. Die Wandlung der Sprache ist ein faszinierende Sache. Hier würde ich unbedingt erwähnen, dass der Schrift wirkt als ein Gedächtnis, der der Wandlung einerseits die Grenzen zeigte, anderseits bringt die Wandlung anderer Art. Die Massenmedien haben auch ihren Anteil an die Wandlung der Sprache und zwar in beiden Richtungen: einerseits beschleunigen sie, anderseits bremsen.
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Wie ich oben geschrieben haben, die weibliche bzw. männliche grammatikalische Formen haben gar nicht mit der Inhalt zu tun, außer wenn es explizit mit dem bestimmten biologischen Geschlecht in Beziehung steht. Die Sprachpolizisten wollen uns eine Bedeutungs-Beziehung einprägen, die bis Dato nicht vorhanden war. Ich habe keine biologische Geschlechtszuweisung für einen Begriff:
Fahrer außer einen grammatikalischen, wie wohl viele andere hier, die sich ähnlich geäußert haben. meiner Meinung nach, ein Grammatikalisches Geschlecht mit einem biologischen zu vermischen ist ein kategorialer Fehler.
Denkfehler!
PS: den werde ich noch später eingehen müssen. jetzt möchte ich nur bemerken, dass in folgenden tagen ich nur kurz das Thread besuchen werde.