Ach ja? Man entscheidet sich also, ob man intelligent und auch noch relativ unabhängig ist oder ob man der tumben Masse angehört?
Wusste ich echt bisher nicht.
Es ist nicht so, als wäre diese "tumbe Masse" willensschwach und dumm. Setz einen von denen mal in ein Rettungsboot und lass ihn vier Wochen lang auf hoher See schwimmen. Wenn er überlebt dann hast du einen neuen MacGyver. Nein, die "tumbe Masse" Genau genommen hat nur ihre Prioritäten falsch gesetzt, und Prioritäten setzt man sich selbst. Ein Mangel an Willensstärke hat fast gar nichts mit ihren Kaufentscheidungen zu tun. Das Problem ist nicht, dass die Menschen Dinge kaufen, die sie nicht wollen, sondern dass sie Dinge wollen, die sie nicht kaufen sollten.
Du meinst also, man bräuchte nur die Gewährleistungsfrist verlängern, und damit wäre dem Fakt des geplanten Ausfalls der Geräte oder anderer Waren ein Strich durch die Rechnung gemacht?
Ich kann ich mir auch gar nicht vorstellen, dass man bei vielen Artikeln die Frist derart verlängert bekommt. Stell dir das nur mal bei Schuhen oder anderen Dingen vor.
Es geht nicht um die Gewährleistungsfrist, sondern um die gesetzliche Verjährungsfrist. Der Unterschied ist der: Bei einer Gewährleistungsfrist von fünf Jahren muss die Sache tatsächlich fünf Jahre lang halten (wenn man sie nicht gerade vorsätzlich in Brand steckt oder ähnliches, versteht sich). Bei einer Ausweitung der Verjährungsfirst muss sie nicht so lange halten. Wenn sie auf natürlichem Wege untergeht ist alles gut. Geht sie dagegen nach drei Jahren unter, weil das Unternehmen sie so konstruiert hat, liegt ein Mangel vor (bzw. der schon bestehende Mangel - die Konstruktionsweise - zeigt sich). Dann stehen dem Käufer schon bestimmte Rechte zu, allen voran das Recht auf Nachlieferung oder Nachbesserung. Kommt zudem - was unwahrscheinlich, aber doch möglich ist - der Vorsatz des Verkäufers heraus, so kann der Verkäufer sogar sofort Schadensersatz verlangen.
Das alles glaubst du tatsächlich?
Du siehst die Ursache für die geplante Obsoleszenz tatsächlich in irreführender Werbung?
Du glaubst zudem, dass diese Obsoleszenz schon "genügend sanktioniert" würde?
Weshalb wird diese dann ungehindert auf immer mehr Produkte ausgeweitet?
Ich habe nie geschrieben, dass die Ursache der geplanten Obsoleszenz die irreführende Werbung wäre. Ich habe gesagt, dass irreführende Werbung in dieser Hinsicht das Problem sei, nicht Werbung schlechthin. Wenn ein Produkt bewusst so konstruiert ist, dass es nach einer bestimmten Zeitspanne zerstört wird, dann ist das eine Sache, die man dem Verbraucher erklären muss. Das tut die Werbung nicht, ergo ist sie irreführend. Wäre die Werbung nicht irreführend, würde sie also die geplante Obsoleszenz einräumen, dann läge kein Mangel vor, und das vertragliche Äquivalenzverhältnis wäre nicht gestört. Dann wäre es am freien Markt, dieses Problem endgültig zu lösen.
Und ja, was es die abstrakten Regelungen betrifft ist die geplante Obsoleszenz schon hinreichend sanktioniert. Es geht jetzt nur noch darum, diese Sanktionen durchzusetzen, und das ist in erster Linie eine Aufgabe der Rechtsprechung und der Verbraucher, nicht des Gesetzgebers.
Eine Selbstverpflichtung der Industrie, die auch noch wirksam ist, wird ja kaum zu erreichen sein.
Klar wird sich die Industrie nicht selbst verpflichten. Darauf kam es mir auch nie an.
Nein? Ich denke doch. Mich z.B. und viele andere nervt Werbung derart, dass gesundheitliche Folgen nicht mit Sicherheit auszuschließen sind. Zudem erinnere ich mich an keine Werbung, die mir tatsächlich brauchbare Informationen geliefert hätte.
Es gibt Menschen mit sozialen Phobien, die kaum aus dem Haus gehen können, ohne eine Panikattache zu erleiden. Sollten wir wegen ihrer Sensibilitäten große Menschenmengen verbieten?