Ichlose Menschen
Ichlose Menschen, also Menschenformen, die nur als Menschen[1] in menschlicher Gestalt erscheinen, aber "nicht im vollen Sinne des Wortes Menschen sind" (Lit.: GA 346, S. 186f), da sie kein unsterbliches menschliches Ich in sich tragen, sind ein Phänomen, über das nur auf der Grundlage des differenzierten geisteswissenschaftlichen Menschenbildes und zweifellos nur mit großer Vorsicht gesprochen werden kann.
Doch handelt es sich bei der Ichlosigkeit gerade in unserer Zeit um eine geistige Tatsache von größter Bedeutung, vor der man nicht die Augen verschließen darf.
Rudolf Steiners diesbezügliche Ansichten, nach denen der Mensch aus Leib, Seele und Geist besteht, unterscheiden sich wesentlich vom modernen, materialistisch geprägten Weltbild, das dem Menschen nicht nur das Ich, also den Geist, sondern auch die Seele vollkommen abspricht und ihn als letztlich ich- und seelenlosen Gehirnautomaten auffasst.
Ichlose Menschen sind aber nach der Auffassung Rudolf Steiners sehr wohl beseelt. Da sie über kein Ich verfügen, unterliegen sie allerdings nicht der Reinkarnation.
"Denken Sie nur einmal, daß, wenn wir ins Griechentum zurückgehen, man möchte sagen, der volle Leib ja von der vollen Menschenseele ausgefüllt wird, daß das eine sich mit dem andern vollständig deckt und daß das heute nicht mehr der Fall ist.
Es bleiben die Leiber bis zu einem gewissen Grade leer. Ich will nicht im abträglichen Sinne von den leeren Köpfen sprechen; die bleiben leer, das ist einmal so in der Entwickelung. Aber leer bleibt in Wirklichkeit nichts in der Welt. Es bleibt etwas nur leer von einem gewissen Etwas, das in anderer Zeit zur Ausfüllung bestimmt war.
Ganz leer bleibt eigentlich nichts. Und indem der Mensch immer mehr und mehr seine Seele von dem Leiblichen zurückzieht, wird dieses Leibliche immer mehr und mehr der Gefahr ausgesetzt, von anderem angefüllt zu werden.
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