Na, ob das von Herzen kommt?
Durchaus! Warum auch nicht? Sollte es einen Grund geben, dass ich dir kein gutes Leben wünschen sollte? Also - nimm es einfach wörtlich.
Hand aufs Herz, ist das bei dir anders?
Abgesehen davon, war bei dir ( aus meiner Sicht ) bis jetzt gar keine Sichtweise erkennbar. Wenn jemand mit Begriffen wie Volk, Nation, Kultur oder ähnlichem nichts anfangen kann, was soll das für eine Sichtweise sein?
[/quote]
Nicht immer - aber ich versuche es immer wieder.
Irgendwie kann ich mit Begriffen wie Volk, Nation, Kultur und ähnlichem schon was anfangen. Ich kenne deren Definitionen, habe die Begriffe auch nachgelesen und recherchiert - so weit sind mir die Begriffe durchaus klar! Allerdings stelle ich gerade beim Begriff der Nation fest, dass dieser regelmäßig in Diskussionen, durchaus auch in Presseerzeugnissen und vielem mehr benutzt wird, ohne dass wirklich klar ist, was der Begriff im konkreten Kontext bedeuten soll.
Deshalb habe ich bewußt auch meine Fragen zur Nation gestellt!
Ich kann mit dem Begriff Staat mehr anfangen als mit dem Begriff Nation, weil der Begriff Staat (für mich) jederzeit klar die Möglichkeit bietet, einen Globus zu nehmen, und die Staatsgrenzen einzuzeichnen, die zu diesem Zeitpunkt völkerrechtlich anerkannt sind. Man kann auch Staatsgrenzen einzeichnen von annektierten Gebieten u.ä..
Was nicht in gleicher Weise gelingt, ist einen Globus zu nehmen, und Nationen einzuzeichnen, so dass dies allgemein akzeptiert und so gesehen würde.
Ähnliches gilt für den Begriff Volk. Mit der Staatsangehörigkeit oder Staatszugehörigkeit ist das anders. Da geht auch wieder klar zu unterscheiden, ob jemand dazu gehört oder nicht. Aber beim Volk? Was ist das Volk der Deutschen? Sind da die Deutsch-Ausländer mit dabei? Wahrscheinlich schon... und der schwarze Bayer der so aussieht wie jemand aus Eriträa, der aber bayrisches Dialekt spricht und jodeln kann.... gehört der zum Volk der Deutschen? Nun werden einige vielleicht antworten: Auf die Hautfarbe kommt es nicht an... andere werden das vielleicht anders sehen...
WEIL das so ist, WEIL hier Grauzonen sind, Überlappungsbereich, Definitionslücken - deshalb tue ich mir extrem schwer, wenn solche Begriffe ideologisch und politisch benutzt werden. Man weiß dann nie, wovon redet der andere. Und ich wette, über den Nationenbegriff können wir hier im Forum eine treffliche Diskussion aufziehen - wenn jeder hier mal nur die Frage, die ich gestellt habe, beantwortet, werden wir ganz sicher mehr als eine Definition brauchen. Wenn das Ziel ist, einen jederzeit gültigen Globus der Nationen zeigen zu können, dann werden wir keine gemeinsame Definition finden.
Das liegt nicht daran, dass ideologisch verblendete Andersdenkende einfach nicht bereit wären, deine Sichtweise aufzunehmen - sondern daran, dass die Begriffe per se Unscharf sind.
Mit Unscharfen Begriffen aber ganze Ideologien ausbreiten zu wollen... das geht in der Folge nicht. Es wird aber (nicht nur hier - da ist man in guter Gesellschaft mit allen möglichen Medien) immer wieder so getan, als könnte man das... dagegen setze ich ab und an mal immer wieder Impulse.
Das Problem mit diesen unscharfen Begriffen ist nun, dass so getan wird, als KÖNNTE man daraus politische Schritte ableiten. Nur - die sind dann unter Umständen ziemlich beliebig...
Nehmen wir beispielsweise das Völkerrecht - es regelt vor allem das Verhalten von Staaten im Kriegs- und Friedensfall. In wesentlichen Teilen werden dort als Rechtsobjekte Staaten genutzt. Dort kann man dann auch sehr konkrete politische Handlungsfelder, Handlungsempfehlungen etc. ableiten. Schwierig wird es, wenn das Völkerrecht über Völker oder Nationen spricht. Dann wird es unscharf, und liefert gerade keine allgemeinen Rezepte, was noch geht, und was nicht geht.
Ist die Annektion der Krim nun zulässig, oder nicht? Völkerrechtlich ist die Fragestellung relativ klar, da Formfehler gemacht wurden. Hätte Rußland diese nicht gemacht, wäre die Argumentationsdecke des Westens sehr dünn geworden, wahrscheinlich hätte Rußland ohne Formfehler die Krim auch annektieren können - oder genauer gesagt hätte die Bevölkerung der Krim in einer wirklich freien und international anerkannten Abstimmung sich für den Anschluss an Rußland entschieden - man hätte kaum was fehlerhaftes anmerken können. Das ist so leider nicht passiert, weshalb wir dort eine unschöne Situation haben.
Katalonien - warum ist die internationale Gemeinschaft dort merkwürdig still? Nun - es gibt einerseits das Selbstbestimmungsrecht der Völker... das würde für die Katalanen sprechen... andererseits wird Spanien durchaus als Nation gesehen - und Spanien ist eine demokratische Rapublik, und die Verfassungsbefürworter haben in Spanien eine klare überdeutliche Mehrheit. In der spanischen Verfassung steht klar die Unteilbarkeit der Nation. Und nun? Das Selbstbestimmungsrecht der Völker kann nur dann höher gewichtet werden, wenn alle (!) denkbaren Versuche seitens der Katalanen unternommen wurden, um im Rahmen der verfassungsrechtlichen Möglichkeiten ihre Selbstbestimmung umzusetzen, und das nicht ausreichend Selbstbestimmung bewirkt. Mit all den Möglichkeiten, die der Zentralstaat Spanien aber heute schon seinen Regionen einräumt, steht es um die Selbstbestimmung in Katalonien gar nicht so schlecht... und es gäbe auch noch mehr Möglichkeiten... nur, wollen das die Katalanen hören?
Den Nationenbegriff hier nutzen zu wollen, hilft halt wenig. Gibt man den Katalanen eine Nation, dann könnten Bayern, Schotten, Wallonen und viele andere auch auf die Idee kommen, das Selbstbestimmungsrecht der Völker für sich in Anspruch nehmen zu wollen. Es geht dabei auch nicht darum, ob das gut oder schlecht wäre - es geht darum, dass dies jeweils ja auch Konsequenzen für andere Menschen hat, die einen anderen Volksbegriff und Nationenbegriff haben, weil sie das anders fühlen.
Auf Gefühlen alleine kann man aber keine sinnvolle juristisch vorausdenkende Politik betreiben! Das wird dann - aufgrund der unterschiedlichen Gefühlen bei unterschiedlichen Menschen - zu einem Ritt auf dem Vulkan. Dann wird alles beliebig - und man kann gleich Bürgerkrieg und überhaupt Kriege ausrufen.
Welchen Sinn machen also Ideologien, die sich auf unscharfe Begrifflichkeiten stützen, die einfach ungeeignet sind, um daraus ein konsistentes Politikbild zu formen?
Auch wenn ich Reichsbürger nicht ernst nehme, gibt es unter diesen interessanterweise immer wieder recht eindeutige Forderungen nach einer juristischen Definition des Staates wie er auch durch das GG oder typsicherweise durch Verfassung, aber auch völkerrechtlich sauber definiert wäre. So gesehen gibt es Reichsbürger die in ihren Grundideen sehr nah an dem dran sind, was der völkerrechtliche Status ist. Auch wenn sie dann doch immer wieder fragwürdige Diskussionen vom Zaun brechen...
Fakt ist aber: Wenn man beispielsweise die Gelegenheit genutzt hätte, mit dem Beitritt der DDR die Bürger von Gesamtdeutschland über eine einheitliche am GG angelehnte Verfassung abzustimmen, das hätte eine sehr große Mehrheit bekommen! Den Reichsbürgern wäre dann in weiten Teilen ein wichtiges argumentatives Fundament genommen. Auch in der derzeitig noch immer gefestigten BRD hätte diese fundamentale Zustimmung des Volkes zu seinem Staat gut getan!
Ähnlich sieht dies bei supranationalen Gebilden aus. Rechtlich gesehen hält die EU vielen juristischen Fragestellungen stand. Das bestätigt immer wieder auch das Bundesverfassungsgericht. Auch wenn es um seine demokratische Legitimation geht!
Doch - wie man am Brexit sieht, bringt es nicht immer was, wenn man solche Rechtskonstrukte ohne ausreichende Beteiligung und Zustimmung durch das Volk konstruieren will. Gewünscht hätte ich mir deshalb vielmehr, dass man tatsächlich eine EU-Verfassung ausarbeitet, und alle Bürger der EU über diese abstimmen lässt. Angenommen ist die Verfassung dann aber nur von den Ländern, die im eigenen Land eine Mehrheit der Bürger dafür aufbringen konnten.
Hätte man den Weg einer solchen Legitimation gewählt - und beim Vertrag von Lissabon war man da nahe dran - hätte man eine ganz andere Grundlage für eine EU gehabt, als man sie heute hat.
Hätte hätte Fahrradkette....hat man aber nicht!
Es zeigt aber eines auf: Lasst uns politische Forderungen stellen, die juristisch Bestand haben! Gebt Ideologien auf, die sich auf unscharf definierte Grundlagen beziehen.
Und damit aus meiner Sicht: Verzichte auf den Begriff der Nation und des Nationalismus - verwende Patriotismus, wenn du Vaterlandsliebe meinst. Und ansonsten setze ich lieber auf wohl definierte auch juristisch nutzbare Begriffe wie den Staatsbegriff!
Vielleicht verstehst du nun, warum ich den Begriff Nation und Nationalismus für ungeeignet halte.
Meine Sichtweise!