im Prinzip gebe ich dir recht, du hast aber vergessen, den Begriff "Extremist" ausreichend zu definieren ...
... im Alltag betrachtet erlebst du nicht selten, dass bereits Leute eine Schlages "Bosbach" oder "Merz" ins rechtsbraune oder gar extremistische Lager gerechnet werden ... von anderen Leuten der Öffentlichkeit ganz abgesehen, wie zum Beispiel Roland Tichy, oder Wolfgang Herles, oder Christoph Schwennicke
die Grenzen, zwischen konstruktiver Kritik und denunziertem Extremismus sind fließend und schwierig, und wer sich nicht mit den Punkten dieser Leute auseinander setzen will, holt auch schnell den Totschläger "Nazi" und "Extremist" raus ...
... oder anders gesagt, auch die umgekehrte Behauptung ist richtig:
aus Sicht des linksliberalen Mainstreams ist alles rechts der Mitte bereits Nazi, braun, Rassist und bäh ...
Beispiele dafür hatte ich 2 Sätze weiter oben genannt
Selbstverständlich gilt das auch in gleicher Weise für linke Extremisten!
Ganz klare Grenzen für Extremisten sind schwer zu benennen, weil die Grenzen auch fließend sind. Wenn Angriffe gegen die Menschenrechte, die FDGO oder das GG geführt werden, werde ich aber sensibel. Das muss noch nicht zwingend bedeuten, dass es sich gleich um einen Extremisten handelt, aber es lohnt sich, genau hinzuschauen.
Eigentlich setze ich mich sogar relativ gerne auch mal mit Menschen mit extremistischen Ansichten auseinander - weil es mich interessiert, wieso sie auf ihre Sichtweisen kommen. Ich will durchaus auch verstehen, was die Ursachen dafür sind, dass Menschen sich abgehängt fühlen. Denn wenn die Demokratie von irgendetwas lernen kann, dann genau von denen, die sie eben nicht erreicht und nicht mitnimmt.
Allderdings ist das mehr im rechten als im linken extremen Lager schwierig. (Zumindest ist das DERZEIT meine Erfahrung - das war vor einigen Jahren auch noch anders, da waren Rechtsextreme Sichten fast nicht präsent, abgehängte Arbeiter und Arbeitslose neigten mehr im linksextremen Lager zu wählen... - meine individuelle Erfahrung, da können andere auch andere Sichten drauf haben)
Derzeit begegnen mir im Rechtsextremeren Lager kaum Menschen, die fundiert begründen können, warum sie bestimmte Sichtweisen einnehmen. Es gibt derzeit auch kein in sich geschlossenes Gedankengebäude, was eine rechtsextreme Sicht beispielsweise philosophisch zusammenhalten würde - zumindest keines was mir bekannt wäre, und was nicht bereits bei trivialen oberflächlichen Fragestellungen auseinanderfällt.
Im Linksextremen Lager gibt es verkopfte Ansätze um den Politikansatz aus welchen theoretischen Abhandlungen auch immer zu rechtfertigen. Im Rechtsextremen Lager erlebe ich mehr das Phänomen, dass dort viele scheinbare Anhänger vor allem Protestwähler sind, die jetzt nicht mehr von linksextremen Parteien erreicht werden. Das ist dann aber keine reflektierte politische Position.
Für mich ist schon eine Frage, ob gerade abgehängte Arbeitnehmer die die AFD wählen sich wirklich mal deren Wirtschaftsprogramm und Forderungen angeschaut haben. Da stehen derzeit noch Wirtschaftsliberale Forderungen, aber auch der Ausstieg aus dem Euro. Gerade beim Brexit kann man lernen, was ein Ausstieg auch kosten würde...
In der Sozialpolitik ist noch gar nicht klar, ob die AFD einen Kurs hat, und wenn ja, welchen. Sozialpolitik nur für Deutsche? Oder Abschaffung der Transferpolitik?
Es ist auch noch nicht final klar, ob die AFD eine rechtsextreme oder nur eine rechtskonservative Partei sein wird. Derzeit ist die Partei noch in der Findung. Lücke wollte dereinst keine extreme Partei, sondern eine demokratische Partei rechts der CDU/CSU, nachdem die Politik Merkels dort viel Platz hinterlassen hat. Doch Lücke wurde die Geister die er rief nicht nur nicht los, sondern es kostete ihn sogar seine Partei. Innerhalb der AFD haben rechtsextreme Sichtweisen immer wieder Konjunktur - und der Kampf darum, wo die AFD landen wird, ist noch nicht entschieden. Es gibt sowohl starke Tendenzen, rechtsextremes Gedankengut ins Parteiprogramm einfließen zu lassen, als auch die Vertreter des Rechtsextremismus doch noch los zu werden - möglichst aber, ohne die Partei parteischädigend zu spalten.
Schauen wir mal, wo das noch hinläuft.
Auch hier im Forum würde ich mir mehr SACHLICHEN Austausch mit Extremisten (mit Demokraten sowieso!) durchaus wünschen - wenn es allerdings dann zu schnell in spinnerte emotional getriebene hoffnungslose Zeitverschwendung abtriftet, ist mir meine Lebenszeit zu schade.
Einige hier haben echt nur einen Schuss weg - und suchen vor allem danach, wie man andersdenkende sofort beleidigen kann. Kontert man dann, wird die Beleidigungswelle nur heftiger. Sorry, aber diese Art bringt mich nicht weiter, und wird mein Denken auch nicht wirklich verändern!
Bei deinen Beiträgen finde ich regelmäßig Punkte, bei denen sich für mich ein Nachdenken lohnt. Habe ich Aspekte übersehen, Sachen vergessen, trägt meine Position auch noch, wenn ich deine Punkte mit einbeziehe?
Deshalb bin ich noch lange nicht einer Meinung mit dir, aber bisher lohnt sich für mich deine Beiträge zu lesen.
Ich bin übrigens politisch nicht in einer Partei - auch nicht bei den Grünen! Politisch stehe ich sicherlich vielen Forderungen der Grünen erkennbar sehr nahe - faktisch habe ich auf Orts- und Gemeindeebene so viele spinnerte Grüne kennengelernt, dass ich bei aller Zustimmung für vieles was da auf Bundesebene passiert, nicht erkennen kann, dass die Grünen für mich eine politische Heimat sein könnten.
Tatsächlich kenne ich auf Orts- und Gemeindeebene viele CDUler, mit denen ich mich menschlich äußerst gut verstehen, und wo wir auch politisch kaum ein Problem haben, gemeinsam getragene Kompromisse zu finden.
Mit der Sozialdemokratie bin ich durch, und die FDP kann ich nach 2009 nicht mehr ernst nehmen. Dieses Programm hätte ich zu 70% locker unterschrieben - vor allem aber die Kernforderungen daraus. Was dann in der Regierung passiert ist, werde ich der FDP nie verzeihen.
Generell habe ich ein Problem damit, dass der politische Betrieb sich viel mit sich selbst beschäftigt, und zu wenig mit den konkreten Problemen von Menschen, aber auch wirtschaftlichen Unternehmen.
Merz ist für mich kein Extremist! Im Gegenteil - wirtschaftspolitisch und bei den Themen Steuern und Finanzen ist Merz für mich eher ein Hoffnungsträger. Bosbach hätte ich nie als Extremist gesehen!
Roland Tichy neigt mal zu drastischen Äußerungen - wer aber nicht? Ein Extremist ist auch er für mich nicht. Wolfgang Herles - würde ich auch nicht als Extremisten bezeichnen. Schwennicke - da käme ich noch nicht mal auf die Idee, ihm extremistische Tendenzen zu unterstellen....nur weil mir nicht immer deren Meinung gefällt, sind das doch keine Extremisten! Die stehen klar auf dem Boden des GG, und befürworten auch eine FDGO - sie setzen sich nur auch mal kritisch mit der Politik der Regierung auseinander! Das aber ist doch auch gerade Aufgabe von Journalisten, und eigentlich Aufgabe von jedem Politiker. Politiker sind doch kein Stimmvieh, was nur abnickt, was Mutti sagt....
Im Bereich der Flüchtlingspolitik habe ich schon nur noch den Kopf geschüttelt, als in der EU die Dublin-Regelungen vereinbart wurden. Das EIGENTLICHE Problem wurde nicht erkannt, und Deutschland war fein raus. So etwas kann nicht wirklich funktionieren. WENN Frau Merkel eine mutige Politik gemacht hätte, hätte sie den Dublin-Regeln nie zustimmen dürfen! Die Grenzöffnung zum späteren Zeitpunkt war das Eingeständnis der Kanzlerin, dass ihre Politik gescheitert war - aber klug war die Grenzöffnung deswegen noch lange nicht. DAS hätte man ANDERS machen müssen.
"Wir schaffen das" ist keine Politik.
Konkrete Politik haben die Bürgermeister und Ortsverbände Vor Ort gemacht. Und das durchaus oftmals äußerst pragmatisch, professionell und vor allem im Sinne der Menschen. Und viele engagierte Deutsche haben mitgeholfen. (Darunter Linke, Grüne, SPDler, FDPler, CDUler, viele Vereine und Verbände - vor allem auch viele Sportvereine haben wichtige Beiträge geleistet! Das darf man auch mal anerkennen! Da darf man auch mal applaudieren!)
Wäre das nicht passiert, das Chaos wäre noch viel größer gewesen.
Ich schaue bei Politik auch auf Parteien, aber vor allem auf die Menschen! Wer steht an der Spitze, wer bestimmt den Kurs? Kann ich da mit, oder kann ich da nicht mit?
Mit Menschen, die ähnlich vor allem nach Lösungen suchen, und nicht zuerst nur nach den Fehlern der anderen, komme ich immer wieder unabhängig von politischen Sichtweisen zu guten Lösungen.