Ich bestreite das auf ganzer Linie, weil bei Inflation das allgemeine Preisniveau nach oben geht. Durch den daraus resultierenden Kaufkraftverlust bei liquidem Geld UND sämtlichen(!) angelegten Sparguthaben, übersteigen Inflationsverluste die Kosten einer ULG um unzählige tausend mal!
Und wieder gleitest du ab und durchdenkst das aktuelle Geld nicht in Gänze. Lass doch mal das ewige Verteigigen des Freigeldes - und konzentriere dich mehr darauf zu verstehen, wie unser heutiges Geld funktioniert. Denn so verschieden, wie du sie darstellen willst, sind die Systeme halt doch nicht.
Ach - sorry, dass ich mich erst jetzt melde - hatte mal ein wenig eine Auszeit....(nicht von hier....vom Job....)
Relevant bei unserem Geld ist doch, dass Inflation und die sonstigen Paramenter in einem gesunden Verhältnis stehen. Wenn dem so ist, hast du ein stabiles Verhältnis bei den Einkommen, den privaten Geldvermögen, und auch dem, was du für dein Geld bekommst. Dein Kaufkraftverlust ist eine Illusion - die entsteht, wenn man nicht genau hinschaut, was tatsächlich passiert.
Ein Idealszenario wäre beispielsweise:
Inflationsrate 2%
Sparzinsen 3%
Gehaltserhöhung 3%
Zinsen auf das Girokonto: 0%
Im Freigeld sähe das vergleichbare Szenario aus:
Inflationsrate (gibt es ja nach deiner Aussage nicht) 0%
Sparzinsen 1%
Gehaltserhöhung 1% (wegen der Produktivitätssteigerung)
Umlaufgebühr: 2%
Rechne mal beide Szenarien für Karl durch. Karl ist im Jahre 0 geboren, und verdient ab dem Jahr 20 im ersten Jahr 10.000€, von denen er sich 10.000 Brötchen zu 1€ kaufen kann.
Sag mir mal, was Karl im Normalgeld im Jahr 65 verdient, und wie viele Brötchen er sich davon kaufen kann - die Inflation schlägst du bitte auch beim Brötchenpreis drauf.
Dann nehmen wir Irmgard, die lebt im Nachbarstaat und dort gibt es Freigeld. Auch sie wurde im Jahre 0 geboten, und verdient ab dem Jahr 20 im ersten Jahr 10.000F€, von denen sie sich 10.000 Brötchen zum Preis von 1 F€ kaufen kann.
Sag mir mal, was Irmgard im Freigeld im Jahr 65 verdient, und wie viele Brötchen sie sich davon kaufen kann.
Und nun rechne beide Szenarien nochmals durch - allerdings damit, dass Karl und Irmgard eine Sparquote von 10% haben. Im Jahre 65 lösen sie das Ersparte jeweils auf und kaufen Brötchen davon. Wie viele Brötchen bekommen sie......
Nun hast du völlig recht, wenn du einwenden solltest, dass das aber ein Idealszenario ist....nur - unser heutiges Geld kennt viele Freiheiten, wie man auf Abweichungen des Idealszenarios passend reagieren kann. Das Freigeld ist etwas starrer eingerichtet, kann aber in vielerlei Hinsicht durchaus ähnlich gesteuert werden. Solange die Politik drumrum aber vernünftig agiert, gibt sich das alles nicht viel. Und: Wenn im Freigeld die Politik nicht mitspielt, ist Freigeld genauso bedroht, wie jedes andere Geldkonstrukt der Welt.
Beim Freigeld verändert sich das Preisniveau nicht. Weil eben nur die liquide Zentralbankgeldmenge quantitativ abnimmt, und sofort wieder neu emittiert wird. Dadurch bleiben Geldmenge und Preisniveau gleich, es gibt praktische gar keinen(!) volkswirtschaftlichen Verlust. Auf privater Ebene gibt es kaum nennenswerte Einbußen, wobei die Kaufkraft bei den durchschnittlichen Haushalten dramatisch ansteigt! Weil eben auch in der heutigen, gesättigten Marktlage, ohne Zins und Renditeerwartung Mrd-Summen wie zur Wirtschaftswunderzeit investiert werden. Der Wettbewerb sorgt dafür, das die eingesparten Kapitalkosten nicht mehr eingepreist werden, weil sich jeder Anbieter über günstige Preise und dadurch steigenden Absatz Gewinn erhofft.
Inflation und ULG sind in Ursache und Wirkung grundverschieden und auf keiner Ebene vergleichbar! Inflation ist amateurhafter Währungspfusch im großen Stil. ULG ist ein notwendiges Werkzeug, durch das eine professionelle Geldpolitik überhaupt erst möglich wird.
Inflation und Deflation sind vor allem ein klares Anzeichen dafür, dass die Geldmenge nicht im Einklang mit den Wirtschaftsgütern steht. Das passiert überall da, wo Geld vorhanden ist. Auf im Freigeld. Keine Institution der Welt ist in der Lage, bei einem ausreichend großen und komplexen Markt die Geldmenge permanent so zu steuern, dass sie im Gleichgewicht ist. Das zu behaupten, ist nur naiv und zeigt wenig Verständnis für die reale Wirtschaft.
Im Freigeld ist das Steuern leichter - weil es hier vor allem eine zentrale Stelle gibt, die steuert. Nur - auch das ist Illusion - denn wenn Bedarf nach mehr Geld entsteht, und die Zentralbank in einem Freigeldsystem nicht nachschiebt, passiert genau das, was auch heute passiert, wenn eine Währung beginnt zu versagen - es bilden sich Parallelwährungen heraus, die dann die entsprechenden Bedürfnisse befriedigen.
Dass in unserem heutigen Geldsystem eine niedrige Inflation sich als nützlich erwiesen hat, liegt nicht am Geldsystem an und für sich - sondern daran, dass es beim Geld auch immer um Psychologie geht. Nimm mein Bäckerbeispiel - wie genau fühlt sich ein Bäcker, der vom 20. bis zum 65. Lebensjahr für seine Brötchen Jahr für Jahr 1F€ bekommt? Ganz gleich, wie viel Erfahrung er in die Brötchen hineinsteckt?
Kennst du das Gefühl: Du kannst tun was du willst, und kommst doch nicht vom Fleck weg?
Kennst du das Gefühl, wenn du einen Gutschein für ein Essen einlösen willst, der Restaurantbesitzer dir aber sagt: Sorry, dafür bekommst du nichts mehr?
Psychologie ist für unser Geld und unsere Wirtschaft mindestens so wichtig wie Stabilität.
Freigeld bietet den Menschen etwas, was sie unglaublich wichtig empfinden - genau diese Stabilität. ABER: Der Preis ist, dass Fortschritt nicht mehr so leicht sichtbar wird.
In der Philosophie kennen wir mehrere Arten, wie wir mit Zeit umgehen. Die eine Zeit ist die zyklische - Frühjahr, Sommer, Herbst, Winter.....ist so ein Beispiel dafür. Du kannst auch den Tag-Nacht-Rhythmus nehmen, oder die Arbeitswoche oder oder oder....diese zyklische Zeit passt gut zum Sicherheitsbedürfnis des Menschen. Vertrautes kommt wieder. So ist es auch im Freigeld.
Die andere Art mit Zeit umzugehen ist die, dass wir bei der Geburt anfangen, und uns dann immer weiter entwickeln. Wir sammeln immer mehr Erfahrung, werden immer reifer.....diese Art der Wahrnehmung ist nicht zyklisch, sondern steigert sich permanent. Diese Art der Wahrnehmung hat etwas mit Fortschritt zu tun.
Beide Arten der Wahrnehmung sind richtig und haben ihre Berechtigung. Unser heutiges Geld betont mehr den Fortschrittsgedanken. Das Freigeld mehr die zyklische Variante. Letzten Endes adressieren aber beide beide Varianten - mal stärker, mal weniger stark.
Absolute Werte gibt es in keinem Bereich. Die Schwankungen können jedoch so klein gehalten werden, das es über lange Zeiträume tatsächlich keine Inflation gibt. Preise schwanken um eine „absolute“ Stabilitätlinie im Promillebereich.
Na, sag ich doch. Das gilt aber auch für unser heutiges Geldsystem. Wäre es nicht gewollt, gäbe es keine Inflation - diese ist aber gewollt, sie erfüllt einen Zweck! Eine Inflation von 2% erfüllt dabei denselben Zweck wie die ULG! Auch wenn du das nicht sehen willst.
.... Das ist aber nicht gewünscht, und die Freigeld-Notenbanken muss (und kann!) wirksam reagieren.
Wie die heutigen Zentralbanken auch - wenn man sie lässt. Ob die Freigeld-Notenbank wirksam reagieren kann, wenn die Politik massiv Druck auf sie ausübt - hängt von der politischen Gesamtkonstellation ab. Es ist die Politik, nicht das Geldsystem, welches entscheidet, ob eine Entwicklung erfolgreich ist oder nicht.
Das ist auch gut so - denn wäre nur das System entscheidend dafür, ob was erfolgreich ist oder nicht - dann wären die Menschen nicht frei. Denk mal drüber nach.
Beim Zinsgeld kann die Zentralbank nicht reagieren, da sie keinen Einfluss auf die Umlaufgeschwindigkeit hat. Darum sind die Möglichkeiten bei schwankendem Preisniveau schnell erschöpft und praktisch wirkungslos.
Das ist 1. Quark - denn die Zentralbank kann die Umlaufgeschwindigkeit sowohl erhöhen als auch verlangsamen - und 2. Quark - weil die Umlaufgeschwindigkeit nur ein Faktor von mehreren ist, die relevant sind.
Du läufst hier einer Illusion hinterher, weil du im Freigeld eine Statik bezüglich des Preisniveaus annimmst, die in einem ausreichend großen Wirtschaftsraum nicht gegeben ist. Die fehlende Dynamik im Freigeld kann tatsächlich ein Krisenfaktor werden - wenn beispielsweise Naturkatastrophen zu großen Preisschwankungen führen, diese aber nicht durch eine moderate Inflation schnell genug ihr Ventil über alle Berufsgruppen findet. Faktisch bedeutet dies dann, dass beispielsweise Bauern im Zweifel die verbliebene Restmenge der Mißernte zurückhalten, weil sie auf höhere Preise spekulieren - die aber vom Markt nicht bedient werden können, weil ja die Geldmenge stabil bleibt. Die Pflegekraft ist dann am Verhungern - und stellt die Pflege ein. Im Freigeld ist es schwer, auf solcherlei Marktveränderungen zeitnah angemessen zu reagieren - die Schwierigkeit im heutigen Geldsystem liegt darin, in einer solchen Situation die drohende Inflation noch im Griff zu behalten. Eine gewisse Inflation in Krisenzeiten ist aber sogar hilfreich, um einen angemessenen Ausgleich quer über alle Interessengruppen überhaupt zu organisieren.
Wir reden hier aber über Inflation nach der Wiki Definition.
Und? Hast du deshalb das Phänomen Inflation schon verstanden?
Ich fürchte leider nicht - weil du noch immer der Meinung bist, dass Inflation per se was böses wäre. Ist es aber nicht. Es ist ein Überdruckventil! Ein Schutzmechanismus. Ein Ausgleich von Interessen. Solange du diese Funktion der Inflation nicht verstanden hast, wird dir das Freigeld immer lieber sein, weil du da die Sicherheit bekommst, die du im heutigen Geldsystem so nicht bekommen kannst, weil diese Sicherheit nur eine Scheinsicherheit ist.
Wir haben momentan gar kein richtiges Geldsystem, weil es die Anforderungen einer wettbewerbsorientierten Marktwirtschaft nicht erfüllt. Es funktioniert in keiner Beziehung, überall gibt es Schwierigkeiten, Probleme und drohende Untergangszenarien. Arbeitslosigkeit, Kriminalität, Umweltzerstörung, Altersarmut, Existenzängste, militärische Rüstung, internationale Wirtschaftskriege, das alles sind altbekannte und zwingende Auswirkungen hortbarer Liquidität und falsch verstandenem Bodenrecht. Man muss schon im obersten Wolkenschlossturm wohnen, um zu behaupten das dieses Geldsystem funktioniert, oder auch nur annähernd den Anforderungen gerecht wird.
Sorry, aber vom Kleinkind bis zum Börsenmakler wird erfolgreich mit unserem Geldsystem gewirtschaftet - und du stellst dich dahin und sagt, es wäre kein richtiges Geldsystem? Wie bist du denn drauf?
Politische Entscheidungen werden von Leuten mit wirtschaftlicher Macht getroffen und umgesetzt. In einer Zinsgeldwirtschaft besitzen nur wenige Privathaushalte wirtschaftliche Macht, die mühelos gegen alle bürgerlichen Interessen durchgesetzt werden kann. Im Freigeldland ist sie breit und gleichmäßig in der Bevölkerung verteilt. Was denkst Du geschieht mit Beamten, welche durch Pfusch und falsche Entscheidungen, wirtschaftlichen Schaden in einer Bevölkerung mit wirtschaftlicher Macht und echter Entscheidungsgewalt anrichten?
Freigeld führt viel schneller und umfassender zur Vermögensakkumulation als unser heutiges Geldsytem - das zu beseitigen ist Aufgabe der Freiwirtschaft.
Auch in unserem heutigen Geldsystem kannst du sofort Korrekturmaßnahmen beschließen, die eine Vermögensakkumulation verhindern. Ein nachhaltiges Korrektiv wäre beispielsweise, wenn du die Staatsfinanzen beständig entsprechend dem Privatvermögen finanzieren lassen würdest. Anteilig - also schön wieder in Prozenten....
Bisher ist mir kein nachhaltigerer Vorschlag bekannt, wie man Vermögensakkumulation in Bahnen lenken kann, die zum Wohle aller führen - aber ich bin offen. Übrigens - dieser Vorschlag funktioniert auch im Freigeld....