OP
- Registriert
- 29 Jan 2015
- Zuletzt online:
- Beiträge
- 9.716
- Punkte Reaktionen
- 12
- Punkte
- 0
- Geschlecht
- Thread Starter
- #41
Ich bemängele daran, dass Begriffe wie "Neger" oder "Zigeuner" in den Kontext der europäischen Kolonialgeschichte gehören - und nicht in unsere Zeit. Das soll nicht heißen, dass diese Begriffe aus Kinderbüchern oder Speisekarten getilgt gehören (denn das wäre ja eine Verfälschung), aber man sollte schon so sensibel sein, dass man diese Begriffe nicht auf Personen der Gegenwart, denen man ggf. auch persönlich begegnet, anwendet.
Na ja, ich gestehe Ihnen durchaus zu, dass sie einen Afrikaner, mit dem sie persönlich zu tun hätten, nicht gleich "Neger" nennen würden. Aber es gibt noch subtilere Empfindlichkeiten: Migranten, die ja oft schon viele Jahre hier leben, einen deutschen Pass haben oder gar hier geboren sind, haben es eigentlich satt, ständig als erstes gefragt zu werden "Woher kommst du?".
In den meisten Fällen ist eine solche Frage wohl durchaus nicht herabsetzend gemeint, wird aber ggf. so verstanden.
Irgendwann haben sich jedoch Menschen einmal mit diesen Begriffen beschäftigt und festgestellt, dass diese nicht gut seien. Dabei dienten sie für die Menschen unserer Zeit als ganz normale erklärende Worte. Die "Negerpuppe" des Kindes oder das Kinderlied von den 10 kleinen Negerlein hatten doch nichts "Abwertendes", sondern dienten lediglich der Unterscheidung von weißen und schwarzen Menschen. So wie es selbstverständlich war, dass Indianer von "Bleichgesicht" sprachen und wiederum diese von der "Rothaut".
Wikipedia sagt dazu eingangs Folgendes:
<<Neger (von französisch nègre, spanisch negro, lateinisch niger für „schwarz“) ist eine im 17. Jahrhundert in die deutsche Sprache eingeführte Bezeichnung, die auf eine dunkle Hautfarbe der Bezeichneten hinweist. Das Wort fand zunächst nur begrenzt Verwendung; mit dem Aufkommen der eng mit der Geschichte von Kolonialismus, Sklaverei und Rassentrennung verbundenen Rassentheorien und der (seit langem überholten) Vorstellung einer „negriden Rasse“ bürgerte es sich ab dem 18. Jahrhundert in der Umgangs-, Literatur- und der Wissenschaftssprache ein. Neger gilt heute allgemein als Schimpfwort und als abwertende, rassistische Bezeichnung für schwarze Menschen.
Hervorgehoben von mir das Wort "gilt". Also haben Leute daran "rumgedeutelt" (sozial/geschichtlich) und das Wort einer negativen anstatt wie bis dato neutralen Bedeutung zugeführt. Mit dem Wort „Zigeuner“ verhält es sich ähnlich. Hier haben jedoch wohl die unter diesen Begriff fallenden Menschen selbst innerhalb ihres Volkes Begriffsunterscheidungen gewollt. Und somit, so denke ich, bleibt jedoch im Sprachgebrauch das Wort „Zigeuner“ an erster Stelle. Wenn Menschen „fahrendes Volk“ sehen, dann werden sie keine Unterscheidungen machen können, ob das Sinti oder Roma sind… Ich könnte es jedenfalls nicht. Außerdem verbindet sich mit dem Wort „Zigeuner“ auch eine ganz besondere romantische Vorstellung.
Was ich meine ist, dass den Begriffen eine neu-gemachte Bedeutung zugekommen ist und keine ursprünglich entstandene und gewachsene. Man könnte sich ja auch vorstellen, dass jemand nicht als "Deutscher" bezeichnet werden will, da damit zu viele schlimme Assoziationen verbunden sind… ?
Ich werde sicherlich immer auf die Befindlichkeiten eines Menschen anderer Hautfarbe und Herkunft Rücksicht nehmen. Und natürlich dann auch gerade deswegen, da derjenige gelernt hat, dass bestimmte Bezeichnungen als Abwertungen gelten. Aber sie sind „hausgemacht“. Man kann sehr viele Dinge „so und so“ verwenden, kommt auf den Kontext an. Wenn z.B. das Wort „Volk“ eigentlich neutral ist, so kann ich abwertend von „dem Volk“ reden aufgrund besonderer Verhaltensweisen.
Sei dem, wie dem sei. Es bleibt jedoch dabei, dass nun einmal „man alles übertreiben kann“. Mit der political correctness. Viel wichtiger wäre es, an der emotionalen Einstellung der Menschen zu anderen zu arbeiten. Daran hapert es. Denn, was der Bauer nicht kennt…. Hier auch schon wieder eine unterschiedliche mögliche Auslegung des Wortes. „Bauern“ können sich als „dumm“ verunglimpflicht fühlen.
PS: Ich finde Ihre Bemerkung der Verbindung meines Namens mit „Honigmann“ – wobei ich jetzt darüber aufgeklärt wurde, wo dieser zu verorten ist – nicht angemessen. Ganz sicherlich nicht!
Zuletzt bearbeitet: