Anpassung ist besser als CO₂-Vermeidung
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Admin | Okt 03, 2022 |
Klima |
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Todesfälle durch Wetter und Klima.
In den letzten hundert Jahren ist die Zahl der Toten wegen Unwetter trotz Klimawandel massiv zurückgegangen. Die Menschen können sich heute besser schützen. Auch in anderen Bereichen zeigt sich: Anpassung ist die effizienteste Methode, um sich vor der Erderwärmung zu schützen.
Von Peter Panther
Die Entwicklung ist beeindruckend: In den 1920er- und 1930er-Jahren kamen weltweit jährlich noch etwa 450’000 Menschen wegen extremer Wetterereignisse wie Stürmen oder Überschwemmungen ums Leben. Mittlerweile sind es aber durchschnittlich noch 35’000 Menschen pro Jahr. Das ist ein Rückgang um weit über 90 Prozent. Berücksichtigt man das Bevölkerungswachstum der letzten hundert Jahre, beträgt die Abnahme sogar 98 Prozent.
2020 sagte Ernst Rauch, Chef der Klimaforschung und Geowissenschaften beim Rückversicherer Munich Re, zur Abnahme der Zahl der Toten wegen Naturkatastrophen: «Ganz entscheidend sind die Warnung der Bevölkerung und die Evakuierung, die wesentlich besser funktionieren als in früheren Jahrzehnten.»
Bei Dürren beträgt der Rückgang der Sterblichkeit, unter Berücksichtigung des Bevölkerungswachstums, gegenüber den 1920er-Jahren sogar unglaubliche 99,99 Prozent. Mit anderen Worten: Heute kommt kaum mehr jemand ums Leben, nur weil es nicht regnet. Denn die Versorgung mit Wasser bei Dürreeignissen funktioniert fast überall um Welten besser als früher.
Je reicher, desto weniger Todesopfer
Solche Entwicklungen mögen angesichts der ständigen Meldungen über angeblich immer schlimmere Unwettern und Dürren überraschen. Doch die Menschen schaffen es laufend besser, sich an Extremwetter-Ereignisse anzupassen – egal, ob die Erderwärmung deren Auftreten begünstigt oder nicht. Anpassung ist offensichtlich effizient.
Und am besten können sich die Menschen an die Unbill der Natur anpassen, wenn sie die notwendigen finanziellen Mittel dazu haben. Diesen Zusammenhang belegte 2007 ein Forscherteam um den amerikanischen Geowissenschaftler Gregory van der Vink. Das Team hatte in 133 Ländern die jährlich bei Naturkatastrophen gestorbenen Menschen für die Zeit von 1964 bis 2004 erfasst.
Die Zahl der Opfer wurde mit dem Bruttosozialprodukt pro Kopf des jeweiligen Landes verglichen. Das Resultat: Die Zahl der Opfer war umso kleiner, je reicher die Bevölkerung war. Insbesondere fielen 80 Prozent aller erfassten Todesfälle in nur 15 Ländern an. Es waren fast ausnahmslos Länder mit tiefer wirtschaftlicher Leistung, wie Äthiopien, Sudan, Indonesien oder Bangladesch.
Die klimabedingte Sterblichkeit geht trotz Erderwärmung zurück
Der amerikanische Umweltforscher Matthew Kahn hatte solche Zusammenhänge schon früher erkannt. 2003 entwickelte er sogar eine Formel dafür: In einem Staat mit 100 Millionen Einwohnern, in dem das durchschnittliche Jahreseinkommen von 2000 Dollar auf 14’000 Dollar steigt, geht die Zahl der jährlichen Todesopfer wegen Naturkatastrophen um 700 zurück.
Anpassung ist auch ein sehr wirksames Mittel zum Schutz vor Temperaturextremen: So nimmt die Zahl der Hitze- und Kältetoten an vielen Orten laufend ab. Das britische Office for National Statistics (ONS) kam im letzten Januar zum Schluss, dass die klimabedingte Sterblichkeit in England und Wales innerhalb von nur 18 Jahren um 22 Prozent abgenommen hatte. Gemeint waren Todesfälle infolge hoher oder tiefer Temperaturen.
Konkret waren es 2001 noch 993 klimabedingte Todesfälle pro 100’000 Einwohner, 2019 aber nur noch deren 771. Gemäß dem ONS ist der Rückgang maßgeblich auf eine bessere Anpassung an Temperaturextreme, eine optimierte Gesundheitsvorsorge und auf «Verbesserungen der sozioökonomischen Umstände» zurückzuführen. Wer reicher ist, kann sich also besser vor Hitze und Kälte schützen.
Der Klimawandel spielt nur eine untergeordnete Rolle...