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Ja, noch ein „Flüchtlingsthread“. Ich weiß, dass es derer bereits viele gibt. Jedoch finde ich das, worüber ich jetzt schreiben werde, einfach zu schade, als dass es in einem Wust von Geschreibsel der Bedenkenträger, Hasser, Hetzer und Angstverstörten mittendrin untergehen würde.
Denn das, was die Schauspielerin Friederike Kempter (Tatort-Kommissarin) zu berichten weiß, ist besonders – und besonders gut, menschlich und richtig. Worte, die aus ihrer eigenen Erfahrung herrühren und weitab von denen der Nachplapperer ungeprüft übernommenen.
„Uns geht’s gut, weil’s anderen schlecht geht“. So die Headline des Fazits, das sie in einem Interview mit dem Express zog. Sie war selbst nach Jordanien gereist, denn die ganze Debatte um die Flüchtlinge geht ihr schon seit längerem sehr nahe. Sie sprach in Jordanien mit den Menschen im UNHCR-Lager Zaatari. Hier leben 85.000 Menschen, die aus Syrien fliehen mussten. Menschen, die um den Verlust ihrer Heimat weinen wie z.B. die Mutter mit ihren drei Kindern, die keine Perspektive sieht. Hoffnungslosigkeit.
<<Dafür sollte jeder Verständnis haben. Viele haben das Bild von Sozialschmarotzern vor Augen. Das Gegenteil ist der Fall.<<
Frage: "Verstehen Sie, wenn Menschen bei ganz großem Risiko ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen und sagen: Weg da?"
Antwort: "Das wollen wir doch alle. Das Beste aus unserem Leben machen. Außerdem bleibt diesen Menschen keine andere Wahl. Da muss vieles passieren, bis du diesen Weg gehst. Wenn diese Menschen zu uns kommen, machen die das nicht, weil die Lust haben, hier in Köln-Kalk rumzulungern. Auch deshalb ist dieses Nazi-Krakele so ekelhaft. Ich appeliere an Menschlichkeit und an Solidarität. Die Menschen in Jordanien sind mir mit so großer Offenheit, Herzlichkeit und Gastfreundschaft begegnet, dass es mich manchmal fast beschämt hat. Wir haben über die gleichen Sachen gelacht – und ich habe deren Trauer verstanden. […] "
Auf die Frage an Frau Kempter, ob sie verstehen könne, dass sich Menschen bei uns von Flüchtlingen bedroht fühlen würden, entgegnete sie:
<<Wenn man mit großen Zahlen und Bildern arbeitet, macht das schnell Angst, das verstehe ich. Wer die Menschen aber wirklich trifft, denkt anders. Also verlasst euren bequemen Platz auf dem Sofa, geht raus und lernt mal einen Flüchtling kennen und unterhaltet euch. Dann werden aus diesen angstmachenden Zahlen wieder Menschen. Ich sehe uns auch in eiern moralischen Verpflichtung. Warum geht es uns so gut? Weil es anderen auch schlecht geht. In einer globalisierten Welt, wo auch wir immer davon profitieren, dass in China Leute für uns die Arbeiten verrichten, die wir nicht machen wollen. <<
Frau Kempter erwähnte, dass sie vor ihrer Reise wegen der bestehenden Reisewarnung für Jordanien doch etwas „Schiss“ gehabt hatte. Diese Warnung empfindet sie im Nachhinein nach ihren Eindrücken vor Ort als absurd. „Was man sonst manchmal vergisst, aber was vor Ort sehr eindrücklich ist: Diese Menschen haben ein normales Leben geführt. Und zwar alle, jeder Einzelne, den ich getroffen habe.“
Nietzsches Gedanken über die Herkunft der moralischen Voreingenommenheit hat er in diversen seiner Streitschriften widergegeben. Eine herausgerissene Bemerkung aus seiner Genealogie der Moral „Ja’s und Nein’s und Wenn’s und Ob’s – verwandt und bezüglich allesamt untereinander und Zeugnisse Eines Willens, Einer Gesundheit, Eines Erdreichs, Einer Sonne […]“