Nein, das sieht man eben nicht, obwohl Goethe durchaus ein entspanntes Verhaeltnis zu Gut und Boese hatte war er immer dieser Moralitaet verfallen, er konnte sich nicht lossagen
So wie Schopenhauer und Nietzsche auch nicht, hattest du ja bereits erwähnt.
Nietzsche war kein Nihilist, er hasste Nihilismus, er war auch nicht fuer Amoralitaet, ganz im Gegenteil, eine neue Moral sollte her die den Faehigen diente, den Starken, den Gut-weggekommenen.
Er sah sich vielleicht nicht als Nihilist, das heißt nicht, dass er keiner wahr. Eine Moral, die den Starken und Fähigen nützt, ist keine Moral. Wenn ich einen schwächeren ermorde, weil ich sein Geld will und mir dann sage, ja, das war eine gute Tat, ist das keine Moral. Grundidee jeder Moral ist, dass sie meinem Eigeninteresse entgegensteht.
Den Satanismus hat Nietzsche gaenzlich ueberfluessig gemacht, denn er hat gezeigt das das herkoemmliche Gute gerade aus dem Boesen entsteht, wer braucht den Teufel wenn wir die Herde und die Masse haben?
Die Idee hinter dem Satanismus ist, wenn ich das recht verstehe, dass er das "Böse" also den Egoismus moralisch überhöht.
Uebrigens war Satanismus mal cool, jetzt kommen die Grossmuetter zu den Alice Cooper Konzerten, es wird darueber nur noch gelacht.
Und über Nietzsche wird nicht gelacht? "Gott ist tot"; oh shocking!
Aber nicht jeder Mensch braucht die gleiche Moral, ja fuer die besonders Faehigen ist die herkoemmliche Moral mitunter ein Todesurteil, siehe wie der Mittelstand in Deutschland zu Grunde gerichtet wird um die Masse und Herde zu fuettern.
Die Idee sich durch eine egoistischere Moral Vorteile zu verschaffen halte ich für sehr zweifelhaft, ob das funktioniert. Von der Idee her muss eine Moral für die ganze Gesellschaft gelten. Der Mittelstand und die Oberschicht können ja nur existieren, weil die Moral, die es erklärt und gutheißt, dass einige reicher sind als andere, von der gesamten Gesellschaft geteilt wird. Moral ist immer Herrenmoral. Die Idee von Nietzsche, die Moral mit dem Jenseits, wo die Reichen bestraft werden, stamme von den Armen halte ich für naiv. Die kommt von den Reichen, das mit dem Jenseits ist ein Zuckerl für die Armen, denn die Reichen wollen ja, dass diese die Moral teilen, die ihnen ihren Reichtum zugesteht.
Hier wie ueberall ist die Zucht die Antwort, man muss seinen Geist staendig bewachen und eine gute Zucht an seinem Geist, eine harte Zucht ueben, dann wird man auch langsam von kindischen und weibischen Gefuehlsregungen wie Mitleid nicht mehr belaestigt.
Und ich muss mich selbst ganz fest belügen, um daran dann auch noch zu glauben. Das dient bestenfalls als Selbst-Rechtfertigung und ist als Moral für eine Gruppe völlig untauglich. Eine
mitleidlose Gesellschaft als bestes moralisches Modell. Der Widerspruch ist offensichtlich. Das wäre ungefähr das Sozial-Darwinistische Modell, aber der Nachteil ist natürlich, dass eine Gesellschaft, die den mitleidlosen Kampf jeder gegen jeden als Moral propagiert, nicht sehr stabil ist. Und sie hat natürlich gegen andere Gesellschaftsformen, die Altruismus propagieren keine Chance. Jemand zu finden der sich im Falle einer kriegerischen Auseinandersetzung opfert wäre ganz unmöglich. Die Oberschichtler könnten sich hinstellen und sagen: "Tja, Jungs, wir sind die wertvollen Menschen hier, ihr seid minderwertig und verzichtbar. Da ist die Front, viel Glück." Aber besonders motivierend ist das nicht. Und die Moral der Gesellschaft selbst würde ihnen ja nahelegen sich mit dem Angreifer zu verbünden, um vielleicht den sozialen Aufstieg zu schaffen.
Stimmt, ich haette sagen sollen Nietzsche zelebriert den Genuss der Schlange, waehrend Schopenhauer gerade durch den Fokus auf das Leid daran nicht Teil haben kann.
Aber Schopenhauer hat eben recht, dass nach allgemeiner Lebenserfahrung, wenn ich dich schlachte und esse, mein Genuss geringer ist als dein Leiden.
Nietzsche sagte ja auch das jene die das Beduerfnis nach Herdenmoral haben diese auch ruhig weiter fuehren sollen. Die Tragoedie ist das wir, die Faehigen und Starken, auch diese Moral weiter fuehren sollen. Warum wollte 'Bill Clinton' die 'no child left behind' Bildungspolitik? Weil der Fokus auf die Schwachen immer gut bei der Masse ankommt, das was in die Foerderung von Sonderschulen gesteckt wird steht aber eben nicht zur Foerderung der Intelligenten zur Verfuegung. In der Tat ging es auch um Nutzen, nur wollte Nietzsche den Fokus weg vom Nutzen der Masse, den Armen, und Schlecht-weg-gekommenen nehmen, und auf die Faehigen, die Starken, die eigentlichen Guten werfen. Eine gesunde Moral fuer gesunde Menschen.
Tja, aber die Gesellschaften mit Herdenmoral haben sich eben im Wettbewerb durchgesetzt. Nietzsches Idee, den Fokus auf den Einzelnen zu legen ist irrig. Nur Gesellschaften sind schöpferisch. Niemand braucht Genies. Hätte es keinen Einstein und Newton gegeben dann wären deren Theorien von irgendwem anders entwickelt worden. Es war die deutsche Gesellschaft, die diese Theorien entwickelt hat, durch ihre besondere Struktur, nicht irgendwelche Übermenschen. Übermenschen können nur zerstören aber nichts erschaffen. Hitler und Stalin waren wahrscheinlich das Urbild des Nietzschen Übermenschen, nur erschaffen haben sie nichts.
Die "Fähigen und Starken" sind ja nur diejenigen die im gesellschaftlichen Prozess irgendwie nach oben gekommen sind. Der Sklavenhalter hält sich für fähiger und stärker als den Sklaven und leitet daraus sein Recht ab, den Sklaven auszunutzen. Aber wieso das die Gesellschaft weiterbringt sehe ich nicht.