Ach, Schulz...
Da ist SO VIELES in Deinem Beitrag angesprochen... das wird wieder ein fürchterlich langer Text, wenn ich das alles aufgreife.
Zunächst einmal: ich HASSE Linke nicht, aber ich halte linkes Denken für schädlich und für falsch. Aus rationalen Gründen (die ich oft genug genannt habe) und aus den Gründen, die man schlicht "Erfahrung am eigenen Leibe" nennen kann und muß.
Zum Sinn oder Unsinn eines solchen Gipfels:
Ein solcher Gipfel IST sinnvoll, einfach deshalb, weil er dazu dient, Gespräche zu fördern und zu fordern und zwar auch zwischen Teilnehmern, die einander ansonsten eher weni zu sagen haben. Gespräche sind immer sinnvoll, zumindest sinnvoller als gegenseitige Zerstörung (natürlich immer fundiert auf dem Anspruch auf die allein selig machende Wahrheit). Selbst, wenn man am Ort X aufeinander schießt, ist es sinnvoll, am Ort Y im Gespräch zu bleiben - dann kann man wenigstens irgendwann aufhören, aufeinander zu schießen und auch am Ort X miteinander sprechen.
Ich denke, man muß ein solches Treffen eher als symbolischen Akt betrachten: wirkliche Entscheidungen werden dort nicht getroffen, aber es werden Verbindlichkeiten hergestellt, auf deren Grundlage Entscheidungen getroffen werden können - es ist weitaus einfacher, jemanden über die Klinge springen zu lassen, dessen Namen und Gesicht man nicht kennt. Ach Politiker, selbst die mächtigsten Staatschefs sind letztlich nur Menschen, und zwar solche, die ohne mit der Wimper zu zucken ein Wildschwein abschießen können - aber kein Hausschwein essen, egal, wie gut es schmeckt, das sie persönlich gekannt und das einen Namen gehabt hat.
Was ist gegen Globalisierung eigentlich einzuwenden? NICHTS. Sie ist eine schlichte Tatsache. Wir verfügen über ein WWW, selbst im tiefsten Afrika. Das ist Globalisierung in Reinkultur, und zwar auf die denkbar basisdemokratischste Art. Die Frage kann also nicht lauten, OB Globalisierung stattfinden darf, soll und muß, sondern allenfalls WIE und von welchen Kräften gesteuert. Pikanterweise sind die heute lautsten Globalisierungsgegner genau JENE Kräfte, die folgender Hymne folgen:
https://www.youtube.com/watch?v=UXKr4HSPHT8
Man beachte, daß der deutsche Text gegenüber dem französischen Original erheblich entschärft ist...
GLOBALER Herrschaftsanspruch einer einzelnen Ideologie trifft auf das - selbstverständlich ebenfalls globale - Naturgesetz von Angebot und Nachfrage. Die einen sind dagegen, weil sich Naturgesetze nicht von Ideologien beherrschen lassen. Die anderen sind dafür, weil der Mensch die Fähigkeit hat, sich Naturgesetze nutzbar zu machen. Oc persönlich sehe die Globalisierung als größte Chance, im Grunde auch als einzige Perspektive der Menschheit an irgendwann tatsächlich zu einer Einheit zu werden - aber ich habe genug historisches Hintergrundwissen, um mir völlig darüber im Klaren zu sein, daß das nicht innerhalb der nächsten Jahrhunderte geschehen und daß es kein linearer Prozeß sein, sondern daß es immer und immer wieder Rückschläge, Nebenwege, tote Äste, aber auch zielführende Umleitungen geben wird. Es ist so billig, die Unternehmensgewinne von BASF in Opposition zu den Einkommen ihrer Beschäftigten vor Ort zu setzen... es ist schon wesentlich komplexer, die Einkommensverhältnisse der BASF-Angestellten vor Ort ins Verhältnis der DORTIGEN Strukturen zu stellen - der Mensch, DU, aber auch ICH, tut sich nie leicht damit, den eigenen Standpunkt, die eigene Realität außen vor zu lassen und sich einer anderen zu stellen, geschweige denn, diese als gleichwertig zu akzeptieren. Wat dem ienen siehn Uhl, is dem annern siehn Nachtigal - das ist schon auf auf Wurfweite nicht einfach zu realisieren, über Dimensionen wie Deutshland-Europa-Afrika erst recht nicht.
Eine Fehlentscheidung, dieses Treffen ausgerechnet in Deutschland und ausgerechnet in Hamburg stattfinden zu lassen? Nein: der Fehler liegt darin, daß solche Treffen ÜBERHAUPT zum Sicherheitsproblem werden können und man das als legitim hinnimmt, nur weil der zu erwartende Krawall von links kommt, nicht von rechts. Käme er von rechts der Gipfel fände statt und es käme zu keinen größeren Krawallen, weil man schon im Vorfeld alles aussortiert hätte, was als Unruheherd in Frage käme. Aber: Links ist gut, Rehts ins böse. Und das nicht erst seit Hamburg, sondern seitdem es diese und vergleichbare Treffen gibt. Seattle... NICHTS hat sich seither geändert. Nichts hat seit jeher - in Deutschland: seit 1968 - die grundlegende Frage zur Diskussion gestellt, ob und inwiefern "linke" Ideologie in irgendeiner Weise ''besser" wäre als jede andere Ideologie auch. BIS HEUTE NICHT. Und das wird sie auch morgen nicht werden...
Zur HJ/FDJ: WAS fehlt??? Nix fehlt. Was den Kindern und Jugendlichen heute fehlt, ist schlicht und ergreifend der Freiraum OHNE ideologische Kontrolle. Und die FREiZEIT', die sie unkontrolliert verbringen könnten. Du gehst schlicht von dem Irrglauben aus, Kinder und Jugendliche bräuchten ORGANISIERTE "Angebote" unter pädagogischer Obhut: genau das brauchen sie NICHT!!! Das haben sie im Überfluß... Und es schadet ihnen so sehr...
Jan-Patrick lernt heute nicht mehr, Kevin-David mit der Schaufel eins überzubraten, um seinen Willen durchzusetzen. Er lernt auch nicht, daß er mit der Schaufel gegen Sven nix ausrichten kann, weil Sven nicht nur größer ist und die Schaufel mit mehr Wumms führen kann, sondern obendrein noch Kai, Sören und Paul im Gefolge hat, jeder für sich mit eigenen Schaufeln bewaffnet. Er lernt gar nicht erst, dagegen adäquate Strategien zu entwickeln, denn lange vorher kommt die Erzieherin und erklärt allen Beteiligten, daß es nicht nett ist, die Schüppe zu schwingen, weder für sich selbst noch gegen andere.
Was ist das Resultat? Jan-Patrick lernt, daß der Weg des geringsten Widerstandes der ist, daß man nicht selbständig agiert und reagiert, sondern Autoritäten beizieht, denen man sich und sein Anliegen unterwirft.
ANGEBOTE??? Der Sinn und der Reiz der Kindheit und Jugend sollte eigentlich darin bestehen, keine "Angebote" zu brauchen, sondern sich die selbst zu schaffen. Je weniger "Angebote" vorhanden waren, desto geringer war die Wahrscheinlichkeit, über ein gewisses Maß an "Dummejungentum" hinaus auffällig zu werden, zumindest hier im Westen. Wir waren nicht staatlich organisiert wir haben uns schlicht als Kinder geprügelt und als Jugendliche geknutscht, mit den Feinden von gestern zusammen gekifft, auf alle Autoritäten geschissen und hatten nicht nur Spaß dabei, sondern uns unser Denken und Tun von niemandem vorschreiben lassen müssen.
Oh, ja, es GIBT einen Unterschied zwischen einer HJ/FDJ-geprägter Kindheit und einer normalen: und normal im Sinne von "natürlich" ist immer noch das, was nicht FDJ-geprägt ist.
P.S.: Hier im Westen bekamen nur so viele einen Ausbildungsplatz, wie auch Ausbildungsplätze vorhanden waren. Und so viele einen Arbeitsplatz, wie Arbeitsplätze vorhanden waren (das waren für mein Generation jeweils entschieden zu wenige): aber wir haben uns -damals noch - NICHT dadurch ruiniert, daß wir nach dem Staat gebrüllt hätten, damit der Arbeitsplätze schafft, die es deshalb nicht gab, weil sie keiner brauchte und sie wirtschaftlicher Nonsens waren. Die Wirtschaft gab die Ausbildungsplätze nicht her, sie gab die Arbeitsplätze nicht her, also hatte man Abitur und ein abgeschlossenes Studium - und fuhr Taxi. Oder man schulte als Spitzenwissenschaftler auf einen Beruf um, für den ein Hauptschulabschluß gereicht hätte. Das "summa cum laude" ließ man, wenn nötig, einfach unter den Tisch fallen, weil "überqualifiziert" gar nicht mehr ging, "sozial benachteiligt", Dank linker Intervention inzwischen zum Schlüssel des Erfolgs geworden war...
Ich bin froh, mir meinen real vorhandenen Arbeitsplatz selbst gesucht zu haben und mir nicht von einer Partei - heute: Regierung - habe schenken lassen müssen.
Und ich werde mich immer gegen jede Regierung wehren, die meint, sie müsse mir Geschenke machen: timeo Danaos et dona ferentes. Ich bin mir völlig darüber im Klaren, daß ich einer aussterbenden Art angehöre. Aber ich werde trotzdem versuchen, mein Erbe weiterzugeben.
Liebe Bendert, danke für deine ausführliche Antwort.
An der gibt es aber mindestens genausoviel zu kritisieren bzw. zu antworten wie du mir.
Ich meinte, Hass erkannt zu haben. Aber das ist ja auch relativ.
FDJ-"geprägt" war meine Jugend nicht (Kindheit schon gar nicht, bei den Pionieren war ich nicht) ich hab mich dann einfach nicht mehr ausschließen wollen.
Wir haben ein ganz normales Leben als Kinder und auch als Jugendliche geführt, haben uns getroffen, für die Chefs unter dem Vorwand, es sei eine FDJ-Veranstaltung, in Wahrheit fuhren wir baden, oder veranstalteten fröhliches Jugendleben, dass die gegenüberliegende Polizeidienststelle sich morgens beim Chef beschwerte...
Ich hatte auch einen ausfüllenden und geachteten Beruf im Osten, meine Frau auch, auch wenn du das kaum glauben kannst. Ich wurde gebraucht und habe mein (technisches) Fach ganz gut verstanden. Ebenso meine Frau, nur auf anderem Gebiet.
Das mit den Ausbildungs-und Arbeitsplätzen, die im Westen "nicht vorhanden waren" ist natürlich ein fataler Fehler des freien Kapitalismus, in dem keine Regierung Macht oder Möglichkeiten hat, selbst wenn sie wollte, die Jugend sinnvoll zu fordern und zu fördern und die Arbeitswilligen ebenso einzusetzen. Man sollte besser sagen, die Wortschaft zu zwingen, das Nötige zu tun. Ebenso hat sie (die Regierung) keine Ahnung, wie man Bildung (Schulbildung) sinnvoll organisiert. Ein Bekannter (früher Lehrer, jetzt weit über 70, und er gibt Nachhilfe) erzählt. dass ihm die Tränen kommen, wenn er die Schüler und die Schulbücher sieht. Er sagt, das Schulbildungswesen sei in der DDR eins der besten der Welt gewesen, es hat nur die politische Belästigung gestört.
Die hat man aber als "normaler" Schüler einfach weggesteckt. Es gab Wichtigeres für uns.
Wir haben übrigens mehrere Kinder groß- und erzogen, nicht politisch oder von Pionieren und FDJ "geprägt" (du überschätzst diese "Prägung" absolut). Aus allen sind "normale" und sehr vernünftige Menschen geworden, die heute ebenfalls ihren Mann/Frau stehen.
Ich glaube, du hast von unseren Verhältnissen eine etwas falsche Vorstellung. Ist ja auch kein Wunder...
Aber erklär mir doch mal deine Vorstellung, was LINKES Denken eigentlich sein soll. Meinst du Gegner des globalen Kapitalismus?
Ist der etwa nicht kritikwürdig? Man sollte endlich mal anfangen, nach einer vernünftigen Alternative zu suchen. Beide Gesellschaften, die ich kennengelernt habe, sind nicht vernünftig, wenn auch als unterschiedlichen Gründen.
Der von dir genannte Effekt eines solchen Gipfels, miteinander zu sprechen, ist auch der einzige, den man anerkennen kann.
Nur: Deshalb einen solchen Klamauk zu veranstalten? Und: Es ist auch nicht zu erwarten, dass deshalb das Schießen aufhört.
Und du hast doch gesehn, Trump hat versucht, mit Putin eine vernünftigere Basis herzustellen. Was geschah als er zurückfuhr?
Die ewig Gestrigen in den USA, die aber sehr mächtig sind, haben ihn sofort zurückgepfiffen.
Diese Leute brauchen Feinde, sonst geht ihre Wirtschaft (Waffen usw.) den Bach hinunter.
Ach so ja, nein, normale Menschen sind diese Staatschefs natürlich nicht. Sie führen Staaten, zumindest politisch, und sehr oft auch in sehr unvernünftige Kriege, und die nur, um noch mehr Macht und Einfluss zu bekommen.
Schaust du dir auch mal solche Berichte an, wie kürzlich den, der sich mit der Zeit nach dem 11. Sept befasste (ich glaube auf Arte)?
Ich glaube kaum, dass solche Filmemacher als LINKE verleumdet werden können, aber was sie sagen, ist sehr deutlich und wer hinschaut und -hört, kann so manches politisch dazulernen.
Was du mir unterstellst, ich unterläge einem Irrglauben, ist natürlich falsch. Natürlich muss man Kindern und Jugendlichen Angebote machen!
Was meinst du wohl, hätte man mir als jugendlichem Schulabgänger kein Angebot gemacht, was hätte ich wohl tun sollen? Mit 'ner Bierflasche mich auf die Straße stellen wie so manche im ach so freien Deutschland?
Was uns zuerst auch sehr negativ auffiel nach dem Beitritt zum Westen, war, dass die Lehrer sich offenbar weigerten, auch erzieherisch zu wirken. Sie seien nur Wissensvermittler, hieß es. Was dabei herauskommt, hat man auch in Hamburg wieder gesehen.
Du glaubst, man bräuchte nur grenzenlose Freiheit, dann würde schon alles richtig und gut laufen?
Das ist der Irrglaube.
Was meinst du, weshalb die Politik mit Hilfe der Medien die Menschen unentwegt manipulieren?
Sie machen es freilich nicht so wie Goebbels, sondern viel geschickter, aber das Ziel ist trotzdem klar. Man will nur zahme, schwule oder Schwulen-mögende Leute, nicht aufmuckende Menschen haben.
Die anderen stören, sind Nazis, rechts- oder linksradikal, antisemitisch, ausländerfeindlich oder intolerant und gehören nicht dazu.
Man versucht gar nicht, sie bzw. ihre Motive und Denkweise auch nur ansatzweise zu verstehen.
Nebenbei höre ich grade RADIO CLASSIQUE, Puccini, Madam Butterfly, Un bel di vedremo...
Die deutschen "Staatssender" mag ich meist nicht mehr hören. Ich will Manipulation nicht mehr zulassen, in keiner Weise.
Mir kommt schon die Galle hoch, wenn ich hören muss, wie McCain Putin als Killer beschimpft oder Bush und Obama als Massenmörder mit ihren Drohnen Leute umbringen lässt.
Dass sie selbst die Killer sind, kommt denen natürlich nicht in den Sinn. Die bringen ja Freiheit, Demokratie und Menschenrechte...
Ach geh mir... Die Politiker sind einfach nur noch zu Ko... Keiner bringt es, keiner tut das, was er verspricht, keiner von denen steuert wirklich den globalen Kapitalismus, wie du schreibst. Die Steuermänner sind längst festgelegt und lassen sich nicht in ihr Geschäft reinreden. Von wem denn? Von Merkel etwa?
Ich habe längst den Eindruck, die sind alle nur Schauspieler, Sprechpuppen und Wegbereiter für die eigentlich Mächtigen, die längst die Fäden in der Hand haben...