Addis Abeba, April 2014
Mein Freund hatte mich vorher "gebrieft" : es ist Ostern und wir werden zu dieser Kirche laufen, da kommen Massen Leute ... und du solltest dich darauf einstellen, dass die möglicherweise alle an der "Diebes-Akademie" ausgebildet sind.
Im Regen liefen wir dann vom Hotel "intercontinental" aus den matschigen Berg rauf zur Kirche.
Ich war im wesentlichen damit beschäftigt, mein Portemonnaie in der vorderen Hosentasche festzuhalten.
Und ich staunte über den äthiopischen jungen Mann, der vor mir lief: die beiden alten Weiber hinter ihm rammten ihm ständig ihren Regenschirm ins Genick, und das Rinnsal lief ihm den Hals hinunter, in den Kragen seines T-Shirts.
Aber der schien das gar nicht zu bemerken, weil er so in sein Gebet vertieft war.
Ich war nahe dran, ihn anzustubsen, aber ich zündete mir dann lieber eine Zigarette an.
Als wir dann bei der Kirche waren, sagte mein Freund zu mir, ich solle kurz auf ihn warten. Er wolle unbedingt hinein gehen, um ein Gebet für seine verstorbene Mutter zu sprechen.
Ich solle hier an Ort und Stelle auf ihn warten.
Dann stand ich da und wartete.
Mit einem riesigen Regenschirm in der Hand vom Hotel "intercontinental".
In der anderen Hand eine Zigarette.
Ich stand auf dem Portal der Kirche und die Situation wurde zunehmend unhaltbar, denn die Gläubigen küssten die Treppenstufen der Kirche - und fast hätten sie auch meine Schuhe geküsst. Und ich stand da und panisch wählte ich seine Handynummer.
Dann kam er zurück, aber nicht allein, sondern in Begleitung eines Priesters.
Und es wurde von mir erwartet, dass ich das Kreuz küsse, dass er in der Hand hielt.
Ich dachte: von mir aus, ist mir jetzt auch wurscht, auf dem Weg zur Kirche habe ich eine Bar gesehen - und da will jetzt schnellstmöglich hin.
Und abgehoben bin ich schon mehrmals. Allein!
