ist das Wort, mit dem Deutschland sich von anderen Massenmorden an Völkern unterscheidet.
Mein Leben lang betrauere ich auch einen einzelnen Toten, der nicht im Bett gestorben ist, sondern ermordet wurde.
Und wie gerade erwähnt, ein Toter oder 6 Millionen, für mich ist da kein Unterschied, die Masse von anonymen Opfern, ja, der einzelne hat eine Geschichte, das wäre zumindest für mich noch ein Unterschied.
Nun denke ich, jedem Toten ist das letztlich gleich. Er wollte leben und wurde von Deutschen, und auch anderen Gleichgesinnten bestialisch umgebracht.
Warum muss Deutschland immer von der Einzigartigkeit dieses Verbrechens sprechen?
Die Welt soll ja lt. Hawkins noch maximal 1000 Jahre in dieser Form noch existieren können, da werden sicher noch viele Genozide und andere Massentötungen geschehen.
Auch ich habe lange über diese Frage nachgedacht, mir Filme aus dieser Zeit anfgeschaut, mit Verbrechen früherer Kriege verglichen, um das Mosaiksteinchen zu finden, das dien 2. Weltkrieg so einzigartig macht. Ja auch Judenprogrome hat es schon früher gegeben, Juden haben auf Scheiterhaufen gebrannt.
Ich würd sagen, das Einzigartige war der hohe Organisationsgrad. Hitler nannte es "den Totalen Krieg". Das gesamte gesellschaftliche Leben, die gesamte Logistik wa rauf diesen Krieg und die geplante Vernichtung der Juden optimiert. Ich denke da auch an das Buch Ester der Bibel. Hätte Haman den Holocaust durchführen können. So wie ich die arabische Welt einschätze, ja. Der hätte wie Hitler genug Mitstreiter für dieses Anliegen gefunden. Aber der hatte noch keine Eisenbahn. Er hätte zwar Listen mit den zu ermordenden Juden schreiben lassen können, ein KZ im Wüstenklima wäre im Interesse der Vernichtung der Lagerinsassen auch höchst effektiv gewesen, einfach kein Wasser zu trinken geben in der Gluthitze. Aber um die Juden in KZ zu verbringen hätte er ein Transportsystem ähnlich dem Hilers (Eisenbahn) gebraucht. Haman hätte aber durchaus Militärmassaker hierfür anwenden können. Wenn er weiß, wo Juden wohnen, kann erjede Straße systematisch abarbeiten, genau so planvoll, wie Hitlerdeutschland. Nur halt ohne KZ ausschließlich mit seiner Armee.
Auch dort wären viele Menschen am Judenmord mitschuldig geworden, wenn sie entweder in Hamans Armee dienen und sich dann an diesen Massakern beteiligen oder wenn sie die Verstecke jüdischer Mitmenschen an Hamans Truppen verraten. Wer sich jedoch da rausgehalten hätte wäre frei zu sprechen.
In Deutschland jedoch war das System insgesamt viel enger vernetzt. So eng, das sogar die Sozialhilfeempfängerin, die den Mantel der Winterjhilfe für ihr Kind dringend braucht, moralisch mitschuldig werden konnte, dann nämlich, wenn dieser Mantel vorher einem jüdischen Kind oder anderem KZ Insassen gleichen Alters gehört hat.
Andere sind beruflich in Branchen tätig gewesen, die mittelbar oder unmittelbar entweder der Wehrmacht zuarbeiten, UNiformen fertigen, Verpflegung für die Wehrmacht bereit stellen, Waffen produzieren oder Transportlisten für die KZs schreiben. Durch die enge Verflechtung war jeder in irgendeiner Weise mehr oder weniger mitschuldig an diesem Massenmord. Ja auch wer nur einen Namen auf eine KZ Liste geschrieben hat. Die Persönliche Einstellung kommt moralisch noch dazu. Macht derjenige den Job, weil er sonst nix zu essen hat oder macht ihm das Morden Spass. Kann der Einzelne auch Nein sagen? Heute wissen wir das an sehr vielen Stellen, eine Verweigerung ohne persönliche Konsequenzen möglich war. So manche Armeeeinheit hatte Vorgesetzte, die ihre Soldaten gefragt haben, ob sie sich an der bevor stehenden Erschießung beteiligen wollen. Wenn nicht, hätte das absolut keine nachteiligen Folgen für den Aufrechten gehabt, aber so manscher hat dennoch mitgemacht.
Aber auch das kann ich mir noch für frühere Kriege vorstellen. Ich denke, das wirklich einzigartige war der hohe Organisationsgrad der Mordmaschine, der "Totale Krieg".
Heute gehen Söldner in den Krieg. Da muss nicht jeder hin, bei Hitler galt Wehrpflicht. Und heute gibt es außer den Kampfeinsätzen noch das zivile Leben. Und nicht jede Familie hat einen Verwandten im Krieg. Das war damals anders.
Wer kann mir klarmachen, was <einzigartig> heißt?
Ich hoffe, einen kleinen Dekanstoß gegeben zu haben. Hinzu kommt das bis damals ungekannte Ausmaß des Mordens und möglicherweise bis da hin unbekannte Waffen, die zum Einsatz kamen.
Und die Grausamkeit mit der dieser Krieg geführt wurde. Früher waren aber garantiert auch Zivilisten betroffen. Ob im gleichen Ausmaß, könnte in der weiteren Diskussion hier betrachtet werden. Wir suchen ja das was den 2. WK einzigartig macht.