Da bin ich sicher, dass dies noch in weiten Teilen gang und gäbe und hoch gepriesen als erzieherische Maßnahme ist. "Hat ja uns auch nicht geschadet". So bleibt alles beim Alten. Und auch die quasi doppelte Strafe. Warte nur, wenn Vater nach Hause kommt! ;-( Doppelte Strafe für das "böse" Kind. Die psychische Angst und der körperliche Schmerz.
Es ist wie es ist: Ein Armutszeugnis für den Bestrafer.
Was jetzt nichts damit zu tun hat, ob es im Endeffekt wirklich schadet, der kleine Klaps. Das kommt auch auf das Kind an. Das eine ist härter im Nehmen und vergisst schneller, das andere knabbert an der Demütigung lange.
Muss nicht sein!
Ich habe das absichtlich nicht gewertet, weil ich mir nicht sicher bin, ob das Ideal der gewaltlosen Gesellschaft und gewaltlosen Erziehung überhaupt erreichbar ist und ob es darüber hinaus dem Kind eher nutzt oder Schadet, die Erziehung entsprechend aus zu richten.
Von Ideologen wird meist eine emotionale Aufrüstung der Sprache betrieben und das Ideal als Realität betrachtet bzw. als Gegeben voraus gesetzt. Ein Klaps auf den Popo ist keine Bestrafung, die über den Schmerz wirkt und es ist grenzwertig, das als "Schlagen" zu bezeichnen, es ist ganz richtig bemerkt, eher eine Demütigung und fällt damit in den Bereich der psychischen Strafen. Ebenso ist es unrealistisch zu glauben, Kinder würden ohne die Erfahrung von Schmerz oder Demütigung heranwachsen können, die Frage ist nur, in welchem Ausmaß und vom wem.
Die entsprechenden Verbote körperlicher Strafen erreichen natürlich die Eltern in Europa, respektive Mittel- und Nordeuropa und haben ihre Auswirkungen. Aus meiner Sicht findet Bestrafung heutzutage daher verstärkt Psychisch (Aufmerksamkeits- oder Liebesentzug), Materiell (Kein Taschengeld, Geschenke etc.) oder Sozial (kein Handy, Facebook, E-Mail, Zimmerarrest usw.) statt. Manche flüchten sich auch vom Schlagen zum hart anfassen, schütteln, schubsen, anschreien. Was da jetzt besser ist, kann ich nicht beurteilen, halte es aber für wichtig, das man von den Eltern auf das reale Leben vorbereitet wird und nicht auf ihre Fiktion einer gewaltlosen Gesellschaft. Eltern, die mit der Erziehung überfordert sind, gibt es in jeder gesellschaftlichen Schicht, genau so, wie es in jeder Schicht Kinder gibt, die sehr schwer zu erziehen sind. Das Bestrafung per se den Bestrafer diskreditiert, würde ich aber auch nicht behaupten, das hängt immer vom Einzelfall ab, denn wenn Kinder außer Kontrolle geraten, kommt der Staat am Ende selbst mit Maßnahmen zur Bestrafung und Abschreckung.
Auch die Kultur hat komplexe Einflüsse. In Südamerika, wo ich gerade lebe, ist Gewalt gegen Kinder viel weiter verbreitet als in Europa, gleichzeitig ist der familiäre Zusammenhalt viel stärker. Niemand käme auf die Idee, weil er als Kind ab und zu geschlagen wurde, seine Eltern als Schlecht zu empfinden oder gar den Kontakt ab zu brechen. Körperliche Gewalt hat also soziale oder psychische Auswirkungen, die auch davon ab hängen, in welcher Kultur man auf wächst, den die moralische Bewertung einer Strafe beeinflusst auch das psychische Leiden, welche sie verursacht, sobald das Kind etwas älter ist.
Sollte ich mal Kinder haben, würde ich wohl selbst versuchen auf körperliche Gewalt zu verzichten, in der Hoffnung auf Kinder, welche mit Erklärungen etwas anfangen können.