Der Zorn gegen die Ungeimpften
Stephans Spitzen: Mitleid mit den Enttäuschten und Getäuschten
Von
Cora Stephan
Di, 16. November 2021
Die Gehässigkeit ist erschütternd, mit der ein großer Teil der deutschen Öffentlichkeit den Millionen Mitbürgern begegnet, die sich nicht gegen Corona impfen lassen. Sie dienen als Sündenbock für enttäuschte Hoffnungen.
Vielleicht muss man es ihnen nachsehen, wenn sie voller Wut auf auch nur den kleinsten Einwand gegen das derzeitige Impfregime reagieren. Vielleicht muss man ihnen verzeihen, wenn sie einen enthemmt beschimpfen, nur weil man Zweifel daran äußert, dass Impfen der „Gamechanger“ sei. Vielleicht muss man es sogar ertragen, dass sie eine ganze Bevölkerungsgruppe – die Ungeimpften – einsperren oder wenigstens aussperren möchten, was unter anderen Umständen als „gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit“ strafwürdig wäre.
Kaum noch erträglich finde ich allerdings den beliebten Verweis auf die Intensivstationen, auf denen lauter röchelnde Covidkranke lägen – und den Wunsch, man möge ungeimpft Erkrankten das Intensivbett verweigern. Das widerspricht nicht nur den Belegungszahlen auf den Intensivstationen (in diesem Jahr mit weniger Betten ausgestattet als im vergangenen Jahr), dort liegen überwiegend bedauernswerte Menschen aus ganz anderen Gründen. Es ist auch von einer Gehässigkeit, die mich langsam erschüttert.
Und ganz und gar unverständlich finde ich Meldungen wie „Die Zahlen explodieren“. Ja, welche denn? Die Zahlen positiver Tests? Die Zahlen Infizierter? Die Zahlen Erkrankter? Die Zahlen Hospitalisierter? Die Zahlen der Toten? Ohne solche Differenzierungen betreibt man, mit Verlaub, nichts als Panikmache. Es wiederholt sich der schlechte Stil von 2020: nichts dazugelernt....
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