Vielleicht sollte man in dieser Diskussion die größeren Zusammenhänge nicht außer Acht lassen. Denn diese sind für die Entscheidungen in Brüssel massgeblich.
Anders als bei den vielen Realitätsverweigerern hier gibt es unter Wissenschaftlern und unter einer übermäßigen Mehrheit der Politik eine grundlegende Einigkeit darüber, dass wir es weltweit mit einem vor allem durch den Menschen verursachten Klimawandel zu tun haben.
DAS muss man in der Debatte mit bedenken, sonst greift man viel zu kurz!
WEIL dies so ist, wurden weltweit auch Abkommen beschlossen und Zusagen gemacht, wie man gegen diesen Klimawandel ankämpfen möchte.
DAZU gibt es Selbstverpflichtungen der EU sowie der Nationalstaaten, gepaart mit internationalen Zusagen zu diesem Thema.
Es ist völlig klar, dass diese Zusagen nicht eingehalten werden KÖNNEN, wenn man das Thema Verkehr nicht diesbezüglich mit einbezieht.
Das bedeutet, dass wir einen Umstieg in Richtung Elektromobilität brauchen, weil alternative regenerative Antriebskonzepte (Wasserstoff, Brennstoffzelle) derzeit nicht ausreichend ausgereift zur Verfügung stehen, um im Massenmarkt tauglich eingesetzt werden zu können.
Dies ist auch der deutschen Automobilindustrie klar - weshalb sich da die Positionen von Daimler, BMW, Audi, VW, etc. etc. auch nur in Nuancen unterscheiden.
Dazu kommt, dass die deutsche Automobilindustrie bezüglich Elektromobilität noch aufzuholen hat - eine Fokussierung auf Elektromobilität ist auch deshalb sinnvoller, als parallel zusätzlich sich noch mit weiteren bisher eher wenig erfolgsversprechenden Alternativen auseinander zu setzen.
Gleichwohl gehöre ich nicht zu den Skeptikern, die die deutsche Automobilindustrie gleich totreden....
So oder so wird es Arbeitsplatzverluste in der Automobilindustrie geben. Das hat damit zu tun, dass Elektroautos von den Antrieben her einfacher sind, als Automobile, die dadurch angetrieben werden, dass sie versuchen, die Explosion von Triebstoffen irgendwie beherrschbar zu machen.
Die Automobilindustrie befindet sich in einem ganz anderen Konversionsprozess als der, der hier zerredet wird.
Faktisch wird die Mobilität der Zukunft anders aussehen, als die heutige.
Während viele der 40+x Jahrgänge Mobilität noch als Akt der Freiheit mit eigenem Auto begreifen, leben jüngere Menschen das zunehmend mehr anders. Je städtischer die Umgebungen sind, desto belastender wird das Auto erlebt.
Das EIGENE Auto ist da mehr noch Ballast. Es geht sukzessive in Richtung der Share Economy - mit Carsharing und anderen Mobilitätsmodellen - inklusive einem in städtischen Umgebungen gut ausgebauten Nahverkehr und auch Fahrradverkehr.
Wenn die Automobilanbieter hier noch im Geschäft bleiben wollen, dann müssen sie andere Konzepte anbieten. Vergleichbar zu CD-Produzenten der Vergangenheit, die heute in einem Geschäft unterwegs sind, in welchem Streaming das bestimmende Element ist, stehen wir in der Mobilität vor vergleichbaren Fragestellungen. Nicht mehr das eigene Auto ist wichtig - die Möglichkeit jederzeit mal eben auf die Schnelle hundert Kilometer zurücklegen zu können, die ist hingegen schon wichtig. Dazu brauche ich aber kein EIGENES Auto, sondern nur das Vertrauen dahin, dass ich jederzeit, wenn ich das will und brauche, ich auch EIN Auto bekomme.....
DAS darf dann auch elektrisch sein - das stört nicht. Und die langen Ladezeiten stören auch nicht. (Ist ja nicht das Auto, was ich gerade jetzt brauche, welches geladen wird.....)
Insofern erleben wir gerade einmal wieder, wie eine komplette klassische Industrie durch Digitalisierung und disruptive Marktveränderungen einen Wandel durchläuft. Und E-Mobilität passt zu diesem Gesamtkonzept ziemlich gut!
E.Mobilität lässt sich Klimaneutral abbilden - wenn man die Stromerzeugung nur auf regenerative Energien umstellt. Beim Benziner oder Diesel geht das aus systemischen Gründen einfach nicht. Und der Wasserstoff- oder Brennstoffzellenantrieb steht derzeit wettbewerbsfähig nicht zur Verfügung. Das ist einfach Fakt. Wäre es anders - die Automobilanbieter würden viel lieber an diesen Alternativen arbeiten, weil diese viel näher am heute noch überwiegend im Einsatz befindlichen Verbrennungsmotor dran sind.
Dass bei e-Mobilität die Batterietechnik und auch die Erzeugung von Strom in den Fokus gerät, ist aus Sicht der Automobilhersteller wünschenswert - damit sind sie aus der Schusslinie. Aus Sicht der Stromanbieter ist das auch kein Problem - denn die haben schon passende Konzepte, um ausreichend Strom aus regenerativen Quellen zur Verfügung zu stellen. Auch die Herstellung von ausreichend Ladestationen ist im Grunde genommen ziemlich trivial. Einige Kabel zu verlegen.....das ist wesentlich leichter, als beispielsweise an den Zapfsäulen einen neuen Kraftstroff zu etablieren....
Hier wird gerne (wen wunderts) schwarz-weiß argumentiert. Gleich so, als ob der Umstieg auf Elektromobilität von heute an quasi über Nacht zu 100% stattfinden würde.....dem ist aber nicht der Fall. In einem Übergangsszenario von mindestens 10, wahrscheinlich aber 20 oder 30 Jahren ist es kein Problem, ausreichend Fahrzeuge, Batterien, Ladestationen und auch regenative Energieversorger zur Verfügung zu stellen. UND: Man wird sich auch in den Maßnahmen Fokussieren und auch gemischte Strategien fahren.
Das gesamte Konstrukt wird erst dann unsinnig, wenn man zu den 2% Realitätsverweigerern gehört, die entgegen dem Stand der Wissenschaft und mehr noch der Vernunft noch immer der Meinung fröhnen, dass man doch lieber die nächsten 100 Jahre so weitermachen sollte wie bisher....also gerne auch knappe Kohle, Erdgas und Erdöl mit niedriger Effizienz zu verbrennen....
Über Details können wir gerne streiten - über die breite Linie aber ist es einfach nur Sinnfrei, wenn noch immer Thesen vertreten werden, die ein "Weiter wie bisher" für den richtigen Weg halten.....
Um nur mal einges klar zu machen: Unternehmen wie Nokia, was einst innovativer Vorreiter im Umfeld der Mobile Phones war, sind vom Markt verschwunden, weil sie irrelevant wurden.
Der Zug der Zeit geht in die Richtung, dass zu einem hohen Anteil klassische Automobile irrelevant werden - aber diese Erkenntnis ist hier einfach noch nicht angekommen, weil man sich der Realität nicht stellen will.